Im MAK wird das beste inklusive Design geehrt Sieg für smarte Tasche

Siegerin Anna Oestreich mit der smarten Tasche „Loom“ bei der Preisverleihung im MAK. Bild: Jeannette Faure

Sachsenhausen (jf) – Vor wenigen Wochen haben Frankfurt und die Region den Zuschlag für ihre Bewerbung zur World Design Capital bekommen. „Wir haben uns mit dem Slogan ‚Design for Democracy. Atmospheres for a better life’ am Wettbewerb beteiligt und werden 2026 World Design Capital sein“, unterstrich Matthias Wagner K., Direktor des Museums Angewandte Kunst (MAK), in seinem Grußwort anlässlich der Preisverleihung des Vereins design inclusion im Foyer des Richard-Meier-Baus. Die Veranstaltung passe sehr gut in dieses Haus, sagte Wagner K.

Der 2019 gegründete gemeinnützige Verein design inclusion hat nach 2021 in diesem Jahr erneut zu einem Wettbewerb unter dem Titel „be aware“ aufgerufen. „Es gab bundesweit 23 Einreichungen aus verschiedenen Hochschulen. Sechs Vorschläge wurden für die Endrunde nominiert“, erklärte Vorstandsmitglied Karlotta Klußmann. Im Contest ging es darum, Minderheiten bei der Gestaltung mit einzubeziehen, Schwächen auszugleichen und Stärken zu nutzen. „Es geht um Sensibilisierung für die Bedürfnisse der Anderen“, betonte Klußmann.

Am nachfolgenden Panel konnte Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbandes VdK, nur virtuell teilnehmen. „Design für alle müsste bereits in der Ausbildung eine große Rolle spielen. Barrierefreiheit sollte verpflichtend sein. Design für Menschen mit Einschränkungen kann auch anderen nutzen“, sagte sie in ihrer Videobotschaft.

In der Runde, die von Mandana Bareh Foroush moderiert wurde, sprach zunächst Sema Gedik. Die Designerin hat 2015 das Label „Auf Augenhöhe“ gegründet und entwickelt Mode für Kleinwüchsige. „Ich habe 2003 mit dem Austausch mit kleinen Menschen weltweit begonnen. Heute stellen wir nicht nur Bekleidung her, sondern bieten auch Beratung an.“

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15.000 Körperdaten sind gesammelt und ausgewertet worden, so ist eine spezielle Größenordnung für dieses Klientel entstanden. Stolz verweist Gedik auf null Prozent Retouren in ihrem Online-Shop.

Claudia Nagel, Professorin für Organisationswissenschaften Vrije Universiteit Amsterdam, stellte kritisch fest: „Inklusion wird in Führungsgremien nicht mitgedacht.“ In Vorständen werde nicht miteinander, sondern zueinander gesprochen. „Mehr Empathie ist notwendig“, forderte Nagel.

Ganz andere Erfahrungen schilderte Lisa Borgenheimer, Professorin für Informationsdesign HfG Offenbach. „Inklusion ist Grundbestandteil einer guten Gestaltung, der die Frage, wer dringend welche Tools braucht, zugrunde liegt.“

Thilo Schwer, Vorstandsmitglied design inclusion, stellte die sechs Nominierten und ihre Entwicklungen vor. Dabei ging es um Produkte für Seheingeschränkte, Rollstuhlfahrer, Menschen mit Tetraplegie und Menschen mit Einschränkungen. Die achtköpfige Jury hat die smarte Tasche „Loom“ von Anna Oestreich, FH Münster, School of Design, auf den ersten Platz gekürt. In der Begründung lobten die Preisrichter die Zusammenarbeit mit vier Co-Designern mit Lernschwächen und die Dokumentation in leichter Sprache. Oestreich hat im Franz Sales Haus in Essen, einer Einrichtung der Behindertenhilfe, die Alltagsbegleitung übernommen. Nach ihrem erfolgreichen Bachelorabschluss befindet sie sich im Masterstudium und in einem Forschungsprogramm mit den Behindertenwerkstätten. Für die smarte Tasche verwendete sie RFID-Sticker. Das Sender-Empfänger-System der Tasche sorgt dafür, dass nichts vergessen wird. Das Preisgeld von 8000 Euro wird sie nutzen, um ihr Projekt weiterzuführen.