„Die 2015 gegründete Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste unterstützte unsere Provenienzforschung von Juni bis November 2022 finanziell. So konnten sich die Afrika-Kustodinnen Julia Friedel und Audrey Peraldi eingehend mit dem Thema beschäftigen. Erstmals sind die 57 Objekte alle in einer Ausstellung zu sehen“, erklärte Direktorin Eva Raabe. Die Rückgabe von 20 Benin-Bronzen an Nigeria Ende vergangenen Jahres wurde viel beachtet. Gegenwärtig ist die Lage allerdings verzwickt: Der ehemalige Präsident Nigerias Muhammadu Buhari hat die Objekte an König Oba Ewuare II. übergeben. Dessen Ururgroßvater war vor allem während der britischen „Strafexpedition“ 1897 beraubt worden. Während Deutschland bereits Geld für ein zu bauendes Edo Museum of Western African Art (EMWAA) zur Verfügung gestellt hat, in dem später die Benin-Bronzen gezeigt werden sollen, versprach der seit Mai regierende neue Präsident Bola Tinubu dem Oba Unterstützung für den Bau eines eigenen Palastmuseums. Was nun wo und wem gezeigt wird, ist unklar. „Unserer Objekte sind kulturhistorisch nicht so bedeutsam“, sagte Raabe, „wir befinden uns derzeit in Wartestellung.“ Aber sehenswert sind alle diese Exponate. Karteikarten informieren über Herkunft und ihren Weg bis nach Frankfurt – sofern es entsprechende Dokumente gibt. Aufgrund der Forschungen wurden mit hoher Wahrscheinlichkeit zwei Objekte – ein Zeremonialschwert und ein Rasselstab – als Kunstwerke, die bei der „Strafexpedition“ nach Europa kamen, ausgemacht. „Selbstverständlich muss das Unrecht der ‚Strafexpedition’ deutlich werden. Uns ist klar, dass alle Objekte nicht nur Kunstwerke, sondern auch Geschichtsträger sind“, stellte Raabe klar. „Wir haben in der Literatur, in Katalogen von Museen und Auktionshäusern geforscht, dennoch ist es oft nicht leicht, der Provenienz auf den Grund zu kommen“, schilderte Peraldi. Nicht alles ist unter dem Begriff „Raubkunst“ zu versammeln, es gab auch legitime Ankäufe, die nachweisbar sind. Raabe und ihr Team wünschen sich einen Dialog mit Experten aus Nigeria, eventuell gemeinsame Forschungsprojekte, in denen man voneinander lernen könnte.