„Hessische Dreidabbischkeit“ begeistert das Publikum im Capitol mit jeder Menge Lokalkolorit Ist die Hölle in Wirklichkeit eine Apfelweinkneipe?

Die drei Akteure Stefani Kunkel (Hilde aus Bornheim), Liedermacher und Poet Rainer Weisbecker und Clajo Herrmann (unter anderem Babenhäuser Pfarrerkabarett)stehen nur am Anfang und am Ende der Show gemeinsam auf der Bühne im Capitol. Foto: Wittekopf

Dietzenbach (bw) – Alle drei sind selbst erfolgreiche Solokünstler, die sich perfekt ergänzen. Zusammen nennt sich das Trio „Hessische Dreidabbischkeit“ und gastiert auf der Bühne im Capitol. Mit Stefani Kunkel (Hilde aus Bornheim), Liedermacher und Poet Rainer Weisbecker und Clajo Herrmann (unter anderem Babenhäuser Pfarrerkabarett) haben sich drei echte hessische Mundartkünstler zusammengefunden.

Wobei man davon nicht wirklich sprechen kann, denn die drei Akteure stehen nur am Anfang und am Ende der Show gemeinsam auf der Bühne. Doch für die Zuschauer im fast ausverkauften Saal ist es ein gelungener Abend, wenn man den Applaus als Gradmesser heranzieht.

Die Show ist ein hessischer Sprachkurs, gewürzt mit jeder Menge Lokalkolorit. Sie beginnt damit, dass sich Clajo und Rainer das Endspiel der Fußball Champions League, Kickers Offenbach gegen Eintracht Frankfurt, im Fernsehen anschauen wollen. Mit Fahnen und Fankleidung ausgerüstet betreten sie die Bühne und wollen das Spiel beim gemeinsamen Stöffsche genießen. Doch ehe es sich die beiden Fußballfans gemütlich machen können, stört Hilde die Zweisamkeit mit einem wichtigen Auftrag: Im Keller steht ein Regal eines schwedischen Möbelmarktes und das muss heute zusammengebaut werden. So machen sich die beiden Männer murrend auf den Weg, während Hilde das Publikum unterhält.

Die Kittelschürze ist ihr unverwechselbares Markenzeichen. Aus ihr kramt Hilde immer wieder mal wieder ihre „kittelwarme“ Fleischworscht. Genüsslich schneidet sie mit ihrem „Kneipche“ ein Scheibchen ab, reicht es dem Publikum weiter oder verspeist es selbst – und das zeichnet ihr schauspielerisches Talent aus – ohne dabei einmal sprachlich ins Stocken zu geraten. Natürlich berichtet sie von ihrem Mann Willy, mit dem sie nach eigenen Angaben ein gutes Verhältnis hat: „Ich will es mal so sagen, er stört nicht!“

Es folgen in loser Reihenfolge Einzelauftritte des Trios. Mal kommt Rainer auf die Bühne und berichtet Hilde von dem Chaos, das Clajo unten anstellt. Die muss sich das dann anschauen, während Rainer das Publikum mit seinen Liedern und Mundartgedichten verwöhnt. Er beschäftigt sich mit dem Jenseits und stellt sich die Frage: „Gibt es einen Bembel nach dem Tod?“ In seinem Lied „Drum hab isch vom Hades auch kaan Schiss“ stellt er schließlich fest, dass die Hölle in Wirklichkeit eine Apfelweinkneipe sei und der Wirt ist der Mann von der Frau Rauscher. Natürlich darf die Ode an Frau Rauscher nicht fehlen, bei der das Publikum laut mitsingt. „Ein toller Chor hier in Dietzenbach“, stellt Weisbäcker schmunzelnd fest.

Clajo Herrmann ist der Mann für den bissigen Humor.

Er beobachtet Menschen, berichtet von der völligen Dummheit vieler und erzählt von seinen Erlebnissen im Supermarkt. Soziale Netzwerke, Smartphones und Navis sind ihm ein Gräuel und überfordern ihn. Seinen achtjährigen Enkel behandelt er sorgfältig, denn der würde ihm sonst nicht mehr am Computer helfen.

Ein gelungener Abend geht nach fast zwei Stunden zu Ende. Schade nur, dass die drei so wenig gemeinsam auf der Bühne stehen, denn man hätte sich gerne mehr davon gewünscht.

Nur so viel sei noch gesagt: Der Aufbau des Regals verlief weniger erfolgreich