Obertshausener Talkrunde über Politik und Glauben in der Waldkirche Handeln nach christlichen Werten

Talkrunde in der Kirche (von links): Thomas Meyer-Haugwitz, Manfred Christoph, Matthias Krug, Klaus-Uwe Gerhardt, Manuel Friedrich (SPD) und Manfred Schmutzer sowie Pfarrerin Kornelia Kachunga. Foto: Prochnow

Obertshausen (m) – „Politik und Glaube - geht das?“, fragten Pfarrerin Kornelia Kachunga und Thomas Meyer-Haugwitz (Kirchenvorstand) in der Waldkirche. Am Donnerstag vergangener Woche begrüßten sie zu einer Podiumsdiskussion Manfred Christoph vom Verein „Bürger für Obertshausen“, den Bündnisgrünen Klaus-Uwe Gerhardt, Matthias Krug (FDP), Manuel Friedrich (SPD) und Manfred Schmutzer (CDU).

Manfred Christoph (evangelisch) sagte, er fühle sich nach einer Zeit als „Oster- und Weihnachtschrist“ im katholischen Gottesdienst zu Hause. Er sei gewohnt, „über den Tellerrand hinaus zu blicken“. Krug besitzt auch einen evangelischen Taufschein, ist aber konfessionslos. Gerhardt wurde in der Waldkirche konfirmiert, wo er auch die Gemeindebibliothek leitete. Friedrich beschrieb sich als überzeugten Katholiken, der versuche, seinen Glauben „auch um den Kirchturm herum“ zu leben, Schmutzer sagt, „nur wer mitmacht, kann etwas verändern“.

Vor 500 Jahren, zur Zeit der Reformation, waren „Kirche und Staat fast eins“. Wie viel Glaube darf in der Politik sichtbar werden? Wie haben die Gäste in die Politik gefunden, hat der Glaube dabei eine Rolle gespielt? Ein klares Nein kam von Manfred Schmutzer, der früher Priester war. Er möchte schlicht eigene Ideen einbringen. Manuel Friedrich hat in der Kirche Werte kennengelernt. In die Partei trat er jedoch ein, weil er „etwas vor Ort bewegen“ will, vor allem für jüngere.

„Für mich waren Kirche und Glaube ein Durchlauferhitzer“, beschrieb Klaus-Uwe Gerhardt. Im Bibelkreis habe er sich aber wegen der Deutung der Bibelstelle Römer 13 über das Verhältnis von Staat und Kirche mit dem Pfarrer überworfen und verließ die Kirche. Matthias Klug stammt aus einem katholischen Elternhaus und war „schon länger politisch interessiert“, und auch für Manfred Christoph war der Glaube keine Antriebsfeder.

Das achte Gebot

Er verließ wegen der Spendengeld-Affäre um Graf Lambsdorff die FDP und gründete die „Bürger“ mit. Für ihn sei das achte Gebot, „du sollst nicht falsches Zeugnis geben“, das wichtigste. Krug verwies auf Terrorakte und formulierte, „früher hat Gott uns beschützt, heute müssen wir Gott schützen“. Viele Werte seien verloren gegangen. Im Parlament versuche man, „immer den Ball zu treten, nicht den Mann“. Laut Schmutzer sind Respekt und Toleranz vor Meinung und Person das Entscheidende.

„Wer gibt Werte weiter“, fragte Kornelia Kachunga, weil nur noch 59 Prozent einer christlichen Kirche angehören. Schmutzer warb, Kirche sei heute aktueller denn je, sie wende sich gegen Fremdenfeindlichkeit, setze sich für Schwächere ein. Wer sich für die Schöpfung engagiere, könne das vielleicht motivierter tun, weil er aus dem Glauben heraus handele.

Friedrich sah die Hauptaufgabe der Kirche darin, das Evangelium zu verkünden. Gerhardt erinnerte, dass Politiker einen Eid aufs Grundgesetz geleistet haben. Christoph schlug vor, Werte vorzuleben: „Es tut nicht weh, wenn du die Hände faltest und mit dem großen Chef mal sprichst.“ Also – Politik und Glaube gehen miteinander? „Warum soll’s nicht gehen“, fragte Schmutzer zurück, „mein Christsein gehört zu mir, ich bin wie ich bin.“