Festspiel-Macher blicken nach schwieriger Saison nach vorn Stücke für nächstes Jahr stehen fest

Das Märchen von „Aschenputtel“ stand zuletzt in der Saison 2014 auf dem Spielplan der Brüder-Grimm-Festspiele. Im nächsten Jahr ist die Neuinszenierung des Musicals geplant. Archivfoto: Dieter Kögel

Hanau – Der Vorverkauf für die 39. Spielzeit der Brüder-Grimm-Festspiele hat begonnen. Zur ersten Premiere am 12. Mai gibt es die Neuinszenierung des Musicals „Aschenputtel“. Beim Familienstück mit Musik werden sich „Hase und Igel“ treffen und als weiteres Schauspiel wird „Hans im Glück“ seinen Weg im Amphitheater machen. Diese beiden Stücke sind Uraufführungen. Die Festspielleitung hat Autoren und Komponisten beauftragt, aus den beiden Stoffen eigens für Hanau neue Stücke zu erschaffen. Auch beim klassischen Genre setzt man laut Pressemitteilung auf ein beliebtes Stück: Molières „Tartuffe“ wird in der Übersetzung des Grimm-Zeitgenossen Wolf Heinrich Graf von Baudessin im Amphitheater aufgeführt. In der Reihe „Junge Talente“ kommt es zu einer Neuauflage der diesjährigen Inszenierung „Das kunstseidene Mädchen“.

Die Bilanz der Saison 2022 ist, wie berichtet, durchwachsen. Angesichts gewaltiger Herausforderungen und vieler Probleme lässt sich aus Sicht der Festspiel-Macher am Ende sagen: „mit blauem Auge davongekommen“. Das ist das Fazit, das Oberbürgermeister Claus Kaminsky und Intendant Frank-Lorenz Engel nach Vorlage der Zahlen ziehen. „Wir sind besser durch die Krisen gekommen als befürchtet“, so der Oberbürgermeister.

Unterm Strich werden die Festspiele demnach ein nur leicht negatives Finanz-Ergebnis erreichen. Mit Zuversicht blicken OB und Intendant ins neue Jahr, in dem vor allem die genannten populären Stücke die Zuschauer ins Amphitheater locken sollen.

„Dass die 38. Festspielsaison eine herausfordernde sein wird, war uns von Anfang an klar“, betont Intendant Engel. Der Vorverkauf sei zum Jahreswechsel von den Unsicherheiten der Corona-Pandemie beeinflusst worden. Nach dem Angriff auf die Ukraine sei im März der Ticketverkauf zeitweise völlig zum Erliegen gekommen. „Es ist verständlich, dass der Erwerb von Festspieltickets nicht an erster Stelle stand“, so Engel.

Die wirtschaftlichen Folgen des Krieges und der Pandemie haben dann auch die Festspiele selbst vor erhebliche Belastungen gestellt. Die massiv höheren Preise bei den Baustoffen, etwa beim Holz für das Bühnenbild, die gestiegenen Gehälter für Handwerker und Licht- und Tonmeister und insgesamt die Inflation bedeuteten für die Festspielleitung große Herausforderungen. Hinzu kamen Corona-Ausfälle beim technischen Personal und bei den Schauspielern. Dennoch sei es gelungen – mit einer einzigen Ausnahme – alle knapp 100 Aufführungen planmäßig auf die Bühne zu bringen. „Das ist dem Engagement aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der Flexibilität und Solidarität des Ensembles zu verdanken“, lobt Engel. Dadurch seien auch Sondervorstellungen möglich gewesen, etwa die seit einigen Jahren angebotene Aufführung für Gehörlose und in diesem Jahr auch erstmals eine Vorstellung mit Audiodeskription für Blinde und Sehbehinderte. Dies sei nahezu einzigartig bei Festspielen in Deutschland. Zusätzlich habe man auch Kindern von Geflüchteten aus der Ukraine einige unbeschwerte Stunden bescheren können.

Dennoch habe man die Probleme nicht vollständig ausräumen können. So liegt die Besucherzahl mit 64 166 Zuschauern in diesem Jahr deutlich unter der Vor-Corona-Saison 2019, als rund 74 000 Besucher im Amphitheater registriert wurden. Dies, obwohl die künstlerische Qualität der Aufführungen gleichbleibend hoch gewesen sei. Die unsichere Lage, so Kaminsky, habe die Menschen beim Ticketkauf gehemmt. Wenn man sich überlege, dass selbst Tourneen von Superstars in diesem Jahr wegen einbrechender Ticketverkäufe abgesagt werden und andere Kulturstätten ebenfalls rückläufige Besucherzahlen vermelden mussten, seien die Festspiele noch recht gut weggekommen.

Dass die Kostenexplosion und der rückläufige Ticketverkauf am Ende nicht zu dramatischen Auswirkungen bei der finanziellen Bilanz geführt haben, erklärt der Oberbürgermeister mit dem sparsamen Einsatz der Gelder durch das Festspielteam, dem ungebrochenen Engagement der Sponsoren und schließlich mit der Erhöhung der Ticketpreise. Dadurch habe man die Verluste im Ticketverkauf fast vollständig ausgleichen können. Bei einem Gesamtetat von 1,4 Millionen Euro, der Förderung durch Sponsoren und das Land in Höhe von 340 000 Euro und dem Zuschuss der Stadt in Höhe von 375 000 Euro habe man fast wieder die Eckdaten der letzten „regulären“ Saison 2019 erzielen können. „Insofern hat sich die Preiserhöhung, die uns wirklich nicht leichtgefallen ist, als unser Rettungsanker erwiesen“, so Kaminsky.

Eine erneute Preiserhöhung für die Saison 2023 werde es aber trotz aller Herausforderungen nicht geben, verspricht der OB. Die finanziellen Lücken werde man unter anderem mit einem gezielten und sparsamen Einsatz der Ressourcen schließen. So ist zum Beispiel ab der Spielzeit 2024 eine dauerhafte Konstruktionsveränderung der Bühne geplant, sodass künftig weniger Aufwand bei Auf- und Umbau betrieben werden muss. An der künstlerischen Qualität und an der viel gelobten Ausstattung etwa beim Bühnenbild oder den Kostümen werde man nicht sparen.

Die Stadt setze deshalb auch auf eine Steigerung der Ticketverkäufe. Mit dem jüngst gestarteten Vorverkauf können sich Fans die besten Plätze sichern. In der Weihnachtszeit soll es wieder eine Rabattaktion geben.

Weitere Infos im Internet unter festspiele-hanau.de. kd