Internationales Festival erstmals in Frankfurt und Offenbach Theater der Welt bietet Unglaubliches

Angela Dorn im Capitol in Offenbach. Bild: Faure

Offenbach/Frankfurt (jf) – Theaterleute aus aller Welt erproben in einem Festival neue Aufführungsmöglichkeiten, entwickeln neue Sichten auf die Welt. Das war und ist die Idee des Formats Theater der Welt, das Ende der 1970er-Jahre vom Internationalen Theaterinstitut – Zentrum Deutschland ins Leben gerufen wurde und 1981 startete. Die 16. Auflage des alle drei Jahre stattfindenden Events kommt vom 29. Juni bis zum 16. Juli zurück an den Main.

1985 richteten Künstler und Organisationen das zweite Festival in Frankfurt aus, nun findet Theater der Welt zum ersten Mal in zwei Städten statt. Erstmals wird das Event von einer Nicht-Europäerin kuratiert. Anna Wagner, die gemeinsam mit Marcus Droß das Künstlerhaus Mousonturm in Frankfurt leitet und eine von fünf Co-Intendanten des Festivals ist, begrüßte zu einer Programmvorschau im Capitol in Offenbach. Zugeschaltet waren das Goethe-Institut in Tokio und Theaterleute aus aller Welt.

Offenbachs Oberbürgermeister Felix Schwenke lobte seine Stadt: „Wir nennen uns die Seele von Hessen.“ Augenzwinkernd ging er auf Animositäten der benachbarten Städte ein und fügte hinzu: „Das Festival wird dazu beitragen, Rivalitäten auszuräumen. Es hat Strahlkraft für ganz Hessen.“

Die hessische Kultusministerin Angela Dorn sprach von einem „großartigen Programm“ und einem „Theater der Welten“. Die diverse Region Frankfurt-Offenbach passe da wunderbar. Das Festival biete die Möglichkeit, mit künstlerischen Mitteln Krisen und Kriegen etwas entgegenzusetzen. Frankfurts Kulturdezernentin Ina Hartwig würdigte die gute Kooperation der veranstaltenden Institutionen Künstlerhaus Mousonturm, Museum Angewandte Kunst, Schauspiel Frankfurt und Amt für Kulturmanagement der Stadt Offenbach. Yvonne Büdenhölzer, Präsidentin des Internationalen Theaterinstituts in Deutschland, verwies auf die unterschiedliche weltpolitische Lage in den Jahren 1985 zur zweiten und nun zur 16. Auflage des Festivals.

Kuratorin Chiaki Soma ist eigentlich in Tokio zuhause. „Wir befinden uns in einer globalen Welt mit vielen unterschiedlichen Anschauungen. Es gibt nicht nur eine Perspektive aus der Sicht der Menschen, es müssen auch Tiere, Pflanzen und Dinge einbezogen werden.“ Per Livestream war das Podium mit dem Goethe-Institut in Tokio verbunden. Dort sprach Satoko Ichihara über ihr Stück „Die Bakchen. Holstein-Milchkühe“, das auf einem Schauspiel von Euripides basiert. Ichihara adaptiert die Vorlage auf satirisch-bizarre Art und aus weiblicher Sicht. „Japan steht im Genderatlas auf Platz 116 von 146 Ländern, das 2019 uraufgeführte Stück war eine starke Botschaft. Ich möchte keinen Konflikt zwischen den Geschlechtern, sondern Heilung“, äußerte die Autorin.

Ein weiterer Gesprächspartner war Apichatpong Weerasethakul (Chiang Mai/Thailand). Er zeigt die Inszenierung „A Conversation with the Sun“ (Ein Gespräch mit der Sonne). Der Künstler arbeitet mit virtueller Realität; Besucher wandeln mit VR-Brillen an bespielten Leinwänden vorbei, gelangen in einen Schwebezustand.

Unter dem Titel „Young Worlds“ werden Kinder und Jugendliche angesprochen, beispielsweise führen Teenager die Gäste durch Offenbach und es werden gemeinsam Orte entdeckt, die den jungen Menschen wichtig sind.

Während des Festivals wird das Museum Angewandte Kunst zum „Incubation Pod“, in dem die Besucher verschiedene künstlerische Ideen kennenlernen können. Es gibt interaktive Installationen, virtuelle Realitäten, Performances, Workshops und Gespräche, an zwei Wochenenden sogar bis in die Nacht hinein.

18 Tage, zehn Spielorte, 36 internationale Produktionen und Gastspiele – Interessierte erfahren Details zum Festival online auf theaterderwelt.de.

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