10 000 Zuschauer weniger im Amphitheater als vor der Corona-Pandemie Turbulente Festspiel-Saison

„Aladin und die Wunderlampe“ mit Publikumspreisträger Marcus Abdel-Messih in der Hauptrolle lag in dieser Spielzeit in der Zuschauergunst vorne. archiv

Hanau – Die Hoffnungen, an die Vor-Corona-Zeit anknüpfen zu können, haben sich für die Brüder-Grimm-Festspiele nicht erfüllt. 64 000 Besucher sahen die rund 100 Aufführungen der diesjährigen Spielzeit – „das sind in etwa 10 000 weniger als in der Saison 2019“, so Intendant Frank-Lorenz Engel, mithin ein Rückgang um 14 Prozent.

Zwischenzeitlich sah es sogar noch schlechter aus. Im Juni war ein Rückgang von gar 28 Prozent zu verzeichnen im Vergleich zum gleichen Zeitpunkt von vor drei Jahren. Insofern hat das Festival in der zweiten Hälfte noch einiges wettmachen können – Widrigkeiten wie der Hitzeperiode zum Trotz. Unterm Strich sei es „zufriedenstellend gelaufen“, meint Intendant Engel.

Engel und die Hanauer Märchen-Macher hatten mit allerlei Turbulenzen zu kämpfen. Die Corona-Angst war bei vielen potenziellen Besuchern offenbar noch nicht verflogen. Und die Einschränkungen während der Pandemie hätten die Gewohnheiten vieler Leute geändert, hatte Engel bereits zur Halbzeit als eine mögliche Erklärung geliefert. Netflix habe vielfach Einzug gehalten als Konkurrenz zur Live-Kultur. Auch andere Festspiele und Kulturevents klagen über Zuschauerrückgänge.

Was die Hanauer Festspiele zusätzlich gebeutelt hat: „Wir mussten oft umbesetzen“, sagt Engel, weil Darsteller wegen Covid ausgefallen sind. Dabei seien Rollen bereits vorsorglich zum Teil mit drei Schauspielern besetzt worden. Mitunter mussten aber auch Darsteller von außerhalb einspringen. „Dank eines guten Netzwerks“, so der Intendant, sei es gelungen, bis auf eine Ausnahme alle Aufführungen stattfinden zu lassen.

In der Gunst des Publikums lag in dieser Spielzeit „Aladin und die Wunderlampe“ vorne. Eine Erklärung laut Engel: Die Bekanntheit einer Geschichte, die es auch schon zu Disney-Filmehren gebracht hat. Oder die Opulenz der Ausstattung und Kostüme, für die die Hanauer Festspiele ohnehin bekannt sind.

Mit Blick auf den Zuschauerschnitt seien auch die Shakespeare-Komödie „Ein Sommernachtstraum“ recht gut gelaufen, ebenso die vergleichsweise moderne Musical-Inszenierung „Drosselbart!“

Bei den Zuschauerzahlen hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist indes das Familienstück „Brüderchen und Schwesterchen“. Wohl auch, so meint Frank-Lorenz Engel, weil die Geschichte zu den unbekannteren Grimm-Märchen gehört. In der Festspiel-Historie rangierten bei den Besucherzahlen immer wieder bekanntere Stücke vor unbekannteren.

Im nächsten Jahr werde es wieder vier Inszenierungen im Amphitheater geben, sagt Engel, dazu die Wiederaufnahme von „Das kunstseidene Mädchen“ in der Wallonischen Ruine. Die übrigen Stücke will der Intendant, dessen Vertrag unlängst bis 2028 verlängert wurde, noch nicht nennen. Als Musical wird jedenfalls „Aschenputtel“ auf dem Spielplan stehen. Ein bekanntes Märchen. Das Casting dazu ist für 4. und 5. September in Berlin angesetzt. Frank-Lorenz Engel hat das auf seiner eigenen Facebook-Seite gepostet.
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