Der nächste Laden an der Ludwigstraße in Steinheim schließt Fachgeschäft gibt auf

Über Jahrzehnte gab es an der Ludwigstraße in Steinheim einen Schreibwarenladen. Ende September hat das Geschäft seine Türen geschlossen.

Hanau-Steinheim – Das Ladensterben an der Steinheimer Ludwigstraße geht weiter. Mit „Henkel Schreibwaren“ hat ein Eckpfeiler der Geschäftswelt seine Pforten Ende September für immer geschlossen. Der Laden war über Jahrzehnte eine Institution im Stadtteil. Generationen von Schülern haben dort Hefte und Ordner, Füller und Bleistifte gekauft. Vor elf Jahren hatte Oliver Henkel das Geschäft von Petra Jeckel übernommen, davor gab es an der Ludwigstraße Schreibwaren/Schreibmaschinen Lösch.

Im September nun informierte ein Zettel im Schaufenster der Ludwigstraße 85 die Kunden über die bevorstehende Schließung und die Gründe. „Nach harten Kämpfen, verzweifelten Versuchen und dem Klammern an noch die kleinsten Hoffnungsschimmer müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass sich für unser Ladengeschäft in Steinheim am 30. September die Pforten für immer schließen“, heißt es da. „Wir haben alles versucht, um diesen Moment abzuwenden, uns immer wieder hochgekämpft. Aber mit all den Rückschlägen der letzten Jahre, private wie auch dann zwei Jahre Corona, bleibt uns leider keine andere Möglichkeit mehr, als diesen Schritt zu gehen.“

Im Gespräch mit unserer Zeitung erläutert Oliver Henkel, warum er den Laden aufgeben musste. „In den letzten Jahren habe ich zunehmend festgestellt, die Steinheimer kaufen nicht mehr so viel in den Läden ein.“ Auch zwei Jahre Corona „haben mächtig reingehauen, viele meiner Kunden sind nicht richtig zurückgekommen“, sagt Henkel, der noch ein Schreibwarengeschäft in Großkrotzenburg betreibt.

„Wir haben es trotzdem in Steinheim weiter versucht.“ Eine Lotto-Annahmestelle sollte zusätzliche Kundschaft generieren. Der Versuch war vergeblich. Die Coronazeit habe dazu geführt, „dass sich bei vielen der Schreibwaren-Einkauf noch mehr ins Internet verlagert hat“, hat Henkel festgestellt. Auch Gruß- und Einladungskarten waren nicht mehr so gefragt wie zuvor – „weil ja während der Corona-Pandemie nicht mehr gefeiert werden durfte.“

Eine Nachfolgerin hätte es fast gegeben. „Sie musste aber aus persönlichen Gründen absagen“, erzählt Oliver Henkel. „Wir hatten treue Kunden – vor allem aus der älteren Generation – und ich hätte das Geschäft sehr gern weitergeführt, aber als Corona und weitere Gründe zusammenkamen, hatte ich keine Chance mehr.“ Dass auch Supermärkte Schreibwaren zum Schulanfang anbieten, ziehe zusätzlich Kundschaft weg. Die handgemalten Grußkarten des Steinheimer Künstlers Paul Eppert, die Henkel im Sortiment hatte, gibt es jetzt gegenüber bei Blumen-Roth. Die „Steinheimer Geschenke“ wie Pralinen, Äppelwoi oder Steingut-Bembel haben bisher keine Ersatzverkaufsstelle gefunden. „Ich würde es mir sehr wünschen, dass das Ladengeschäft wieder besetzt wird“, sagt Henkel.

Er dürfte mit diesem Wunsch nicht alleine dastehen. Erst im Juni hatte der Steinheimer Ortsbeirat sich mit der Entwicklung des Einzelhandels an der Ludwigstraße beschäftigt. Um Leerständen zu begegnen und die Attraktivität der Hauptstraße zu steigern, haben die Stadtteilvertreter ein Einzelhandelskonzept angeregt. Tenor: Die verbliebenen Geschäfte sollen nicht im Stich gelassen werden. Das „umfassende Einzelhandelskonzept“ solle in Zusammenarbeit mit dem Steinheimer Gewerbeverein, den Einzelhändlern, Gastronomen, Bürgern und Immobilieneigentümern entwickelt werden, so der Vorschlag des Ortsbeirats. hoh/kd