Ausstellung „Lukim Gen – Ein Rückblick“ im Weltkulturen Museum Ornamente und unerfüllte Hoffnungen

Eva Raabe erklärt die Ausstellung. Foto: Faure

Sachsenhausen (jf) – Noch bis zum 24. Juli ist im Weltkulturen Museum die Exposition „A Labor of Love“ zu sehen, in der südafrikanische Kunst aus den 1980er Jahren unmittelbarer Gegenwartskunst gegenübergestellt wird. Die Ausstellung „Lukim Gen – Ein Rückblick“ befasst sich als Sonderschau mit der Kunst in Papua-Neuguinea, setzt Sammlungsobjekte aus den 1970er und 1980er Jahren in Szene, zeigt postkoloniale Entwicklungen auf. „Wir möchten damit das Weltkulturen Labor und den Green Room verstärkt der Öffentlichkeit zugänglich machen“, erläuterte Eva Raabe, seit 1985 Ozeanien-Kustodin am Weltkulturen Museum und zurzeit kommissarische Leiterin des Hauses. Sie war selbst in Papua-Neuguinea, hat dort mit Künstlern gearbeitet, Werke für das Museum angekauft. „Vor der Unabhängigkeit im Jahr 1975 herrschte eine Stimmung des Aufbruchs im Land, die Künstler zogen vom Dorf in die Stadt, brachten ihre traditionell überlieferte Ornamentik mit und bereiteten die Souveränität des Landes mit ihren Mitteln vor“, erläuterte Raabe. Fast alle dieser Künstler begannen ihre Karriere zwischen 1969 und 1974 unter der Förderung von Ulli und Georgina Beier, er ein aus Pommern stammender Schriftsteller, sie eine in London geborene Künstlerin. Beide gründeten 1969 das Creative Art Centre in Port Moresby, der Hauptstadt Papua-Neuguineas. Georgina Beier prägte 1977 den Begriff „Outsider Art“, der sich auf die Lebenssituation der Künstler bezog: Zu Beginn ihrer Karriere waren sie Außenseiter, weil ihr Wirkungskreis außerhalb der eigenen Kulturgruppe lag. Gleichzeitig waren sie noch nicht in ihrer neuen städtischen Umgebung integriert. Dennoch haben sie ihre Ästhetik, die in der Tradition wurzelt, mitgebracht und weiter verwendet. So entstand eine ganz eigene, für das oberhalb von Australien liegende Inselland richtungsweisende Kultur, die sich in den gezeigten Drucken, Objekten und Bildern widerspiegelt. „Die Menschen haben die Kunst im Kopf, die sie als Kind aufgenommen hatten“, erklärte Raabe. Außerdem sind Alu-Panels zu sehen; Georgina Beier hatte Metallverarbeitung als Fach im Creative Art Centre eingerichtet. Im Green Room begegnet man der klassischen Galerie-Situation. Aus Schwarz-Weiß-Drucken sind bunte Acrylarbeiten geworden; die Druckwerkstätten sind verschwunden, die Situation in Papua-Neuguinea hat sich verändert, gewaltsame Ausschreitungen sind genauso häufig wie Korruption und Raubüberfälle. John Siune, dessen Stil von dem auch über Papua-Neuguineas Grenzen hinaus bekannten Mathias Kauage geprägt wurde, stellt die Brüche zwischen Vergangenheit und Gegenwart anhand von Frau und Mann bildlich dar. Beide Figuren sind zweigeteilt, einerseits noch ländlichen Bräuchen und entsprechender Kleidung verhaftet, andererseits mit einer Glitzertasche, hochhackigen Schuhen und Sonnenbrille ausgestattet. Auch Naturkatastrophen werden dargestellt, es entsteht eine Art politische Plakatkunst. Eva Raabe gründete 1997 die „Galerie 37“ und betrieb sie bis 2010 im Weltkulturen Museum. Sie diente der Ausstellung nichteuropäischer zeitgenössischer Künstler. Mit der Exposition „Lukim Gen“, der Ausdruck stammt aus der Pidginsprache und bedeutet so viel wie „etwas wieder anschauen“, knüpft das Haus an diese Galerie an. Die Schau ist bis zum 19. Juni zu sehen.