Ausstellung „Im letzten Hemd“ bis 26. Februar im Haus am Dom zu sehen Letzte Reise im Bananenblatt

Klaus Reichert (neben seinem Porträt) ist Teil der Künstlergruppe Gotensieben. Er hat die Ausstellung mitinszeniert.

Altstadt (red) – „Tot wird man entspannter sein als beim Fotoshooting“ steht neben dem Foto eines Geschäftsmannes im feinen Zwirn, der sein Haupt auf ein weißes Sargkissen gebettet hat. Das Gesicht ist unbewegt, bleich, tatsächlich wie im Tod – und doch reckt er den Daumen seiner linken Hand nach oben. Das ist witzig, wirkt aber irgendwie auch verstörend; ein krasser Kontrast. Der Steuerberater Stephan Michels hat sich „im letzten Hemd“ ablichten lassen, genauso wie 49 weitere Menschen, die seit dieser Woche in der gleichnamigen Ausstellung im Zollamtssaal des Hauses am Dom zu sehen sind.

Die Bilderschau, in der 25 der 50 Porträts gezeigt werden, sorgt in Frankfurt für viel Interesse – und macht nachdenklich. „Dem Tod ins Gesicht zu sehen, kann eine heilsame Erfahrung sein. Über das eigene Ende nachzudenken und so ein Gefühl dafür zu bekommen, wie kostbar Lebenszeit ist, wird für die Betrachter der Bilder nur eine Erkenntnis sein, die sie aus der Ausstellung mitnehmen werden“, schreibt die Frankfurter Künstlergruppe Gotensieben über das Projekt, das vom Bestattungshaus Pütz-Roth in Bergisch Gladbach inspiriert und ermöglicht wurde und das seit fünf Jahren als Wanderausstellung durch Deutschland reist. Bis zum 26. Februar werden die Bilder im Haus am Dom ausgestellt.

Manche fanden es zu makaber.

„Wir schätzen aber, dass seitdem rund 60.000 Besucherinnen und Besucher die Ausstellung gesehen haben“, sagt der Medienexperte Klaus Reichert, der Teil der Künstlergruppe und Sprecher des Bestattungshauses aus Bergisch Gladbach ist. Fotograf Thomas Balzer, ebenfalls von der Künstlergruppe, hat die Porträts angefertigt. Zum Teil sind sie im Fotoatelier der beiden in Frankfurt entstanden, zum Teil im Bestattungshaus. Die Porträtierten sind Freunde von Balzer und Reichert, Bekannte, andere Künstler. „Als wir die ersten Menschen angesprochen haben, ob sie mitmachen und sich in ihrem letzten Hemd fotografieren lassen wollen, fanden das manche zu makaber“, erinnert sich Reichert. Andere haben sich auf das Experiment eingelassen – und erlebt, dass es einen Denkprozess über das eigene Ableben in Gang gesetzt hat. „Viele haben sich auf diese Weise erstmals damit auseinandergesetzt, was sie tragen und welche Gegenstände sie bei sich haben möchten“, sagt Reichert.

Die Kleidungsstücke, die die Porträtierten für ihre letzte Reise gewählt haben, sind sehr unterschiedlich. Manche tragen ihre gute Kleidung, andere mögen es lässiger mit Shirt oder Kapuzenpulli. Eine Frau hat sich nackt in ein großes Bananenblatt gewickelt, weil sie kurz zuvor auf einer Reise nach Costa Rica erlebt hat, dass Menschen dort so bestattet werden. Einer hat einen Fastnachtsschal auf dem Sargkissen liegen, einer einen Apfel in der Hand, wieder ein anderer einen platten Fußball. Eintritt ist frei, offen ist Montag bis Freitag, neun bis 17, am Wochenende, elf bis 17 Uhr, Infos auf hausamdom-frankfurt.de.