Christopher Nolte übernimmt den elterlichen Bäckerei-Betrieb in Roßdorf Motiv: Handwerkstradion erhalten

Die Übergabe ist wohl überlegt: Vater Frank Nolte will seinem Sohn Christopher in „Noltes Backstube“ an der Hanauer Straße in Roßdorf bei Bedarf weiter zur Seite stehen. Bild: detlef sundermann

Bruchköbel – Dass Christopher Nolte seinem Beruf mit Leidenschaft nachgeht, braucht er eigentlich gar nicht in Worte zu fassen. Man sieht es ihm am strahlenden Gesicht an, wenn er mit Begeisterung über die Arbeitsvorgänge erzählt. Jetzt hat der 33 Jahre alte Bäckermeister gleich zwei Gründe zum Strahlen. In vierter Generation übernimmt er den Betrieb seines Vaters in der Hanauer Straße in Roßdorf. Und diese Nachricht zaubert dieser Tage auch ein Lächeln ins Gesicht vieler Kunden.

„Es ist heute überhaupt nicht mehr selbstverständlich, dass ein Familienbetrieb von der nächsten Generation weitergeführt wird“, sagt Vater Frank. Der Junior wirft darauf ein: „Es gab aber nie einen Zwang, dass ich mal Bäcker werde oder den Betrieb übernehme. Mein Motiv ist, die Familien- und Handwerkstradition zu erhalten. Bäcker ist wirklich ein schöner Beruf. Am Ende des Arbeitstages hat man was mit den eigenen Händen geschaffen“, sagt Sohn Christopher.

Schon als Kind habe er sich gerne in der Backstube aufgehalten. Der Duft etwa von würzigem Sauerteig fasziniert ihn noch heute. Dass daraus entstehende Fränkische Bauernbrot ist sein Favorit. Sahneschnitten verschmäht der 33-Jährige jedoch auch nicht, auch wenn man ihm dies figürlich nicht ansieht. „Da sind ein paar Pfund wegen der Übernahmeaufregung heruntergefallen“, scherzt er.

Der Chefwechsel kam nicht holterdiepolter, sondern wohl geplant. „Wir haben uns für die Übernahme einen Zeitpunkt gesetzt“, sagt der Vater. Im November sei er 60 geworden. Jetzt soll es für ihn heißen: „Es gibt auch noch ein Leben vor dem Tod.“ Einen Betrieb mit elf Mitarbeitern zu führen, darunter fünf Bäcker, und dabei noch selbst in der Backstube zu stehen, lasse sich nicht in einer 40-Stunden-Woche unterbringen – auch wenn etwa computergesteuerte Öfen und Gärschränke oder Portionierer einige Arbeit abnehmen.

Sohn Christopher bringt für die Zukunft nicht nur die zehn Jahre im elterlichen Betrieb mit, sondern auch die Erfahrung aus anderen Arbeitsstellen, wo er in seinen ersten Berufsjahren beschäftigt war.

Überdies kann er im Fall eines Falles auf seinen Vater zählen. „Wenn er ruft, will ich kommen“, sagt er. Immerhin trägt Christopher nicht nur als Chef einer Bäckerei ein ordentliches Paket Verantwortung. Er ist auch Vater von zwei noch sehr jungen Kindern. „Die Frau steht voll hinter der Entscheidung.“ Der Bäcker heiratete in eine Metzgerfamilie ein.

Dass mit dem jungen Chef nun bei der Bäckerei Nolte vieles anderes wird, brauchen Kunden nicht zu befürchten. „Wir wollen der kleine Handwerksbetrieb bleiben“, betont Christopher Nolte. Eine Expansion etwa mit neuen Filialen sei auch wegen der Personalsituation am Markt schwierig. „Man findet viele Bewerber, aber die guten sind rar“, bemerkt der Vater.

Ohnehin wird nicht nur für das Ladengeschäft in der Hauptstraße gebacken, sondern ebenso für ein knappes Dutzend Wiederverkäufer wie Kioske oder ein Krankenhaus. Viel wichtiger sei die Beibehaltung der Qualität und dass die Zutaten wirklich aus der nahen Region kommen, sagen die Bäckermeister. „Wir verarbeiten zum Teil Getreide, welches auf Bruchköbeler Feldern gewachsen ist, bei Philippi in Schöneck gemahlen wurde und dann zu uns nach Bruchköbel in die Backstube kommt“, sagt der gelernte Konditor und Bäcker.

Die Qualität hängt bei Noltes schon immer auch von der Bekömmlichkeit ab, sagen Vater und Sohn. Der Schlüssel hierzu sei die ausreichende Gärzeit und das Anstellgut, auch Grundsauer genannt, aus dem dann der Sauerteig etwa für Brot und Brötchen entsteht. Mit dem sogenannten Wirt übernimmt Christopher Nolte ebenso ein Stück Tradition, der gärt bereits seit 1969. sun