Brüder-Grimm-Festspiele ziehen positive Bilanz / Spielplan für 2024 steht „Wir sind sehr zufrieden“

Das Musical „Aschenputtel“, 31-mal aufgeführt, lag in der Gunst des Publikums ganz vorn. Die Zuschauerzahlen der Festspiele sind im Vergleich zum Vorjahr wieder gestiegen, liegen aber unter dem Niveau von 2019. Bild: Patrick Scheiber

Hanau – Frank-Lorenz Engel ist zufrieden. „Sehr sogar“, sagt der Intendant. Beim Blick auf die Zuschauerzahlen, die Stadt und Brüder-Grimm-Festspiele gestern veröffentlicht haben, ist das mehr als verständlich.

70 253 Zuschauerinnen und Zuschauer wurden in der 39. Spielzeit gezählt. 2022 waren es gerade einmal 64 166 Besucher. Dennoch bleiben die aktuellen Zahlen hinter denen der Vor-Corona-Saison 2019 zurück, als rund 74 000 Gäste im Amphitheater registriert wurden.

Dennoch ist Engel zuversichtlich, dass die steigende Tendenz ein vielversprechendes Zeichen für die Zukunft darstellt. Die gestiegenen Kosten fängt die Stadt Hanau – wie vermeldet – mit einem höheren Zuschuss auf.

Engel jedenfalls freut sich über die Resonanz. „Gerade mit Blick auf die finanziellen Sorgen, die aktuell viele Menschen umtreiben und an Kultur sparen lassen, ist die Auslastung bemerkenswert“, so der Intendant im Gespräch mit unserer Zeitung.

„Die Spielzeit hat erneut bewiesen, dass die Brüder-Grimm-Festspiele zu den kulturellen Höhepunkten unserer Stadt gehören. Menschen aus der Stadt und viele Gäste nehmen das Angebot gerne an“, wird Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) in der offiziellen Pressemitteilung zitiert.

Die höhere Besucherzahl im Vergleich zu 2022 trägt dazu bei, dass die Festspiele zusätzliche Ticketeinnahmen generieren konnten. Gerechnet wird laut Mitteilung mit Einnahmen in Höhe von 1,4 bis 1,5 Millionen Euro. Erfreulich sei auch die Zunahme an Sponsorengeldern, die die Festspiele verzeichnen konnten, so Engel. Damit beläuft sich der Zuschuss der Stadt Hanau auf rund 580 000 Euro. Oberbürgermeister Kaminsky hatte bereits im Juli angekündigt, dass die Stadt den Etat der Festspiele deutlich erhöhen wird, und zwar von 375 000 auf 650 000 Euro, um die allgemeinen Kosten- und Preisentwicklungen sowie die Teuerungsrate bei den Personalkosten aufzufangen. „Die Anhebung ist aufgrund der aktuellen, allgemeinen Preissteigerungen unumgänglich, die wir damit auffangen“, so Kaminsky. „Eine erneute Anhebung der Eintrittspreise kam für uns nicht in Betracht, da wir weiterhin Kultur für ein breites Publikum anbieten wollen.“ Der städtische Zuschuss sei ein wichtiger Beitrag zur Qualitätssicherung.

Getreu dem Motto „Nach der 39. ist vor der 40. Spielzeit“ sind die Planungen bereits in vollem Gange.

„Das Publikum kann sich auch im nächsten Jahr auf ein abwechslungsreiches Programm freuen“, verspricht der Intendant. Ab dem 10. Mai 2024 sind das Musical „Die Prinzessin und die Gänsemagd“ zu sehen sowie „Sterntaler“, das von Jan Radermacher geschrieben und inszeniert wird. Neben den beiden eher unbekannten Grimm-Märchen – „Sterntaler“ wurde noch nie, die „Gänsemagd“ bisher nur einmal (1996) aufgeführt – ist mit „Der gestiefelte Kater“ wieder ein sehr bekanntes Märchen dabei. Das die bekannten Stücke meist auch die Publikumsmagneten sind, zeigt sich auch dieses Jahr: Das Musical „Aschenputtel“, 31 Mal aufgeführt, lag in der Gunst der Zuschauer ganz vorn.

Für „Der gestiefelte Kater“, der 1986, 2001, 2008 und 2015 zu sehen war, haben die Festspiele einen Autorenwettbewerb ausgeschrieben, zu dem 18 Einsendungen eingegangen seien, wie Engel verrät.

Nun widmet sich die Fachjury den Bewerbungen und wird die Gewinnereinsendung im September bekannt geben. Die fünfköpfige Jury besteht aus Anja Del Caro (Chefdramaturgin Hamburger Kammerspiele), Rebecca Reuter (Dramaturgin Staatstheater Mainz), Dieter Gring (Schauspieler und Autor), Gerhard Kämpfe (Intendant Kurt-Weill-Fest Dessau) und Stefan Vögel (Autor, Vorsitzender der Jury).

In der Reihe „Grimm Zeitgenossen“ setzen die Festspiele im kommenden Jahr nach „Ein Sommernachtstraum“ von 2022 erneut auf William Shakespeare. Intendant Frank-Lorenz Engel inszeniert diesmal den Klassiker „Romeo und Julia“ in der romantischen Übersetzung von August Schlegel. Und er verspricht ein „großes Spektakel“ mit Musik und Tanz.

In der Reihe „Junge Talente“ in der Wallonisch-Niederländischen Kirche in der Hanauer Innenstadt werden nach „Das kunstseidene Mädchen“ erneut Aufführungen eines Jugendstücks stattfinden. Was genau, stehe aber noch nicht fest, so Engel. Auch das Rahmenprogramm werde jetzt erst erarbeitet. Denkbar sei auch eine Ausstellung zu vier Festspiel-Jahrzehnten in Hanau.

Tickets für die Saison 2024 gibt es ab Anfang November an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

Von Yvonne Backhaus-arnold