Projekt auf dem Fliegerhorst verzögert sich seit Jahren Przewalski-Pferde kommen

Die Przewalski-Pferde auf dem ehemaligen Panzerübungsplatz Campo Pond bei Hanau. archiv Bild: detlef sundermann

Erlensee – Seit knapp fünf Jahren besteht der Plan, auf dem Gelände des ehemaligen Fliegerhorstes bei Erlensee-Langendiebach einen großräumigen Naturpark mit einem Semireservat für Przewalski-Pferde einzurichten. Laut Bundesforst ist die Verwirklichung des Projekts nun in greifbare zeitliche Nähe gerückt. Allerdings sind noch einige Auflagen zu erfüllen, bevor es losgehen kann. Die Naturparkgestaltung wird zum großen Teil mit Ausgleichszahlungen der Bahn finanziert, die auf diese Weise den Landverbrauch kompensiert, der mit dem Ausbau von ICE-Strecken einhergeht.

„Wenn möglich, soll noch in diesem Jahr Baubeginn sein“, sagt Clemens Rupp, Funktionsbereichsleiter Liegenschaftsverwaltung bei Bundesforst, einem Geschäftsbereich der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Die vorbereitenden Maßnahmen seien schon seit längerem beantragt worden, damit ist vor allem die Untersuchung und Räumung von Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg gemeint. Das Thema ist keine Petitesse. Auf dem Areal und in der näheren Umgebung sollen mehr als 8000 Bomben heruntergegangen sein. Bundesforst geht davon aus, dass gut ein Zehntel der Sprengladungen nicht funktionierte und seitdem als explosive Gefahr im Erdreich verrottet.

Der Fliegerhorst wurde in den 1930er Jahren von der Luftwaffe im Dritten Reich angelegt und nach dem Krieg von den US-Streitkräften bis 2007 genutzt. Gut 100 Hektar des 240 Hektar großen Geländes sind für Gewerbebetriebe bestimmt, die restliche Fläche ist Eigentum von Bundesforst.

Blindgänger haben der US-Armee offensichtlich keine allzu großen Sorgen bereitet, die das „Airfield“ mit bis zu 6400 Soldaten betrieb. Möglicherweise wurde sogar die fast 900 Meter lange Start- und Landebahn über noch scharfe Bomben asphaltiert. Mit der Ausweisung der Gewerbefläche im Zuge der Konversion musste daher zunächst der Kampfmittelräumdienst den geplanten Gewerbepark begehen. Gleichwohl wurden bei den späteren Bauarbeiten dennoch Blindgänger zutage gefördert. Vermutlich konnten sie ob der ungünstigen Lage im Boden zuvor nicht entdeckt werden.

Rupp zufolge ist der hessischen Kampfmittelräumdienst, der dem Regierungspräsidium Darmstadt unterstellt ist, derzeit sehr gefragt. Zumal die Bundesforst-eigene Fläche auf dem Fliegerhorst im Vergleich zu Wohn- oder Gewerbegebieten eine geringere Priorität besitze. Bis dahin bleibt das Gebiet gesperrt und steht unter der Gefahrenabwehrverordnung der Stadt. Ein Betreten oder Befahren sei somit strafbar, heißt es. Eine Ausnahme gibt es lediglich für Landwirte, die auf eigene Gefahr dort Heu machen. Dies könnte auch künftig für die Grünflächen gelten. Ob der hohen Kosten für die Kampfmittelräumung soll nur der publikumsrelevante Bereich untersucht werden. Laut Rupp läuft die Planung der Korridore für Spaziergänger, Radler sowie für „Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben“(BOS). Diese BOS-Wege seien eine weitere Voraussetzung für den Naturpark und das Semireservat, um etwa bei einem Unfall Rettungswagen eine ungehinderte Zufahrt zu gewähren, heißt es.

Ungeachtet der Verzögerung: „Die Zusage des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms besteht weiterhin, dass Przewalski-Pferde nach Erlensee kommen“, sagt Stephanie Pollmeier, Funktionsbereichsleiterin Naturschutz bei Bundesforst, auf Anfrage. Allerdings sei es noch zu früh zu sagen, wie viele Tiere es sein werden. Das richte sich nach der endgültigen Gestaltung des Naturparks und der Reservatgröße. Die Urwildpferde werden zudem Nachbarn im nassen Bereich des Geländes bekommen, wo sich die Pferde nicht wohl fühlen würden. „Vorstellbar sind etwa Heckrinder“, so Pollmeier.

Während sich der Abkömmling des Auerochsen als Hausrind ziemlich pflegeleicht gibt, sieht das bei den Przewalskis anders aus. Diese Tiere werden zudem nicht als künftige Publikumslieblinge und vierbeinige naturfördernde Rasenmäher angesiedelt. Die Pferde unterstehen seit Jahrzehnten einem Zuchtprogramm, um das Urpferd zu erhalten. Dazu gehört darum ebenso, geeignete Kandidaten auszuwildern, damit eine Population in riesigen asiatischen Reservaten entstehen kann. Laut Pollmeier werden dieser Tage wieder zwei Pferde aus dem Semireservat bei Gießen und Aschaffenburg, für die Bundesforst ebenfalls zuständig ist, nach einer vierwöchigen Quarantänezeit in den Kaukasus gebracht.

Die Haltung der Urwildpferde wird nicht personalfrei laufen, so Pollmeier. „Jemand muss täglich nach den Pferden schauen, bei Bedarf Heu bereitstellen und im Fanggatter abäppeln“, sagt sie. Die Herde muss zudem fotografisch dokumentiert werden. Eine Person und eine Vertretung würden hierzu von Bundesforst unter Vertrag genommen. Die Stelle werde ausgeschrieben. Die Bewerber sollen Verantwortungsgefühl und Pferdeverstand besitzen. „Man muss schon in der Lage sein, zu erkennen, ob ein Pferd lahmt“, sagt Pollmeier.

Mindestens ein Mal in der Woche wird ein Tierarzt bei den Przewalski-Pferden Visite machen, unter anderem auch um die Menge zusätzlichen Futters zu bestimmen. Damit sich die Hufe der Wildpferde gesund entwickeln, seien nach jüngster wissenschaftlicher Erkenntnis auch Hungerphasen sehr wichtig, sagt Pollmeier.
 sun