Familiennetzwerk unter den zehn Finalisten für den Deutschen Kita-Preis Konzept könnte Blaupause sein

Stefan Schäfer und Anna Vetlova im offenen Treff „Blauer Elefant“ im Günthersburgpark. Foto: Faure

Nordend (jf) – Der Deutsche Kinderschutzbund mit Sitz im Günthersburgpark hat sich mit dem Konzept „Familiennetzwerk im Stadtteil“ beim Deutschen Kita-Preis in der Kategorie „Lokales Bündnis für frühe Bildung“ beworben. Von 88 Bewerbern ist er unter die zehn Finalisten gekommen. Dem Erstplatzierten winken 25.000 Euro, wer auf den Plätzen zwei bis fünf landet, kann sich jeweils über 10.000 Euro freuen – Geld, das dem Familiennetzwerk wieder zugutekommen würde.

Ein Familiennetzwerk? Was ist das? „Es gibt drei Bausteine im Familiennetzwerk im Stadtteil: Offen zugängliche Angebote für Familien, Netzwerkarbeit und Stadtteilkultur sowie Willkommensbesuche“, erläutert Kerstin Lehr. Sie ist Projektkoordinatorin des Familiennetzwerks. Träger des Familiennetzwerks sind der Kinderschutzbund und das Haus der Volksarbeit, beauftragt von der Stadt Frankfurt.

„Beispiel Willkommenskultur: Junge Eltern erhalten vom Dezernat für Soziales, Jugend, Familie und Senioren einen Brief zur Geburt ihres Kindes, in dem über Angebote im Stadtteil informiert wird und dem eine Antwortkarte beiliegt“, erklärt Stefan Schäfer, Geschäftsführer des Kinderschutzbundes. „Das ist unser am Sozialraum orientierter Ansatz. Wir wollen dort helfen, wo Unterstützung gebraucht wird“, ergänzt Dezernentin Elke Voitl. „Unsere Pädagoginnen vor Ort kennen das Umfeld. Die Eltern müssen nicht zu den Behörden, um Förderungen zu beantragen, sondern können sich direkt an die Ansprechpartner wenden.“

Das Familiennetzwerk, das vor zehn Jahren im Frankfurter Berg erstmals auf die Beine gestellt wurde, ist inzwischen in 13 Stadtteilen oder Sozialräumen aktiv, hat dort eigene Träger und bietet beispielsweise dreimal wöchentlich einen offenen Treff für Kleinkinder an. Haupt- und Ehrenamtliche arbeiten gut zusammen. „Wir werden neue Stadtteile dazu gewinnen, weitere Bündnisse schmieden und Räume zur Verfügung stellen“, sagt Schäfer. Erfolge seien gut an den Besucherzahlen ablesbar. „Nicht zu vergessen sind die seit 2014 agierenden Babylotsinnen, die uns schon im Vorfeld auf mögliche Schwierigkeiten hinweisen“, fügt Schäfer hinzu.

Seit Juni 2021 ist Anna Vetlova als pädagogische Mitarbeiterin im offenen Treff tätig. „Die Sprache ist am Anfang nicht so wichtig, die Kinder spielen gerne zusammen. Der offene Treff ist sehr beliebt“, bemerkt sie. Und wie war das während der coronabedingten Einschränkungen? „Die Angebote wurden auf Einzeltermine umgestellt, es gab ein Format ‚Walk & Talk’, wir haben die Kontakte zu den Familien aufrechterhalten. Und wir haben Mütter und Väter mit Kinderwagen vor den Supermärkten angesprochen. Später haben wir mit veränderten Regeln die Treffs wieder geöffnet, Tests und FFP2-Masken vor Ort angeboten“, berichtet Lehr. „Außerdem haben sich während des Lockdowns Bedarfsgemeinschaften von drei Familien gebildet. Für die haben wir den Treff geöffnet, um ihnen außerhalb oftmals beengter Wohnverhältnisse einen Raum zu bieten. Es ist wichtig für Kinder, Gleichaltrige kennenzulernen und mit ihnen zu spielen“, sagt Schäfer. Er ist vom Konzept des Familiennetzwerks überzeugt: „Es könnte eine Blaupause sein, die auf die jeweiligen Bedingungen angepasst wird.“ Die Entscheidung, ob die Frankfurter zu den Gewinnern des Deutschen Kita-Preises zählen, fällt Ende Mai.