Grimms Märchenreich feiert Geburtstag / Bisher 140 000 Besucher Fünf Jahre Spaß im Mitmachmuseum

Eine Kletterwand mit dem Spielauftrag „Rette die Prinzessin“ gehört zu Grimms Märchenreich. Wer oben angekommen ist, bekommt einen Kuss – zumindest akustisch. Bild: Arne Dedert/DPA

Hanau – Die Reise ins Märchenland beginnt mit einem Pass. „Welcher Helfer soll dir bei deiner Reise ins Märchenreich zur Seite stehen?“, lautet die erste Frage. Die Kinder können sich entscheiden: Eine gute Fee, ein Schwan, eine Taube liegen als Zeichenschablone bereit. Mit ihrer Hilfe können sie ihren Begleiter malen und die erste Seite des Passes ausfüllen, der sie durch das Mitmach-Museum Grimms Märchenreich in Hanau führt.

Ähnlich geht es weiter: Welcher gruselige Bösewicht soll einem auf der Reise begegnen: ein Wolf etwa oder eine Hexe? Und wohin soll die Reise führen: in ein Schloss, einen Turm oder in den Wald? Auf dem Weg durch die Gänge des Museums tummeln sich an diesem Morgen viele kleine Prinzessinnen und Prinzen, Feen und Hexen. Wer Grimms Märchenreich besucht, darf sich märchenhaft verkleiden. „Die Kinder lieben diese Kostüme, die Erwachsenen aber auch“, berichtet Markus Häfner, Leiter der städtischen Museen in Hanau.

Das wuselige Mitmachmuseum im Schloss Philippsruhe feiert fünften Geburtstag. Mehr als 140 000 Besucher hatte die Ausstellung mittlerweile. Eine Zahl, auf die die Macher stolz sind, gab es doch seit Eröffnung zwei Jahre, in denen das Museum wegen der Corona-Beschränkungen geschlossen war.

Nunmehr erfreut es sich immer größerer Beliebtheit. „Der große Erfolg liegt mit Sicherheit einerseits darin begründet, dass es von Kindern für Kinder konzipiert ist“, sagt Häfner. Ein Kinderkomitee mit Jungen und Mädchen aus einer Kita und einer Schule hatten ein Wörtchen bei der Planung mitzureden. „Sie sagten uns damals: Ihr Erwachsenen habt euch das Museum ausgedacht, aber es ist doch für uns und wir wollen es gerne anders“, erinnert sich Nina Schneider, Leiterin von Grimms Märchenreich. So gab es hie und da Änderungen.

Das Museum lebt vom Mitmachen und ist kein stiller Ort. „Die Kinder können sich hier ihr eigenes Märchen zusammenstellen“, erklärt Schneider. „Für die Reise durchs Märchenland brauchst du einen Helden, eine Aufgabe, einen mit einem Seilzug einen Ball so bugsieren müssen, dass er eine Holzbahn hinunterkullern kann.

In einem anderen Raum können Original-Gegenstände der weltberühmten Märchensammler betrachtet werden: deBösewicht – und dann löst sich alles irgendwo in einem zauberhaften Ort.“

Auf dem Weg ins Märchenreich gehen die Besucher zunächst durch die Prunkräume des Schlosses und stehen auf einmal vor einer besonderen Fotostation: einem nachgebauten goldenen Thron. Wer Lust hat, kann sich als König oder Königin verkleiden und Platz nehmen. Die Station soll Appetit machen auf die Märchenabteilung.

Geht es beim Gang durch die Beletage des Schlosses ruhig und gesittet zu, wie man es von Museen gewohnt ist, wird es in Grimms Märchenreich laut, bunt und quirlig. An diesem Tag ist eine Schulklasse aus dem nahen Wachenbuchen zu Besuch. Die Kinder im Grundschulalter kraxeln an einer Kletterwand einen Schlossturm hinauf: „Rette die Prinzessin“, lautet der Auftrag. Wer es nach oben schafft, läutet eine Glocke – und zur Belohnung gibt es ein Kussgeräusch von der Geretteten.

Nebenan warten andere Aufgaben: So kann ein Hexenhaus mit Magnet-Lebkuchen verziert werden. Etwas anspruchsvoller ist ein elektrisches Geschicklichkeitsspiel, bei dem der Hexe der Schlüssel zu Hänsels Käfig weggenommen wird.

Viel los ist auch am Froschkönig-Brunnen, bei dem die Kinderr Gerock und die Aktentasche von Jacob Grimm. „Hanau ist als Geburtsstadt der Brüder Grimhm Ausgangspunkt der Deutschen Märchenstraße. Viele Besucher reisen deswegen an“, erklärt Museumsleiterin Schneider. „Mit diesem Pfund haben wir natürlich gewuchert.“ Mit dem auf Kinder ausgerichteten Mitmach-Konzept sei Grimms Märchenreich eine deutschlandweit einmalige Sache, betont sie.

Wichtig für das Museum ist auch das Begleitprogramm. So werden Workshops für Kitas und Schulen angeboten. „Unser Renner sind aber Kindergeburtstage“, sagt Schneider. Zur Feier des fünften Geburtstags von Grimms Märchenreich gibt es am 5. Mai einen Familientag mit freiem Eintritt. Angeboten werden Aufführungen des Hanauer Papiertheaters, Bastelaktionen und Kostümführungen.

Von Michael Bauer