Alltagsbegleitung in Höchst und Verschnaufpausen am Sachsenhäuser Berg Raum zum Wohnen oder Luftholen

Felix van Elsberg ist Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Höchst.

Höchst/Sachsenhausen (red) –

Mit Betten aufstellen und Kühlschrank füllen ist es nicht getan. Kurz nach der Invasion in die Ukraine kam ein junger Familienvater auf Pfarrer Felix van Elsberg zu: „Bei uns im Haus wird eine Wohnung frei“, der Vermieter sei offen für die Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine, ob der Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde in Frankfurt-Höchst mithelfen wolle, das Ganze zu organisieren und die Familie zu begleiten?

Felix van Elsberg wollte. Beim Druck der Flyer für die Friedensandachten „war mir klar, die Gemeinde sollte noch mehr machen“. Drei Wohnungen sind inzwischen akquiriert worden, ein älteres Ehepaar und Konfirmandeneltern stellten zusätzlich zu der Drei-Zimmer-Wohnung noch ein Apartment und eine große Vier-Zimmer-Wohnung für Familien aus der Ukraine zur Verfügung. Felix van Elsberg und ein Team von Ehrenamtlichen begleiten die 15 Personen, darunter sieben Kinder, die dort untergekommen sind. Viele Gemeindemitglieder kommen, packen mit an, bringen Spenden vorbei oder übersetzten auf Russisch oder Ukrainisch.

Die Kirchengemeinde bietet Struktur, sie hat einen Ort, kann Spendenquittungen ausstellen, ein Kreis von Menschen ist mit ihr verbunden. In Höchst begrüßen Mitglieder des Kirchenvorstands das Engagement, doch die Fäden laufen quer durch den Stadtteil.

250 E-Mail-Adressen umfasst der Verteiler „Wohnraumprojekt für Ukraine-Geflüchtete“ van Elsbergs, neben Kirchlichem und Kommunalem enthält er zahlreiche Anschriften aus der Nachbarschaft wie den Stadtteilarbeitskreis, „in Höchst sind sehr viele sozial engagiert“. Felix van Elsberg sucht weiteren Wohnraum, „da die Not der Geflüchteten immer noch anhält und uns immer wieder neue Anfragen erreichen“.

Evangelische backen Kuchen, Katholiken aus Sankt Bonifatius bringen Spielzeug, Katholikinnen beraten bei Formularen, Mitglieder der gleichfalls in Sachsenhausen ansässigen Evangelischen Dreikönigsgemeinde unterrichten Deutsch: „Wir fragen nicht, woher jemand kommt“, erzählt Danielle Wendel-Baumert, die die Angebote am Sachsenhäuser Berg koordiniert. Die 68-Jährige gebraucht diese Formulierung mehrfach, aber in unterschiedlichem Sinn: Zuerst, als sie davon spricht, dass bei der ökumenischen Ukraine-Hilfe in Sankt Wendel nicht danach gefragt wird, welcher Konfession die Mitwirkenden angehören. Und dann mit Bezug auf die Geflüchteten aus der Ukraine, die in dem katholischen Kirchort am Alten Schützenhüttengäßchen Dienstagsvormittags auf Kaffee, Kuchen und Deutschunterricht vorbeikommen und am Donnerstag in der Küche kochen, sich beraten lassen, untereinander vernetzen oder einfach mal die Fläche nutzen, um den Kindern Platz zu verschaffen. „Niemand muss seine Geschichte erzählen.“

Rund 25 bis 30 Personen finden sich ein, in der Regel Frauen, dazu zwölf bis 15 Kinder. Sie können einfach da sein, ohne mit Fragen bedrängt zu werden. „Wir wollen nur, dass sie sich wohlfühlen“, sagt Wendel-Baumert.