Mit Holzhackschnitzel-Heizung wächst städtisches Grün ohne externe Energie CO2-neutrales Gewächshaus

Im neu errichteten Gewächshaus wachsen bis zu 9000 Pflanzen heran oder überwintern. Foto: patrick scheiber

Hanau – Damit die zahlreichen Blumenampeln, Pflanzsäcke und Pyramiden im Stadtgebiet in ihrer Blühpracht erstrahlen und Passanten wie Insekten erfreuen können, ist einiges an Vorarbeit nötig. Diese wird seit den 70er Jahren in der Rosenau geleistet. Dort steht das große Gewächshaus des städtischen Eigenbetriebs Hanau Infrastruktur Service, HIS, Abteilung Grünflächen. In Spitzenzeiten ist es Heimat von bis zu 9000 Pflanzen. Doch das Treibhaus war in die Jahre gekommen, hatte zudem altersbedingt eine denkbar negative Energiebilanz. Denn ein Gewächshaus muss, zumindest in den Wintermonaten, beheizt werden. Bisher geschah dies mit Gas.

Deshalb entschloss sich HIS für einen Neubau, der seit Herbst vergangenen Jahres fertiggestellt ist. Neben einem modernen Gewächshaus mit einer Fläche von 1750 Quadratmetern ist auf dem weitläufigen Gelände eine Holzhackschnitzel-Heizung entstanden. Sie sorgt für die nötige Energie. Nicht nur für das Gewächshaus, auch für das Verwaltungsgebäude, in dem sich unter anderem Mitarbeiterräume, Versammlungsräume, Werkstätten und zwei Wohnungen befinden.

Gespeist wird die Hackschnitzel-Heizung mit dem natürlichen Material, Biomasse, die das Grünflächenamt übers Jahr im Stadtgebiet sammelt. Immerhin bis zu 1000 Kubikmeter. Daraus werden in einer Anlage in Klein-Auheim Hackschnitzel hergestellt, getrocknet und gelagert. „Bisher haben wir die Hackschnitzel immer verkauft“, sagt Markus Henrich, der die HIS Betriebsleitung inne hat. Jetzt kann das Grünflächenamt sie für die Befeuerung von Hessens zweitgrößter Hackschnitzel-Heizung verwenden.

Im Freien deuten zwei große grüne Container auf die Anlage hin. Mittels sogenannter Schubböden und Förderschnecken werden die kleinen Holzstücke in die Heizzentrale befördert. Dort werden sie in zwei großen roten Kesseln mit je 199 Kilowatt Leistung verbrannt. Dabei arbeiten die Kessel modulierend, heißt: es wird immer nur so viel Material verbrannt, wie Wärme benötigt wird. Daneben stehen große graue Pufferspeicher, in welchen das warme Wasser gesammelt wird. So gibt es einen 5000-Liter-Speicher für das Gewächshaus, ein 1000 Liter Speicher versorgt das Verwaltungsgebäude und weitere 4000 Liter Speicher die Schreinerei und Werkstatt.

Gesteuert wird die gesamte Anlage über einen Computer. Genauso wie die Bewässerung des Gewächshauses. Dort sind die Pflanzen in durchlässigen Töpfen auf großen, verschiebbaren Tischen platziert. Sie werden von unten gewässert, indem die Tische geflutet werden, das Wasser eine gewisse Zeit stehen bleibt, dann wieder abgesaugt wird und in ein Zwischenreservoir zur Wiederverwertung gepumpt wird. 25 Grad hat es im Gewächshaus, wenn empfindliche Pflanzen wie Palmen oder Oleander, die in den Sommermonaten das Stadtbild schmücken oder bei Veranstaltungen für grüne Atmosphäre sorgen, dort überwintern. Die Heizrohre befinden sich direkt unter den Tischen.

„Jährlich sparen wir durch die Holzhackschnitzel-Heizung rund 60 000 Euro ein“, so der HIS-Chef.
 kb