Diskriminierung und Ausgrenzung – bis heute Steinwalze erzählt vom Leiden einer Romnia im NS

Anne Gemeinhardt (von links), Joachim Brenner, Familie Strauß und Jan Gerchow mit dem neuen Exponat.

Altstadt (red) – Die aktuelle Ausstellung „Eine Stadt macht mit – Frankfurt und der NS“ im Historischen Museum, Saalhof 1, hat eine Frankfurterin veranlasst, sich mit dem Leiden ihrer Mutter in der NS-Zeit auseinanderzusetzen: „Wie viele Tränen hat dieser Stein wohl gesehen?“, fragt Maria Strauß. Ihre Mutter Sonja Rose (1927 bis 1998) wurde als Romnia mit 14 Jahren aus Berlin in das KZ Ravensbrück deportiert, wo sie drei Jahre lang inhaftiert blieb. Sie wurde mutwillig schikaniert, unter anderem indem sie als zierliches Mädchen eine schwere Steinwalze hinter sich herziehen musste.

Nun hat Maria Strauß ein Modell von jener Walze gestaltet. Die Arbeit daran war ein intensiver Prozess. Bis heute ist der Schmerz über dieses Schicksal, die Anfeindung und Ausgrenzung als Roma präsent für Maria Strauß und ihre Familie, die seit den 1950er-Jahren in Frankfurt lebt. Die Traumatisierung der Eltern – auch der Vater war interniert – hatte Auswirkungen auf ihr eigenes Leben sowie auf das ihrer Kinder und Enkel. Die Erfahrung, als Roma diskriminiert zu werden, ist allgegenwärtig.

Ende Juli wurde nun in Anwesenheit der ganzen Familie das Steinwalzenmodell nachträglich als weiteres Objekt in die Ausstellung „Eine Stadt macht mit – Frankfurt und der NS“ integriert. Museumsdirektor Jan Gerchow bedauerte, dass das Objekt nicht von Anfang an in der Ausstellung stand – wie es eigentlich vorgesehen war. Dafür bat er bei der Einbringung des Objekts im Namen des Kuratorenteams die Angehörigen von Sonja Rose um Entschuldigung. Die Walze steht im Ausstellungsbereich „Lager“ und ist bis 11. September dienstags bis sonntags von elf bis 18 Uhr zu sehen.

Weitere Infos zur aktuellen Ausstellung und dem Historischen Museum gibt es im Internet auf https://historisches-museum-frankfurt.de/frankfurt -und-der-ns.