Im Lernforum sollen Schüler mit Freude besser werden Kreativität ausleben

Eine positive Fehlerkultur stehe bei Angela Wurzel (rechts) im Mittelpunkt des Unterrichts. Foto: P

Obertshausen – Auch wenn sich die Aufmerksamkeit medial in den vergangenen Tagen verschoben hat – die Pandemie ist immer noch da. Angela Wurzel, Inhaberin vom Lernforum Obertshausen, berichtet von großen Einschränkungen und seelischen Belastungen ihrer Nachhilfe-Schüler. Für benachteiligte Schüler bietet sie außerdem Theaterarbeit in den Ferien an.

Seit 2008 existiert das Lernforum. Angela Wurzel die Sprachen studierte, wollte damit auch ein alternatives Lernangebot schaffen, da der Unterricht in ihrer Schulzeit nicht immer mit positiven Erfahrungen verknüpft war. Ihr Ziel sei es, dass die Schüler mit Freude lernen und nicht für jeden Fehler sofort bewertet werden.

Im Angebot des Lernforums steht sie klassische Nachhilfe, das Vorbereiten auf Abitur, Real- und Hauptschulabschluss, Weiterbildung für Erwachsene sowie auch das sogenannte Sprachcafé. Bei Letzterem treffen sich Frauen, um sich gemeinsam in Deutsch auszutauschen. So soll lebensnah die deutsche Sprache vermittelt werden, berichtet Wurzel.

Auch für das Lernforum war die Corona-Pandemie eine echte Herausforderung. Die Lehrkräftezahl musste zwischenzeitlich von zehn auf fünf reduziert werden. Doch vor allem habe sie die psychische Belastung der Schüler getroffen, berichtet die Leiterin. „Diejenigen, die es vorher schon schwer hatten, hat es dann noch schlimmer erwischt“, sagt sie. Gerade ärmere Familien haben keinen eigenen Garten, um auch mal aus der beengten Wohnung zu entkommen, oder konnten die Kinder nicht immer mit dem passenden Equipment für den Online-Unterricht ausstatten.

Deshalb habe sie in ihren Räumlichkeiten an der Heusenstammer Straße die Möglichkeit geschaffen, dass Schüler einzeln in einem Raum ungestört lernen konnten. „Vielen fehlt nun ein ganzes Schuljahr“, macht Wurzel auf die Lerndefizite aufmerksam.

Der Unterricht musste vollständig ins Digitale verlagert werden. Dadurch sei viel ihres bewährten Konzeptes zunächst auf der Strecke geblieben. Denn mit verschieden kleinen, an das Theater angelehnten Übungen, verbindet Angela Wurzel in ihrem Unterricht praktische Tätigkeit mit Theorie. Dadurch könne der Geist stimuliert werden und fit sein für kommende Aufgaben. „Oft sitzen die Kinder den ganzen Tag in der Schule und sollen sich dann zuhause sofort an die Hausaufgaben setzen“, sagt Wurzel. Abwechselung durch die Übungen machen nicht nur Spaß, sondern seien lernförderlich, ist die Leiterin überzeugt. Gerade jenen, die unter der Pandemie oft mehr gelitten haben, will Wurzel in Zukunft auch mit einem Theaterprojekt etwas zurückgeben. Bereits im vergangenen Jahr hat sie in Dreieich das Projekt „Heldinnen“ initiiert, bei dem vor allem Mädchen mit migrantischen Hintergrund ein Theaterstück selbst innerhalb einer Woche auf die Beine stellen sollten. „Sie sind alle über sich hinausgewachsen.“ Solch ein Projekt sei nun auch in Obertshausen geplant. Nähere Informationen gibt es im Internet auf der Seite lernforum-obertshausen.de

VON LUKAS REUS