Nabu-Aktive pflegen Biotop an der Quelle des Kaupenwiesengrabens Vor der Reinigung muss erst „Inventur“ gemacht werden

Feuersalamanderlarven, Grasfrösche und Bergmolche: Ralph Ossenbühn, Ludwig Schneefeld und Cosima Dahmer vom Nabu Dietzenbach zählen, wie viele Tiere sich im Tümpel angesiedelt haben. Foto: Wittekopf

Dietzenbach (bw) – Eine der Hauptaufgaben des NaturschutzbundesDeutschland (Nabu) ist es nach eigenen Angaben, die Vielfalt der Natur zu erhalten und wenn möglich sogar zu erweitern. Oft sind es Kleinigkeiten, die der ein oder anderen Spezies das Überleben sichert.

Aber die Arbeit ist zeitaufwändig, oft müssen dicke Bretter gebohrt werden.

Auch diesmal sind drei Mitglieder des Nabu Dietzenbach unterwegs.

An der Quelle des Kaupenwiesengrabens haben sie bereits vor drei Jahren einen Tümpel angelegt, in dem sich das frische Quellwasser sammeln kann. Das kleine Biotop dient seitdem dem Feuersalamander als Laichplatz und Kinderstube. Dort finden die Larven genügend Futter wie Insekten und Froschlaich, um zu gedeihen.

„Der Tümpel wird von drei Sickergruben gespeist“, erzählt Ludwig Schneefeld, Vorsitzender des Ortverbandes. „Doch damit das kleine Gewässer nicht versandet, müssen wir es alle zwei Jahre Entschlammen und von Blättern befreien.“

Bevor die eigentliche Reinigung beginnen kann, müssen die drei Naturschützer erst einmal eine „Inventur“ machen und die Larven und alle anderen Tiere vorsichtig aus dem Tümpel herausholen. Im Spätsommer 2018 konnte man 67 Larven zählen, 2019 war ein schlechtes Jahr, man fand nur 13 Larven. Entsprechend groß war die Spannung, wie viele Larven es dieses Jahr werden.

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„Da ist ein besonders großes Exemplar“, sagt Ralph Ossenbühn und taucht sein blaues Fangnetz blitzschnell ins eiskalte Wasser. „Hab es“, sagt er und fischt das fünf Zentimeter große drachenähnliche Getier sehr vorsichtig zwischen den vielen Blättern, die er mitgefangen hat, heraus. Der Amphibienexperte betrachtet das kleine Lebewesen. Unscheinbar sieht es aus. Seine Farbe liegt zwischen dunklem Grau und Graubraun und schützt es vor dem Blick seiner Fressfeinde. Erst bei genauem Hinsehen kann man blassgelbe Flecken entdecken. Später wenn das Tier seine Metamorphose abgeschlossen und sich zu einem prächtigen Lurch entwickelt hat, werden sie in leuchtendem Gelb auf seiner tiefschwarzen Haut glänzen.

Über seine Ohrendrüsen kann der kleine Salamander bei Gefahr ein Sekret verspritzen, dass sogar bei Hunden und Katzen zur Maulsperre führen kann. Seinen Namen verdankt der zu den Amphibien zählende Feuersalamander einer falschen Beobachtung. In der Antike dachte man, dass er durchs Feuer laufen kann. Deshalb hat man ihn bei Bränden ins Feuer geworfen, um diese zu löschen. Aber nicht genug davon: Im Mittelalter meinten die Menschen dann, dass er auf Bäume klettert, die Früchte mit seinem Sekret vergiftet und so ganze Bevölkerungsstämme ausrottet.

Der Feuersalamander, auch Feuermolch oder gelber Schneider genannt, benötigt zum Überleben Mischwälder mit naturnahen Bachläufen. Obwohl er so klein ist, kann er bis zu 20 Jahre alt werden. Den Tag verbringt er meist versteckt in Bodenspalten oder unter Bodenholz. Das Tier ist nachtaktiv und ernährt sich von Würmern, Spinnen und Insekten. Zur Fortpflanzung benötigt er ein geeignetes Gewässer, wie eben den Tümpel an der Quelle des Kaupenwiesengrabens. Wenn die Larven geschlüpft sind, dann verlassen sie das Gewässer und suchen sich eine Bleibe im angrenzenden Wald.

Bei der aktuellen Zählung strahlen die Dietzenbacher Naturschützer. „Der Tümpel ist ein voller Erfolg“, sagt Schneefeld. „Wir konnten 104 Feuersalamanderlarven, vier Grasfrösche, Bergmolche und andere Tiere wie Bachflohkrebse und sogar vier Wasserskorpione zählen.“