Charli Rothmann präsentiert ihr Musical „Ich bin das kleine Herz“ Freundschaft in Musik gegossen

Premiere im Mai: In ihrem Musical schickt Charli Rothmann das titelgebende „kleine Herz“ auf eine Reise, die von Freud, Leid und Erkenntnissen über das Leben und Miteinander der Menschen geprägt ist.

Dietzenbach – Das Schicksal fragt nicht. Das Schicksal geschieht, unweigerlich. Wie viele Rückschläge das Herz ertragen kann, hängt von dessen Größe ab, möchte man meinen. In ihrem Musical schickt Charli Rothmann das titelgebende „kleine Herz“ auf eine Reise, die von Freud, Leid und Erkenntnissen über das Leben und Miteinander der Menschen geprägt ist. Der Weg zum Erstlingswerk war steinig, schmerzhaft und schön zugleich – und eine wahre Herzensangelegenheit.

Geschrieben hat Rothmann „Ich bin das kleine Herz“ für ihren besten Freund Rüdiger. Aus Dankbarkeit, weil er es war, der sie auffing, als 2004 ihr Lebensgefährte verstorben ist. „Wir waren damals Arbeitskollegen – er war mein Chef – und kaum jemand hat mir so viel Kraft gegeben wie er“, erinnert sich die 57-Jährige. Aus diesen dunklen Tagen heraus hat sich eine tiefe Freundschaft entwickelt, die noch einmal gefestigt wurde, als Rüdiger 2013 das Unternehmen verlassen musste. Zu diesem Zeitpunkt kam das von Rothmann vor 39 Jahren gegründete Ensemble Saitensprung mit Rüdiger in Berührung, denn die Musikerin organisierte ein Abschiedskonzert für den geschätzten Chef. Durch diesen Kontakt fiel es Rothmann leicht, ihr Ensemble für die Idee zu begeistern, bei dem Musical mitzuwirken.

Ihren Dank für den besten Freund hat Rothmann schon öfter in Stücken niedergeschrieben. „Melodie und Text kommen meistens gleichzeitig“, beschreibt die Gitarristin den Schaffensprozess. 2017 befasste sich die Steinbergerin mit den ersten selbst komponierten Stücken für das Musical. Darin reist ein kleines Herz von Land zu Land, um den Menschen, die dort leben, zu helfen. Es lernt dabei andere Kulturen kennen und erfährt von den Problemen und Sorgen, die am jeweiligen Zielort herrschen. Selbstlos setzt sich das kleine Herz für die Menschen ein und macht ihnen Mut. Manchmal vergisst es sich selbst dabei.

Im selben Jahr erhielt Rüdiger die Diagnose Alzheimer. Ein langer Abschied begann. Für Rothmann steht es außer Frage, sich nun um den Freund zu kümmern, dem sie so viel verdankt. Im selben Jahr verschlechterte sich der Gesundheitszustand ihrer Mutter drastisch und das Musical rückte immer weiter in den Hintergrund. „Es war eine schwere Zeit“, erzählt die Dietzenbacherin, und ihre positive Ausstrahlung verliert dabei nicht an Kraft.

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Dennoch nahm Rothmann in dieser Zeit eine CD mit ihrem Ensemble sowie zwei Hörbücher auf. Ende 2018 wird die Mutter zum Pflegefall, im darauffolgenden August verstirbt sie. Zwar wurde die Musikerin in dieser Zeit nicht oft von der Muse geküsst, doch reicht es für weitere Musicalsongs. Auch wenn sich der Gesundheitszustand von Rüdiger weiter verschlechtert hat. Wie meistert Rothmann solche Schicksalsschläge mit einem Lächeln auf den Lippen? „Mein Glaube gibt mir viel Kraft“, sagt sie.

Im Oktober 2020 verbrachten die beiden Freunde schließlich noch einen schönen Tag zusammen in Emmendingen, der Heimat, in die Rüdiger zurückgekehrt war. Es war unbestreitbar, dass solche Momente rar werden würden. Dieser Tag motivierte die Musikerin, das Werk zu vollenden. „Schon damals war aber klar, dass Rüdiger der Handlung nicht mehr komplett folgen können würde“, beschreibt Rothmann. Doch er würde sicher verstehen, dass man für ihn Musik machte. Mit neuem Antrieb trommelte sie ihre „Musical-Crew“ zusammen, bis 2021 schließlich alle Rollen verteilt waren. Aber es sollte ein Wettlauf gegen die Zeit werden.

Das kleine Herz bereist in dem Stück Länder, die eine besondere Bedeutung für Charli Rothmann und Rüdiger hatten. Die erste Destination ist Frankreich, der Wind trägt das Herz weiter nach Argentinien, woher Rothmanns Tante Alicia stammt, die Rüdiger ebenfalls kennengelernt hat. Es geht nach Afghanistan, in die Türkei und nach Marokko. Die Stücke werden teils auf Deutsch, teils in der jeweiligen Landessprache gesungen. Sogar ein Video mit Kostümen und Kulisse fertigt die Musical-Gruppe im November 2021 an – doch Rüdiger stirbt kurz vor Weihnachten. Er sieht das Musical, das Charli Rothmann aus Dankbarkeit für ihn geschrieben hat, nicht mehr. War nun alles umsonst? Die Antwort der Musikerin lautet klar: „Nein, das Stück ist für alle, die Rüdiger nahe gewesen sind, insbesondere seine Angehörigen.“

In diesen Wochen haben die Proben wieder angefangen. Rothmann ist fest entschlossen, das kleine Herz nicht nur vor einer Kamera, sondern auch vor richtigem Publikum auf die Reise zu schicken. Auch ein Hörbuch und eine CD mit den selbst komponierten Stücken sind derzeit in Arbeit. „Natürlich ist es schade, dass Rüdiger es nicht mehr erlebt hat – aber ich bin mir sicher: Er schaut von oben zu“, sagt die 57-Jährige mit einem Lächeln.

Das Musical wird am Sonntag, 1. Mai, im Haus des Lebens (Limesstraße 4) um 15 Uhr aufgeführt. Der Eintritt ist frei, um Voranmeldungen im Pfarrbüro unter z 06074 23518 oder per Mail an email[at]emlgds[dot]de wird gebeten.

Von Lisa Schmedemann