Oliver Heute trainiert Geflüchtete aus der Ukraine beim TC Martinsee Mit Tennis gegen das Trauma

Lehrer und Schüler: Oliver Heute bietet jungen Geflüchteten aus der Ukraine kostenlos Tennisunterricht an.

Heusenstamm – Sie flohen vor Krieg und Zerstörung aus ihrer Heimat. Im „Containerdorf“ am Zentrum Martinsee haben auch junge Geflüchtete aus der Ukraine eine vorläufige Bleibe gefunden. Und eine Möglichkeit, sich von den traumatischen Erlebnissen abzulenken.

Auf der benachbarten Tennisanlage bietet TC-Trainer Oliver Heute den jungen Menschen kostenlose Übungsstunden an.

Oliver Heute musste nicht lange überlegen. Als die ehrenamtliche Flüchtlingshelferin Ingrid Danzebrink den Tennislehrer fragte, ob er Geflüchteten aus dem „Containerdorf“ unterrichten würde, sagte er zu. „Es ist eine traurige Situation, aus der Heimat flüchten zu müssen.“ Mit den Kursen möchte Heute den Jugendlichen ein Freizeitangebot ermöglichen, das sie vom Alltag ablenkt. „Viele Jugendliche haben ja sonst nur die Schule“. Seit Juni schwingen dort nun zwei Geflüchtete den Schläger.

Artem Nezghazynskyi ist einer der ihnen. Schon in der Ukraine ist der 18-Jährige sportlich aktiv gewesen. In Heusenstamm angekommen, sucht Artem, der aktuell Biologie und Genetik an der Universität in Odessa studiert, nach einer Möglichkeit, weiter Sport zu treiben. „Ich habe sonst nicht viel, was ich tun kann“, sagt er. Hilfe erhält Artem von Ingrid Danzebrink. Die Flüchtlingshelferin besuchte regelmäßig das „Containerdorf.“ – so auch am 18. Mai. Bei einem Gespräch äußert Artem den Wunsch, Tennis zu spielen. Danzebrink, deren Mann ebenfalls beim TC Martinsee aktiv ist, fragt beim Verein nach, ob dort ein Platz frei sei. „Wir haben das im Vorstand besprochen und entschieden, dass wir den jungen Menschen helfen“, berichtet Claudia Heute, Erste Vorsitzende des Tennisclubs und Ehefrau von Oliver. Der Verein übernimmt die Kosten des Trainings, die Tennisschule stellt Schläger für die Jugendlichen bereit. „Nur Schuhe und Kleidung müssen sie selbst mitbringen“, sagt Claudia Heute.

Und Motivation. Die hat Artem im Überfluss. „Er wirkt sehr interessiert, ist mit vollem Einsatz dabei“, sagt Oliver Heute, selbst erst seit Mai Trainer beim TC. Sein Schüler sei sehr engagiert und aufnahmefähig. „Er will sich bei jedem Training verbessern.“

Artem sei sogar traurig, wenn ein Training mal ausfallen müsste, sagt Heute, der seinem Schützling ein großes Schlagtalent attestiert. Da Artem noch kein Deutsch spricht, finden die Übungsstunden aktuell nur auf Englisch statt. Ein Problem sei das aber nicht, sagt Heute.

„Ich bin sehr an dem Training interessiert“, sagt Artem. Er ist dankbar für die Möglichkeit, die ihn der Verein biete, sagt er. Der 18-Jährige verbringt seine Zeit nach dem Studieren allerdings nicht nur auf der Tennisanlage des TC. Er engagiert sich auch bei der Fahrradwerkstatt der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe. „Er ist ein sehr aufgeschlossener junger Mann“, meint Ingrid Danzebrink „Er möchte etwas für die Gesellschaft tun.“

Von Joshua Bär