Auf Entdeckungsreise in den Frankfurter Stadtteilen Nordend: Parks, Plätze und Alleen

Toller Hingucker: Das Holzhausenschlösschen.

Frankfurt (sh) – Nennt man einen Frankfurter Stadtteil, hat fast jeder ein bestimmtes Wahrzeichen, etwas für den Stadtteil Typisches oder auch ein Klischee vor Augen. Redakteurin Sabine Hagemann hat die Frankfurter Stadtteile besucht, sie erlaufen, auf sich wirken lassen und sich umgeschaut, was es dort neben den üblichen Sehenswürdigkeiten noch so gibt.

Das Nordend ist imposant. Die gründerzeitliche Bebauung, prächtige Alleen und Parks sowie zahlreiche Einkaufs- und Einkehrmöglichkeiten, Kultur- und Bildungsangebote machen den Stadtteil besonders attraktiv – doch wer dort wohnen möchte, benötigt meistens ein gut gefülltes Portemonnaie. Ich starte meine Tour am Hessendenkmal, das an die Soldaten hessischer Einheiten erinnert, die 1792 beim Sturm auf die von der französischen Armee besetzte Stadt ihr Leben ließen. Beim Blick in die Mercatorstraße beeindruckt schon von Weitem die Rückseite des Baus der Kirche St. Bernhard mit seinen zwei Türmen und macht neugierig, sich das Gotteshaus anzuschauen.

Nach dem kleinen Abstecher geht es wieder zurück, denn gegenüber des Hessendenkmals befindet sich der Bethmannpark. Der damalige Privatpark des Kaufmanns und Bankiers Johann Philipp Bethmann gehört seit 1941 der Stadt Frankfurt. Besonders sehenswert ist der darin enthaltene chinesische „Garten des himmlischen Friedens“ mit grünem Teich, Wasserpavillon, Wächterlöwen und Mini-Wasserfall. Entlang der quirligen Berger Straße geht es zum Merianplatz. Auffällig ist dort das achteckige Gebäude, das Merianbad. Früher war es ein städtisches Bad, in dem geduscht wurde. Anfang der 2000er wurde das Bad geschlossen und der Bau in ein Café umgewandelt. Allerdings mit der Auflage der Stadt, dass dort auch weiterhin öffentliche Duschen (es sind sieben) zur Verfügung stehen.

Über den Luisenplatz geht es über den Martin-Luther-Platz mit der malerischen Martin-Luther-Kirche ein Stück die Günthersburgallee mit ihren herrschaftlichen Altbauten entlang und die Rothschildallee querend zum Günthersburgpark. Die Grünanlage wurde ebenfalls von einem Bankier angelegt: Carl Mayer von Rothschild. Wiesen, alte Bäume und eine Wasserspielfläche zeichnen den Park aus. Die Orangerie wurde ab 1950 als Kirche genutzt, inzwischen hat dort der Kinderschutzbund Frankfurt seinen Sitz.

In den 90er-Jahren wurde der Park im Norden erweitert. Eine besondere Oase ist das Projekt „Der Grüne Daumen“: Der kleine öffentliche Garten mit dem regenbogenfarbenen Zaun wird von Schülern der IGS Nordend liebevoll gepflegt.

Vorbei am Abenteuerspielplatz Günthersburg geht es durch den Kleingartenweg. Entlang des Zauns mahnen Banner der Bürgerinitiative „Grüne Lunge am Günthersburgpark“ vor der möglichen Zerstörung der dortigen Biotope und Frischluftzone durch die geplante Wohnbebauung „Günthersburghöfe“. Die Initiative informiert dort aber ebenfalls, dass mittlerweile Hoffnung besteht, dass die Bebauung nur auf bereits versiegelten Flächen stattfindet.

Ich betrete den hügeligen Wasserpark – meinen persönlichen Geheimtipp. Er liegt im letzten nördlichen Zipfel des Stadtteils, gegenüber des Bornheimer Friedhofs. Unterirdisch befinden sich Trinkwasser-Hochbehälter, die oberirdischen Hochbauten sind wahre Kunstwerke aus rotem Sandstein gefertigt und aufwendig gestaltet. Ein Lehrpfad vermittelt anschaulich Wissenswertes zum Thema Trinkwasser. Außerdem betreibt der Frankfurter Imkerverein dort einen Bienengarten. In der nächsten Parkanlage kann man mehrere Tage verbringen und hat immer noch nicht alles gesehen. Die Rede ist vom rund 75 Hektar großen Frankfurter Hauptfriedhof. Dort lohnt es sich, einmal eine Führung mitzumachen und zum Beispiel Gräber von Prominenten wie Arthur Schopenhauer und Friedrich Stoltze aufzusuchen oder beim Tag des Friedhofs im September Blicke in die Mausoleen werfen zu dürfen.

Über den Friedhof geht es in den westlichen Teil des Nordends. Mein Weg führt mich zum Hessischen Rundfunk (HR). Das Funkhaus ist nach dem Nachbarstadtteil Dornbusch benannt. Der Rundbau war eigentlich als Plenarsaal für den Deutschen Bundestag geplant, aber da Bonn vor Frankfurt als Bundeshauptstadt das Rennen machte, wurde daraus ein Studiogebäude. Zum Komplex gehören der Sendesaal und der Bertramshof. Übrigens gibt es im Nordend noch einen weiteren Radiosender: Vom Dach des Hochhauses „City Gate“ (vormals Shell-Hochhaus) am Nibelungenplatz sendet Radio Frankfurt. Zudem war das Bürohochhaus Drehort für die Serie „Ein Fall für zwei“.

Vorbei am Polizeipräsidium quere ich die Adickesallee und mache einen Schlenker zur Deutschen Nationalbibliothek, die schon von außen durch ihre roten Backsteintore fasziniert. Danach geht es zum Holzhausenpark. Die Anlage ist das, was vom damaligen Anwesen der Patrizierfamilie Holzhausen übrig geblieben ist. Blickfang ist das Holzhausenschlösschen, das im Burgweiher steht. Dort hat die Frankfurter Bürgerstiftung ihren Sitz.

Zum Abschluss der Tour schaue ich noch beim Stalburgtheater an der Glauburgstraße vorbei, das viele Eigenproduktionen präsentiert, ein eigenes Ensemble hat und für das „Stoffel“ (Stalburg Theater offen Luft), eine Freiluft-Veranstaltung im Günthersburgpark, verantwortlich zeichnet.

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