Außergewöhnliche ökumenische Andacht in der Wartburgkirche Tiere und Menschen feiern

Sabine Jennewein und ihr Golden Retriever Scout bei der Andacht für Mensch und Tier in der Wartburgkirche. Bild: Faure

Nordend (jf) – Menschen mit größeren und kleineren Hunden finden sich zu einer besonderen Andacht in der evangelischen Wartburgkirche ein, zu der Menschen und Tiere gemeinsam eingeladen sind. Man kennt einander aus der Nachbarschaft oder von der Hundewiese. Das trifft auch auf die Vierbeiner zu. So ist die Begrüßung bei allen freudig.

Vor etwa 15 Jahren kam eine Frau aus der Gemeinde auf die Idee und fragte an, ob es nicht eine gemeinsame Feier von Menschen und Tieren geben könnte. Prädikant Uwe Georg Doehn, der selbst Hunde hat, war sofort einverstanden. Seitdem finden regelmäßig solche Andachten statt.

Doehn hat seinen Notenständer gleich links neben dem Eingang aufgestellt, eine Martin Luther, eine Statue, schaut ihm über die Schulter, Lola, der Mischlingshund der Doehns, hat es sich zu Füßen seines Herrchens gemütlich gemacht. „Wir wurden auch auf der Hundewiese angesprochen und gefragt, wann es denn wieder einen Gottesdienst für Mensch und Tier geben würde. Also haben wir alles vorbereitet. Trinknäpfe für die Hunde stehen bereit. Im Anschluss an die Feier können wir gemeinsam essen, viele haben etwas beigesteuert, die Tafel ist reich gedeckt“, erklärt Gabi Behr-Doehn. Außerdem erzählt sie von Lola. Die Hündin habe einen Tumor, doch so lange sie fresse, schlucke und atme, sei alles in Ordnung, habe die Tierärztin gesagt. Inzwischen hat Doehn seine zwölfsaitige Gitarre gestimmt, verweist auf die Einladung mit dem Bild des Regenbogens: „Noah sah bei seiner Landung mit der Arche auch einen Regenbogen. Das Lied ‚Darum soll mein Bogen’ erzählt vom Bund zwischen Gott und aller lebendigen Kreaturen.“

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Einige der Lieder, die an diesem Abend gesungen werden, hat Doehn selbst geschrieben. Die Anwesenden halten die Seiten mit den Texten in ihren Händen und können so mitsingen.

Doehn erklärt anschließend, dass sowohl Menschen als auch Tiere einzigartige Wesen seien. Und er kommt auf die Gemeinschaft der LGBTQIA+ zu sprechen, die sich den Regenbogen als Symbol gewählt hat. „Die Kirche hat diesen Menschen lange ablehnend gegenüber gestanden, Gott hingegen nicht. Alles gehört zur Schöpfung“, stellt Doehn klar.

Zwischen den Liedern erzählt der Prädikant von seinem jüdischen Großvater, der seine Tochter als Adoptivtochter ausgab, um sie zu schützen. Erst kürzlich fand Doehn entsprechende Papiere, keiner in der Familie habe davon gewusst. Der Großvater wurde deportiert, die Tochter – Doehns Mutter – überlebte die NS-Zeit.

Zum Schluss segnet der Prädikant Menschen und Tiere. Die meisten Hunde haben es sich zu Füßen ihrer Frauchen und Herrchen bequem gemacht. Nur Scout, der große Golden Retriever von Sabine Jennewein, läuft neugierig, aber unaufgeregt zwischen erster und zweiter Stuhlreihe hin und her und genießt es offensichtlich, von den Besucherinnen gestreichelt zu werden. Jennewein hat zudem noch einen Labrador mitgebracht, der erst nach der Feier agil wird und am liebsten alle abschlecken möchte.

Es war eine besondere, spezielle Andacht, die allen zu Herzen ging. Anschließend wurde gemeinsam gegessen und geplaudert.

Die Wartburgkirche hat seit 2010 übrigens ein ganz spezielles Verhältnis zu Tieren: Im Kirchturm befinden sich Bienenstöcke. Der leckere Honig kann direkt in der Kirche erworben werden.