Ausstellung im Weltkulturen Museum: „Perspektiven Benin“ Das kulturelle Erbe bewahren

Rasheed Hassan (von links), Julia Friedel, Osaze Amadasun und Audrey Peraldi vor dem Bildnis der Oba-Mutter Idia im zweiten Teil der Benin-Ausstellung. Bild: Faure

Sachsenhausen (jf) – 57 Objekte aus Metall, Holz und Elfenbein waren bis zum 24. September in zwei Räumen des Weltkulturen Museums am Schaumainkai zu sehen. Sie gehören zur Sammlung des Hauses und wurden in einer ersten Ausstellung unter dem Titel „Retrospektive Benin“ gezeigt. Die Objekte aus dem Königreich Benin (Nigeria) gelangten wohl zwischen 1904 und 1911 in das damalige Völkermuseum in Frankfurt. Die 2015 gegründete Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste unterstützte die Provenienzforschung von Juni bis November 2022 finanziell. So konnten sich die Afrika-Kustodinnen Julia Friedel und Audrey Peraldi eingehend mit dem Thema beschäftigen. Die erste Ausstellung zeigte viel über die Herkunft und die Wege der Kunstschätze.

Im zweiten Teil der Benin-Exposition „Perspektiven Benin“ geht es um die Zukunft. So setzte sich der 1994 geborene Illustrator und Designer Osaze Amadasun mit bedeutenden Ereignissen im Benin des 16. Jahrhunderts auseinander und verknüpft diese mit der Gegenwart. Entstanden ist ein Bild, dass Idia, die Mutter des Oba (König) Esigie, mit einer Reliefplatte zeigt, die ein Ereignis aus der Geschichte Benins darstellt. „Diese Platte befindet sich im British Museum“, erläuterte Julia Friedel. Osaze Amadasun hat eine stolze, selbstbewusste Frau abgebildet. Idia wurde sehr verehrt und führte kulturelle Innovationen ein. Sie kleidete sich wie ein Mann und zog an der Seite ihres Sohnes in eine kriegerische Auseinandersetzung, die Benin gewann.

„In mir sind Schmerz und Freude zugleich“, sagte er in der Ausstellung. Schmerz, Objekte zu sehen, die eigentlich nicht nach Frankfurt, sondern nach Benin/Nigeria gehören. Freude aber darüber, diese Kunstwerke anderen Menschen zeigen und ihnen die Geschichte von Benin näher bringen zu können. Dabei wäre es ein möglicher Kompromiss, Kopien im Ausland auszustellen. Damit hat sich auch der nigerianisch-amerikanische Multimediakünstler Mayowa Tomori beschäftigt. Seine 3D-Scans ermöglichen es, Objekte von allen Seiten betrachten zu können. Entsprechende Bildschirme demonstrieren das in der Exposition. Rasheed Hassan absolvierte sein Masterstudium über koloniale und postkoloniale Geschichte in Ibadan, Nigeria, und Leipzig und promoviert derzeit in Miami, USA. Bereits in den 30er Jahren beauftragte der Oba Akenzua II. Wissenschaftler, über geraubte Kunstschätze Benins zu forschen. Auch aktuell gibt es sowohl Forschungen am Hof als auch an staatlichen Instituten. „Wir haben einen guten Kontakt untereinander“, unterstrich Rasheed Hassan. Den Wissenschaftlern geht es darum, das reiche kulturelle Erbe von Benin zu bewahren. In Interviews zeigt Hassan die Haltung der heutigen Generation zum kulturellen Erbe.

Insgesamt beteiligten sich fünf Künstlerinnen und Wissenschaftler aus Nigeria und der Diaspora an der Ausstellung über die Zukunft der Kunstschätze aus Benin. Gemeinsam entstand so ein neuer Blick auf die Sammlung. Nicht alle Objekte sind Raubkunst, auch Schenkungen können dokumentiert werden.

Die zweite Ausstellung zum Thema Benin ist bis zum 31. Dezember im Haus am Schaumainkai 37 zu sehen und wird von einem interessanten Rahmenprogramm begleitet.