Auf Entdeckungsreise in den Frankfurter Stadtteilen Nieder-Eschbach: Freundliches Fleckchen

Das Rathaus, in dem das Bürgeramt untergebracht ist, wird derzeit modernisiert.

Frankfurt (sh) – Nennt man einen Frankfurter Stadtteil, hat fast jeder ein bestimmtes Wahrzeichen, etwas für den Stadtteil Typisches oder auch ein Klischee vor Augen. Redakteurin Sabine Hagemann hat die Frankfurter Stadtteile besucht, sie erlaufen, auf sich wirken lassen und sich umgeschaut, was es dort neben den üblichen Sehenswürdigkeiten noch so gibt.

Nieder-Eschbach ist mir aufgrund der Ikea-Filiale im Gewerbegebiet ein Begriff. Das schwedische Möbelhaus eröffnete dort 2007 seine dritte Filiale im Raum Frankfurt – und damit die erste im Stadtgebiet. Das Nieder-Eschbacher Gewerbegebiet ist weithin bekannt, nicht zuletzt weil es schon aufgrund des eigenen Autobahnanschlusses an die A661, die im Westen die Grenze des Stadtteils markiert, gut angebunden ist.

So beginne ich dann auch meine Tour im Gewerbegebiet, laufe zunächst aber von der U-Bahn-Haltestelle im Nachbarstadtteil Bonames kommend über den Ben-Gurion-Ring dorthin. Die südliche Hälfte der dortigen Siedlung Am Bügel liegt auf Bonameser Gemarkung. Die Bebauung besteht überwiegend aus zweckmäßigen Wohn-Hochhäusern. Doch die wuchtige Architektur wird clever durch einen großzügig angelegten Spielplatz und einen Weiher, den Bügelsee, aufgebrochen. Ein hübscher Blickfang ist dort auch die rote Backsteinkirche St. Lioba der katholischen Pfarrei St. Katharina von Siena Frankfurt.

Vorbei am Jugendhaus am Bügel, dessen Mauern mit richtig tollen Graffiti verziert sind, drehe ich eine kleine Runde im Industriegebiet. Dort gibt es natürlich mehr als nur Ikea. Zum Beispiel haben auch die Johanniter dort ihren Sitz. Über Spazier- und Radwege zwischen Gewerbegebiet und Wohngebiet komme ich am Verkehrskreisel Homburger Landstraße/Deuil-La-Barre-Straße an, wo mich der Kirchenbau der katholischen Gemeinde St. Stephanus begrüßt. Jetzt geht es in den Ortskern.

Ich folge der Deuil-La-Barre-Straße, der Hauptstraße des Stadtteils, und entdecke das Rathaus, in dem das Bürgeramt untergebracht ist. Derzeit ist es aufgrund von Umbau- und Modernisierungsarbeiten geschlossen. Der alte Ortskern ist schnuckelig, mit seinen Gässchen, Fachwerkhäusern und der barocken evangelischen Kirche im Zentrum. Die Straße Alt-Niedereschbach führt mich am Bauernhof Seiboldt vorbei, wo man auch einkaufen kann. Plötzlich höre ich Hufgeklapper auf der Straße und werde Zeuge, wie eine von zwei Pferden gezogene Kutsche bei Fahrsport Weber einbiegt. Bei dem Zucht-, Reit- und Fahrstall werden unter anderem Kutschfahrten angeboten. Ebenfalls in der Straße befindet sich die liebevoll dekorierte Buchhandlung Schaan, deren Inhaberin Cornelia Spielmann auch Herausgeberin der Heimatzeitung Nieder-Eschbacher Anzeiger ist. Ganz in der Nähe ist der Nieder-Eschbacher Friedhof, auf dem mich besonders die für die Ruhestätte der Familien Schwenk und Bieber kunstvoll gestaltete Marmorstele mit dem gotischen Ziergiebel beeindruckt.

Ich begebe mich wieder auf die Homburger Landstraße und folge dieser – vorbei an Feldern und Gewächshäusern vor dem Taunus-Panorama – in Richtung Norden, zur Autobahn. Dabei passiere ich einen Bauernhof, wo neugierige Ziegen versuchen, ihre Nasen zwischen den Zaunstäben hindurchzudrücken. An der Autobahn ist die Autobahnmeisterei zu sehen. Weiter östlich, an der Grenze zu Ober-Eschbach, sind die Mitglieder des Aero-Clubs zu Hause, die dort ihre Modellflugzeuge starten lassen. Weiter südlich ist der Schützenverein „Gut Schuss“ aktiv. Das Vereinsleben in Nieder-Eschbach ist sehr rege, auch dem Naturschutzbund Nabu begegnet man im Stadtteil, zum Beispiel mit seiner „Naturkundlichen Lehrausstellung Nieder-Eschbach“ in der Heinrich-Becker-Straße.

Diese Straße ist es übrigens auch, die mich am Sportplatz und am Freibad vorbeiführt. Beim Freibad bahnen sich Neuerungen an: Die Stadt plant, eine Traglufthalle zu errichten. Wenn alles klappt, könnte dort ab 2024 auch im Winter geschwommen werden.

Zum Abschluss möchte ich mir noch den Brunnen „Waldsprudel“ im Pfingstwald anschauen. Ich folge dem Eschbach, der sich sanft murmelnd an den Wohnhäusern entlang schlängelt und begebe mich auf die Straße „Am Sprudel“, von der ich hoffe, dass sie mich ans Ziel bringen wird. Im Grunde tut sie das auch, wenn man weiß, wo man in den Wald abbiegen muss. Ich lasse mir von einem freundlichen Hundehalter den Weg erklären. Übrigens ist Nieder-Eschbach einer jener Stadtteile, wo man auf der Straße freundlich gegrüßt wird. Ich finde die kleine gemauerte Wasserstelle, an der zwei Ruhebänke stehen. Aus dem Brunnen sprudelte einst eine Fontäne. Zudem informieren Schilder zum „Rundweg Grüngürtel-Park Nieder-Eschbach“ darüber, dass im Pfingstwald im 18. und 19. Jahrhundert „in bescheidenem Umfang Braunkohle im Tagebau abgebaut“ wurde. Bevor ich mich wieder auf den Heimweg mache, begegne ich – ebenfalls an der Straße Am Sprudel – noch dem Mühlstein der ehemaligen Untermühle, die auch Kleine Mühle genannt wurde und von 1609 bis 1900 in Betrieb war.

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