Festspiele beziehen drei neue Probenhallen in der Innenstadt Jetzt wird täglich geübt

Blick in einen der drei neuen Probenräume, der mit einem Tanzboden ausgestattet wurde. Bild: Patrick Scheiber

Hanau – Früher war an der Nussallee eine Autowerkstatt zu Hause. Statt geschraubt und montiert wird in den drei neuen Probenhallen gesungen, gespielt und getanzt. Wobei: „Märchen wurden hier früher bestimmt auch erzählt, wenn es darum ging, die eine oder andere Beule in der Karosserie zu erklären“, sagt Oberbürgermeister Claus Kaminsky mit einem Lächeln. Beim Pressetermin gewähren er und Intendant Frank-Lorenz Engel erste Einblicke in die Hallen der Familie Oschwald. Seit Anfang des Jahres hat die Stadt sie angemietet und mit einem Tanzboden ausgestattet.

Nun ist hier das Ensemble eingezogen und probt täglich. Große Spiegel, die eine oder andere Couch, schwarze Vorhänge und Keyboards stehen bereit.

Eine Sporthalle neben dem Herbert-Dröse-Stadion, eine alte Schreinerei in der Paradiesgasse: Die Zeit, in der die Probenräume über das gesamte Stadtgebiet verteilt waren und die Kaminsky eine „kleine Leidensgeschichte“ nennt, ist damit vorbei. „Endlich haben die Festspiele einen zentralen Ort in der Innenstadt“, freut sich der OB.

Parallel werde hier von morgens bis abends an sechs Tagen in der Woche geprobt, so Intendant Frank-Lorenz Engel. „Dass das jetzt zentral stattfinden kann, erleichtert die Sache sehr. Zudem proben Musical- und Schauspiel-Ensemble direkt nebeneinander.“ In den neuen Probenräumen stellten die Festspiele auch die Gewinner des vierten nationalen Autorenwettbewerbs vor; der erste fand 2014 statt. Damals wurde das Stück „Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen“ interpretiert.

Für „Der gestiefelte Kater“ wurde der Wettbewerb im Mai 2023 ausgeschrieben. Die fünfköpfige Jury bestand aus Stefan Vögl (Autor), Anja Del Caro, der Chefdramaturgin der Hamburger Kammerspiele, Rebecca Reuter (Dramaturgin am Staatstheater Mainz), dem in Hanau nicht unbekannten Schauspieler und Autor Dieter Gring und dem Intendanten des Kurt-Weill-Festes Dessau, Gerhard Kämpfe.

Nach Sichtung der 18 Einsendungen, die ein Exposé und ein Dialogbeispiel enthielten, entschied sich die Jury, der alles anonymisiert vorgelegt wurde, für die Neuinterpretation des Autorenduos Anja Kömmerling und Thomas Brinx, alias „Die Köbris“. Die Jury sei begeistert gewesen von den fantasievollen Elementen, wie etwa den beiden mechanischen Musikern. Die im Original passive Rolle der Prinzessin werde zeitgemäß interpretiert und zu einer aktiv handelnden und selbstbewussten jungen Frau erweitert, heißt es in der Begründung der Jury.

Es ist das erste Theaterstück des Gewinnerduos, das bisher über 40 Kinder- und Jugendbücher geschrieben hat und in Film und Fernsehen unterwegs war. Kömmerling und Brinx freuen sich schon sehr auf die Umsetzung, bei der es auch tierisch zugehen wird – nicht nur wegen des Katers, sondern auch, weil Enten, Pfaue und Rebhühner die Bühne erobern werden. „Wir sehen uns auf jeden Fall bei der Premiere am 8. Juni“, sagen die beiden zum Abschied.

In der Gunst des Publikums liegt „Der gestiefelte Kater“ schon weit vorn: 12  693 Eintrittskarten sind bereits verkauft worden.

Überhaupt können sich die Vorverkaufszahlen für die Saison, die am 10. Mai beginnt und am 28. Juli endet, sehen lassen: 35 000 Tickets und damit 5000 mehr als im vergangenen Jahr um diese Zeit sind bereits über die Ladentheke gegangen.

Die 40. Brüder-Grimm-Festspiele finden vom 10. Mai bis 28. Juli statt. Auf dem Spielplan steht das Musical „Die Gänsemagd“ (Premiere ist am 10. Mai), aus der Reihe „Grimm Zeitgenossen“ die Liebesgeschichte um „Romeo und Julia“ (18. Mai, Bearbeitung und Regie: Intendant Frank-Lorenz Engel) „Sterntaler“, ein Schauspiel mit Musik, das am 1. Juni Premiere feiert, und das Schauspiel „Der gestiefelte Kater“ (8. Juni). In der Reihe „Junge Talente“ wird „Tschick“ im Innenhof der Wallonisch-Niederländischen Ruine präsentiert. Premiere hier ist am 5. Juli. Anlässlich der zehnten Benefizgala „Open Stage“ am 8. Juli um 19.30 Uhr im Amphitheater findet erstmals ein Schreibwettbewerb für jedermann statt. Bis zum 10. Mai kann man sich mit seinem selbst geschriebenen Märchenstoff bewerben. Das kann Prosa, Lyrik oder eine andere Textform sein, maximal zwei Seiten lang. Eine interne Jury wertet die fünf besten Einsendungen aus, aus denen via Abstimmung schließlich der Siegerbeitrag gekürt wird. Der Gewinnerbeitrag wird am 8. Juli bei der „Open Stage“ gezeigt.

Wer eine Kostprobe der vier Stücke erleben möchte, sollte sich Dienstag, 30. April, vormerken. Ab 19 Uhr finden im Kulturforum die „Einblicke auf die Probenbühne“ statt. Der Eintritt ist frei.
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