Finn Wiebelhaus gelingt in Portugal ein starkes Debüt in der Sportwagenklasse Ab jetzt mit 550 PS unterwegs

Auf großer Bühne: Finn Wiebelhaus im Siegerinterview nach einem seiner Rennen der GT Winter Series der Sportwagenklasse am Wochenende in Portimao. Seit diesem Jahr fährt der Obertshausener für das Haupt Racing Team. Bild: privat

Obertshausen – Der gestrige Montagmorgen hatte es in sich für Finn Wiebelhaus: Um zwei Uhr aufstehen, zusammen mit Vater Jost im Auto zum Flughafen Lissabon fahren, ab 5 Uhr ging der Flug nach Frankfurt. 8.50 Uhr landete die Maschine, und es ging direkt weiter nach Heusenstamm, denn er musste pünktlich zum Beginn des Mathematikunterrichts am Adolf-Reichwein-Gymnasium sein. Und das alles nach nur gut drei Stunden Schlaf in der Nacht zuvor.

Mit Glamour hat das Leben eines Nachwuchs-Motorsportlers noch nicht viel zu tun. Aber dafür blickt der 17 Jahre alte Obertshausener auf ein fulminantes Wochenende im Autódromo Internacional do Algarve in Portimao zurück. Nach dem Kartsport und der Formel 4 tritt Wiebelhaus seit Beginn dieses Jahres in der Sportwagenklasse an. Er hat sich dafür dem Haupt Racing Team des Besitzers Hubert Haupt (Sitz in Drees/Rheinland-Pfalz) angeschlossen und startet in den ADAC GT Masters.

Am Wochenende debütierte der 17 Jahre alte Gymnasiast bei der GT Winter Series in Portugal, das sein Team zur Saisonvorbereitung nutzt. Wiebelhaus startete im Mercedes AMG GT3 – und setzte ein Ausrufezeichen. Genau gesagt, zweieinhalb. Denn am Samstag fuhr der Obertshausener mit seinem 550-PS-starken Mercedes im „Sprint“ über 30 Minuten Renndauer hinter dem knapp vier Jahre älteren Jay Mo Härtling (ebenfalls Mercedes/Wuppertal) auf Rang zwei. Aber am Sonntag war Wiebelhaus von niemandem zu stoppen: Sieg im Sprint, Sieg auf der „Langstrecke“ mit 55 Minuten Renndauer. Beim Training Donnerstag und Freitag mussten alle Fahrer noch mit Regen kämpfen, „aber das war für meine Entwicklung wichtig“, sagt Wiebelhaus. Bei den Rennen am Wochenende war dann die Piste trocken – und der junge Obertshausener fuhr vor allem am Sonntag wie entfesselt. „Dass es am Ende zu solch einem Erfolg reicht, hatte ich nicht erwartet“, bilanziert der Förderfahrer des ADAC Hessen-Thüringen.

Wiebelhaus scheint im Eiltempo in die Spitze des deutschen Rennsports zu stürmen. Der Zwölftklässler fand erst vor vier Jahren als Späteinsteiger den Weg zum Motorsport und gewann 2022 gleich drei Meisterschaften. Während er im vorigen Jahr in der Formel 4 in einem Rennwagen mit 150 PS unterwegs war, wird sein neues Mercedes-Auto von einem AMG 6,3-Liter-V8-Motor angetrieben und schafft mehr als 270 Kilometer pro Stunde. Mit dem Haupt Racing Team ist Wiebelhaus zu einer starken Mannschaft gewechselt. 2021 gewann das Team die Fahrerwertung der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM). 2023 war für HRT das erfolgreichste Jahr in seiner Geschichte, nicht nur in der DTM. Die Mannschaft fuhr zu drei Meisterschaftsgewinnen, drei Gesamtsiegen, zehn Gesamtpodien, 13 Klassensiegen und weiteren 22 Klassenpodien. „Der Wechsel in den GT-Sport ist für mich eine fantastische Chance, um meinem Traum von einer Profikarriere im Motorsport näherzukommen“, sagt Wiebelhaus.

In knapp vier Wochen steht sein nächster Einsatz auf dem Programm. Am 17. und 18. Februar startet Finn Wiebelhaus in Valencia (Spanien) zu den nächsten Läufen in der GT Winter Series. Sein erstes Rennen 2024 auf einem deutschen Kurs ist schließlich Ende April in Oschersleben (Sachsen-Anhalt). Dort wird nicht nur die neue Saison der DTM gestartet, sondern auch die der ADAC GT Masters.

Übrigens: Einen Führerschein für den „normalen“ Straßenverkehr hat Wiebelhaus noch nicht, aber in den nächsten sechs Wochen sollte das klappen. Er muss noch Theorie büffeln, die Praxis sollte kein Problem sein.

Von Steffen Gerth