KLOSTERGARTEN Ehemalige Abtei eröffnet Ananashaus und Dauerausstellung Neues Zuhause für exotische Früchte

Die Freude über das Ananashaus und die neue Dauerausstellung war groß bei (v.l.) SG-Direktorin Kirsten Worms, Bianca Limburg (Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Fachgebiets Gärten und Gartendenkmalpflege), Uwe Krienke, Leiter des Klostergartens, Dr. Inken Formann (Leiterin des Fachgebiets) und Katharina Saul (Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Fachgebiets). Foto: jo

Seligenstadt – Mit einer Ananas aus dem Supermarkt fing 2001 alles an. Seitdem ist bei Uwe Krienke, Chef der Klostergärtnerei Seligenstadt, der Wunsch nach einem eigenen Gewächshaus für die exotische Frucht gereift. 20 Jahre später, haben die Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen (SG) den Neubau eines Ananashauses auf dem Gelände der Ehemaligen Benediktinerabtei feierlich eingeweiht.

„Ich bin seit 1983 hier. Vor meinem Ruhestand in zwei Jahren war das nochmal ein Projekt, das ich unbedingt angehen und vollenden wollte“, sagt der 63-Jährige. Schon seit elf Jahren plant Krienke an dem Gewächshaus für die aus den Tropen stammende Frucht – seit 2017 wurde am Ananashaus gebaut, meist in Eigenregie. Erst nach und nach ist es entstanden, auch weil die Gelder nicht alle auf einmal geflossen sind, sagt Krienke. 65 000 Euro hat der Bau insgesamt gekostet, 55 000 Euro stammen aus Landesmitteln, die restlichen 10 000 Euro sind Spenden.

Das Besondere am neuen Gewächshaus: Die Materialien sind zusammengesammelt. Die Klinker kommen aus Lorsch, die Fenster sind noch von der Orangerie nebenan übrig und die Holztür – natürlich mit einer geschnitzten Ananas verziert – wurde aus einer Eiche aus Hanau angefertigt, die bei einem Sturm umgestürzt ist. „Die goldene Ananas, die noch auf das Haus kommen soll, ist noch beim Schlosser“, sagt Uwe Krienke. „Er sitzt da schon viele Stunden dran.“

„Es ist belegt, dass sich schon im 18. Jahrhundert die Mönche mit der Ananaszucht beschäftigt haben“, sagt SG-Direktorin Kirsten Worms. Auch wenn ein solch spezielles Haus historisch nicht belegt sei. Krienke und sein Gärtnerei-Team züchten die Früchte in dem halb in den Boden eingelassenen Gebäude dennoch nach historischem Vorbild.

„Eine Ananas braucht es warm“, erklärt der Klostergarten-Chef. Deshalb stecken die Früchte auch in einem Boden, dessen unterer Teil aus Mist, der obere aus einem Erdsubstrat besteht – der jeweilige Anteil variiert. „Wir experimentieren da ein bisschen“, sagt Krienke. Thermometer verraten, wie warm der Boden ist. „Wir haben schon 60 Grad im Mist und 40 Grad im Substrat gemessen. Das ist dann auch für die Ananas zu heiß.“ Ideal seien 30 Grad im Gebäude. „Früher sind schon mal Ananashäuser abgebrannt, weil der Mist zu heiß wurde.“

Etwa 180 Ananas-Pflanzen gibt es im Klostergarten, 50 sind vor Kurzem in ihr neues Zuhause gezogen – der Rest ist weiterhin im warmen Gewächshaus gegenüber. Die Mönche früher haben etwa alle acht Wochen den Mist ausgewechselt, erklärt Uwe Krienke. „Wir haben im März den Mist reingeschafft, der dort auch bis etwa September bleibt.“ Danach kommen die Pflanzen zum Überwintern wieder zu den anderen Pflanzen ins Gewächshaus.

Besucher können bis dahin aber zwei verschiedene Sorten im Ananashaus bewundern: Die rote Ananas hat scharfe Blätter, das Fruchtfleisch ist eher faserig, die andere Sorte ist sehr süß und sogar mit Strunk essbar. Rund 20 Früchte erntet der Klostergarten-Leiter jedes Jahr. „Die essen wir entweder selbst oder verschenken sie mal an einen Sponsor.“

Wer aber nicht nur mehr über die Ananas, sondern auch andere exotische Pflanzen lernen möchte, ist ab sofort in der neuen Dauerausstellung „Von A wie Ananas bis Z wie Zitrus“ richtig. Sie ist in der Schwanenhals-Orangerie aufgebaut. „Drei Jahre haben wir eine solche Ausstellung erwogen, in den letzten drei Monaten ist sie nun umgesetzt worden“, sagte Dr. Inken Formann, Leiterin des Fachgebietes Gärten und Gartendenkmalpflege, anlässlich der Eröffnung in der vergangenen Woche. Gärten seien nicht nur eine schöne Kulisse für Fotos, sondern auch ein Lernort, wie der Klostergarten zeige.

Die Ausstellung soll die großen und kleinen Besucher nicht nur informieren, sondern auch zum Mitmachen animieren. Workshops und Führungen sind bereits festeingeplant, ebenso wie weitere Online-Aktionen, die bald folgen sollen.
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