Betrugsversuch an Bruchköbeler Verein

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Beinahe um 17.000 Euro erleichtert / Verstörend einfacher Trick

(Bruchköbel/jgd) – Dreister Betrugsversuch an einem Bruchköbeler Verein: Beinahe wäre der Schwimmclub SC Undina zum Opfer eines dreisten Betrugsversuches geworden - und wäre in der Folge um über 17.000 Euro ärmer gewesen.

Vereinsvorstand Christoph Lins konnte den dubiosen Vorgang, bei dem eine beängstigend einfache, wirkungsvolle Betrügermasche zur Anwendung kam, im letzten Moment stoppen. Vereine und Firmen tun gut daran, wachsam zu sein, denn es ist für den Raum Bruchköbel nicht geklärt, ob es sich bloß um einen Einzelfall handelt, oder ob jemand systematisch ähnliche Versuche bei anderen Vereinen am Ort gestartet hat.

Was war geschehen? Einem Vereinsmitglied war Ende März bei einer routinemäßigen Kontoüberprüfung aufgefallen, dass eine außergewöhnlich hohe Summe -fast 17.500 Euro- vom Vereinskonto abgebucht worden war. Das Geld hatte bereits die Reise auf das Konto des Inhabers bei einer in Berlin registrierten Internetbank angetreten. Der dortige Inhaber ist aber vermutlich eine Tarnadresse. Weil der Vorgang relativ schnell bemerkt wurde, konnte der Vereinsvorstand über die Bruchköbeler Hausbank sofort Nachforschungen in Gang setzen. Das Geld konnte von dem Berliner Konto noch rechtzeitig zurückgeholt werden – der Inhaber hatte darüber noch nicht verfügt. Lins schaltete zudem die Polizei ein, Ermittlungen sind im Gange. 

Schlichte Masche, fatale Wirkung

Interessant ist hierbei die Masche, mit der die Abbuchung möglich wurde: Bei der hiesigen Hausbank war Ende März ein gewöhnlicher handschriftlich ausgefüllter Überweisungsbeleg eingegangen, vermutlich einfach in den Hausbriefkasten eingeworfen. Auf dem Papier, dessen Kopie dem BK vorliegt, sind die Daten des Empfängerkontos wie auch die vollständigen Kontodaten des SC Undina sauber eingetragen, ebenso natürlich die Überweisungssumme. Ein Datum und eine angebliche Unterschrift des Vereinsvorstandes sind ebenso darauf, und ordnungsgemäß trägt der Beleg auch den Eingangsstempel der Bank. Weil formal keine Fehler festzustellen waren, ging der Beleg in die automatische Erfassung, und das Geld würde überwiesen.

Einige Details in dem falschen „Beleg“ lassen darauf schließen, dass sich der Betrüger zuvor mit dem SC Undina näher befasst haben muss. Die Kontodaten der „Undina“ könnte man sich aus früherem Schriftverkehr besorgt haben. Sogar die Unterschrift des Vorstandes wurde, wenn auch leidlich, nachempfunden. Die überwiesene Summe musste einem Vereinsmitglied jedoch direkt auffallen. Für den Zahlungsverkehr eines lokalen Vereins ist sie ungewöhnlich hoch.

Vorsicht ist angebracht

Nicht klar ist dabei, ob die Masche auch bei anderen hiesigen Vereinen versucht wurde. Undina-Vorstand Christoph Lins hält dies für möglich. Vor allem kleinere Beträge mit unauffälligen „Verwendungszwecken“ könnten durchs Netz schlüpfen. Vereinen ist anzuraten, mit ihrer Bank zu sprechen, damit zum Beispiel automatische Rückfragen bei Überschreitung bestimmter Obergrenzen vereinbart werden.

Die Internet-Bank, an die die Überweisung erfolgte, ist noch relativ jung am Markt. Noch im Januar wurde sie im „Handelsblatt“ als „Smartphone-Bank“ regelrecht gefeiert. Sie sei aufgrund millionenschwerer internationaler Finanzspritzen, mit inzwischen bereits über 2 Millionen Kunden, an die Spitze deutscher „Finanztechnologie“-Startups aufgestiegen. Ihren Kunden macht es die in Berlin ansässige Bank leicht. Sie wirbt mit Slogans wie „Die erste Bank, die du lieben wirst“ und „Transparenz, wie du sie noch nie erlebt hast“. Man könne dort ein Konto in wenigen Minuten per Smartphone eröffnen. Derartige Nutzerfreundlichkeit könnte allerdings auch Leute angezogen haben, die Konten für düstere Zwecke nutzen wollen. Vor einigen Tagen berichtete das „Handelsblatt“ darüber, dass die Bank ins Visier der Finanzaufsicht geraten sei. Die Behörde habe bei einer Überprüfung schon 2018 „zahlreiche Mängel“ festgestellt. Ebenfalls schon 2018 hätten es laut der „Süddeutschen Zeitung“ einige Menschen geschafft, sich mit gefälschten Ausweisen ein Konto anzulegen, unter Nutzung eines in der EU erlaubten Foto-Ident-Verfahrens und gefälschter portugiesischer Ausweise. Einem Online-Händler seien in der Folge 80.000 Euro gestohlen worden. Fatalerweise habe die „Smartphone-Bank“ damals auf Anfragen des Händlers nicht einmal reagiert, so die „SZ“. Solche Meldungen zeigen, wie berechtigt die Warnungen des Bruchköbeler Undina-Vorstandes sind, dessen Verein noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen ist.