„Die Stadt ist nicht mehr wie sie war“ Sechs Stunden Narrenshow beim Heimatbund Seligenstadt

Das Mini-Midi-Ballett des Heimatbundes unter Leitung von Veronika Sommer und Anna-Lena Stiebitz präsentierte sich als „Prinzessinnen im Schlumberland“. Foto: mini

Schlumberanien (beko) – Sträflinge, Scheich Aschim, einen Mann suchende Ayse, das Entertainment-Duo „Hans und Franz“, eine „Aushilfe bei der Stadt“ und das Turmmännchen auf einer Bühne, dazu jede Menge Tanz, Musik und ein mit der Fastnacht fest verwurzelter Prinz. Worauf kann das sonst hindeuten als auf die Gala-Sitzung des Heimatbundes im Riesensaal.

„Überraschung gelungen!“ konnten die Verantwortlichen um Sitzungspräsident Bernd Büddefeld schon gleich anfangs vermelden. „Trommelfeuer“ ertönte mit Anfeuerer Ali Peitz und Kommandeur Robert Wurzel. Keine ahnte, dass genau dieser Robert Wurzel wenig später als neuer Seligenstädter Prinz mit seiner Lieblichkeit Kathrin in die Riesen-Narrhalla einziehen würde. Sehr zur Freude aller Vereine, denen die beiden angehören.

„Du bist en Schlumber“ wurde vorher gesanglich geschmettert, Heimatbund-Chef Richard Biegel, der später noch für 5 x 11 Jahre aktives närrisches Wirken geehrt werden sollte, stellte das neue Prinzenpaar vor, deren Namen die „Drei Weisen“ wieder bis zuletzt geheim halten konnten.

Da hielten sie nun ihre Antrittsreden, die Tochter vom Schreiner, der Sohn vom Zimmermann, krass, was aus oafache Sellistädter werrn kann. Allemal gelungen dann die Huldigung des Prinzenpaares durch die TG Mix, dem Sängerchor der Turngemeinde unter Leitung von Christoph Dombrowski.

Sogleich sollte es ernst werden. Mit einer alten Fahne schritt Turmmännchen Jürgen Zöller in die Bütt und wünschte dem, der die aktuelle Fahne im vergangenen Jahr hat „mitgehen lassen, dass ihm die Hände abfaulen“. Ganz so drastisch ging er in seinen nachfolgenden Worten nicht mehr mit jedem ins Gericht. Im Gegenteil: Bürgermeister Daniell Bastian, das „parteilose FDP-Mitglied“ konnte punkten, was das Turmmännche gesanglich mit „Sound of silence“ verdeutlichte. „Die Stadt ist nicht mehr wie sie war, sie ist jetzt wunderbar!“ Ein „Hauch von Frieden“ sei ins Rathaus eingezogen, aber auch bei offenen Problemen legte der Protokoller die Finger in die Wunden. Bahnhof, Kapellenplatz (als optische Geisel mit Plastik-Kreisel), autofreier Marktplatz, Hans-Memling-Schule oder die Westring-Bebauung waren nur einige Beispiele. „Nehmt keine fremden Firmen aus dem Land, ihr habt Leute im Rathaus mit viel Verstand.“ Klar, dass ein Blick zurück fiel auf den ersten „Rosenmuttertag“ in der Geschichte der Stadt, das Breitbandangebot, von dem „ein kleines Dörfchen wird verschont, weil es sich für Froschhausen nicht lohnt“, den Weihnachtsbaum und Applaus im Saal, weil die Sparkasse das Turmmännchen erhörte und wieder eine Uhr in der Stadtmitte installierte.

Nach dem Mini-Midi-Ballett des Heimatbundes und vor den „Fireflies“ zwei brillante Vorträge, für die es immer wieder Szenenapplaus gab. Die Froschhäuser und Zellhäuser durften sich diesmal warm anziehen bei dem, was Roland Wolf als „Aushilfe der Stadt“ auszuteilen hatte, nachdem er das neue „Rote Eck“, den „Rollator-Highway-Number one“, eine deutenswerte Abbildung im letztjährigen Pfarrbrief, das Toiletten-Scheiß-Thema im Riesen und das „neue Basilika-Pfarrei-Logo ohne Basilika“ glossiert hatte.

Was nicht im „Heimatblättche“ stand, zeigten dann die Moritaten-Sänger Jürgen Zöller, Wolfgang Wettig und Gerhard Sattler humorvoll und lustig auf. Wolle und Claudia, Richard Fecher, Sabine Wenzel, Bernhard Post, Julian Menner, Uschi Stadler, Helga Haas, Pfarrer Stefan Selzer und Fränzel Becker waren da alle (ungewollt natürlich) irgendwo mit von der Partie. Applaus für die Moritat, die Zeichner und die Hexengruppe Burkard. Und weiter ging’s im Programm mit dem Entertainment-Duo „Hans und Franz“ alias Bernd Büddefeld und Dominik Stadler, die auf ihrer „Wööörld-Tur“ einmal mer zeigten, wie man ungeprobt („wer probt, hat Angst!“) einen Saal in Schwung bringt vom Wahl-Rap für den Daniell über Ansagetexte für Anrufbeantworter bis hin zur Jamaika-Fastnacht. Nicht nur politische Themen nahmen dann Jakob Herr und Prinzen-Sohn Max Wurzel unter die Lupe, bevor nach der Pause die Gruppe „Fikus“ den Saal sofort zum Toben brachte. Klar, jetzt musste jeder die Kapp uffsetze, denn Fassnacht iss halt nur einmal im Jahr.

Irgendwie schon vorab tobten die Narren im Saal mit zahlreichen Ehrengästen, als die jüngste Rednerin im Brautkleid erschien. „Ayse sucht einen Mann“ nahm sich Lena Winter diesmal vor und ging auf die Suche unter den „Schulumber-Männern“ und präsentierte gar eine „Elferrats-Liste“ samt Till André. Einen Hochzeitsbewerber-Bewerbungsbogen wolle sie im Foyer auslegen mit einer Option: „Egal, ob aus Sellistadt oder Welzem draußen, Hauptsach’ net aus Froschhausen!“.

„Sträflinge“ fanden dann Platz im aufgebauten Knast als Susanne Millitzer das Wagenbauer-Männerballett tanzen ließ, „Scheich Aschim al bin Mann Busch“ alias Mischa Buschmann brillierte bis Schwester Lisa das Kommando übernahm, die Garde der Fastnachtsfreunde begeisterte mit „Konfetti“, Blumen gab’s für Robert Steil als „eingebildeten Kranken“, noch die sagenhaften Fastnachtssänger der Germania 03 und dann war schon wieder Finale beim Heimatbund.

Von der Heimatbund-Gala mehr Fotos in unserer großen Bildergalerie.

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