Ausstellung im Instituto Cervantes befasst sich mit Gastarbeit Spanische Migration ist das Thema

Ferran Ferrando Melia, Direktor des Instituto Cervantes, Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg und Jose Sanchez, der mit 18 Jahren nach Deutschland kam und heute in Frankfurt lebt. Bild: Helmut Mohr

Westend (zmo) – Frankfurt im Jahr 1960: Der Zweite Weltkrieg ist seit 15 Jahren vorbei, die juristische Aufarbeitung in vollem Gang. Die Menschen erleben den wirtschaftlichen Aufschwung im Land, aber es fehlen die entsprechenden Arbeitskräfte, die dieser positiven Entwicklung weiteren Antrieb geben könnten. Die Lösung kam aus Bonn – in Gestalt eines Anwerbeabkommens zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Spanien, das am 29. März 1960 unterzeichnet und so zum Beginn spanischer Einwanderung nach Deutschland und natürlich auch in die Rhein-Main-Region wurde. Die Menschen kamen als sogenannte „Gastarbeiter“.

Es waren zunächst 160 junge Andalusier, die 1960 bei „Brown Boveri & Cie“ in Großauheim befristete Arbeitsverträge bekamen. Es folgten bis 1973 weitere 600.000 Spanier. Viele kehrten im Laufe der Jahre zurück in ihre Heimat, knapp 200.000 sind geblieben und haben Deutschland mit einem vielfältigen, kulturellen Leben bunter gemacht.

Schüler der Lindenau-Schule in Hanau hatten bei einem Wahlpflichtkurs in zahlreichen Interviews mit spanischen Arbeitsmigranten den Grundstein für diese Veranstaltung gelegt. Nach einem Besuch der Ausstellung in Hanau im vergangenen Jahr war für Ferran Ferrando, dem Leiter des Instituto Cervantes in Frankfurt, klar, dass diese Ausstellung auch nach Frankfurt muss. Für die Hanauer Schüler eine besondere Wertschätzung ihres Engagements. Mit dieser bislang größten Veranstaltungsreihe zum Thema Migration im Rhein-Main-Gebiet will das Instituto Cervantes an die spanischen Arbeitsmigranten, die in den 1960er- und 70er-Jahren nach Frankfurt und Umgebung kamen, erinnern.

Dokumentationen, Theateraufführungen, Lesungen, Interviews und Diskussionen sollen aufzeigen, was Migration vor mehr als 60 Jahren bedeutete. „In keiner Stadt ist die Geschichte der Zuwanderung aus den sogenannten Anwerbestaaten so deutlich sichtbar geworden wie in Frankfurt. In keiner Stadt ist die Tatsache, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist, so deutlich geworden wie in Frankfurt. Und keine Stadt hat sich so früh mit dem Thema multikulturellen Lebens auch in der Verwaltung beschäftigt wie Frankfurt“, sagt Frankfurts Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg bei der Vorstellung der Veranstaltungsreihe „Gastarbeiter. Spanische Migration im Raum Frankfurt“. Bis zum 30. April ist diese im Instituto Cervantes, dass sich in unmittelbarer Nähe der Alten Oper, in der Staufenstraße 1, befindet, zu sehen. Neben einer Theateraufführung, sind auch Lebenswege von ehemaligen „Gastarbeitern“ aufgeführt, es gibt Diskussionen und Lesungen und vieles mehr.

„Es hat lange gedauert bis die Menschen und die Politik erkannt haben, was diese ‚Gäste’ wirklich brauchen und, dass sie bleiben wollen, dass sie anerkannt werden wollen. Aus ‚Gastarbeitern’ wurden Mitbürger. Viele leben in vierter Generation bei uns. Allein in Frankfurt wohnen 8000 Bürger mit spanischem Pass“, erläuterte Eskandari-Grünberg zum Abschluss ihres Besuchs.