Vorrichtungen in den Offenbacher Linien sollen Gehbehinderten das Mitfahren erleichtern Busse gehen in die Knie

Den Rollstuhl auf der Mehrzweckfläche in der Bus-Mitte stets gegen die Fahrtrichtung positionieren und die Bremsen feststellen. Dieter Jahn, Mitglied des Offenbacher Behindertenbeirats und selbst auf den Rollstuhl angewiesen, macht es zusammen mit NiO-Mobilitätsberater Henryk Kata vor. Foto: Jörg Muthorst/ NiO GmbH/ p

Offenbach (red) – Modernste Fahrzeugtechnik mit Absenkvorrichtung und barrierefrei ausgebaute Haltestellen mit Hochbordsteinen machen es möglich: Mit Hilfe der Linienbusse des Offenbacher Stadtwerke-Unternehmens OVB bleiben Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, beweglich. Fahrgäste mit Rollstuhl oder Rollator sollten dabei jedoch ein paar Grundregeln beachten.

In ihrem Liniennetz setzen die OVB ausschließlich Niederflurbusse mit tief liegenden Böden ohne Einstiegsstufe ein. Mit Hilfe von Druckluft kann das Fahrpersonal jedes Fahrzeug auf der Einstiegsseite zusätzlich um bis zu acht Zentimeter „in die Knie gehen“ gehen lassen. „Kneeling“ heißt diese Technik, durch die an der Haltestelle ein fast ebenerdiger Einstieg ermöglicht wird.

Über zwei Drittel der mehr als 270 Haltestellen bieten bereits diesen bequemen Buszugang. Bis 2019 will die Stadt Offenbach mit Landeshilfe auch das restliche Drittel barrierefrei ausbauen. Zur Barrierefreiheit gehört auch die Ausstattung mit taktilen Leitlinien, um sehbeinträchtigen Fahrgästen Orientierung zu geben. An den weißen Leitlinien sollten sich auch Rollstuhlfahrer positionieren und den Busfahrer per Handzeichen frühzeitig auf sich aufmerksam machen. Anders als die vorne zusteigenden Passagiere nutzen Fahrgäste mit Rollstuhl oder Rollator stets die zweite, bei Gelenkbussen mittlere Tür, um in den Bus zu gelangen. Anschließend begeben sie sich zum gekennzeichneten Platz auf der gegenüberliegenden Mehrzweck- oder Aufstellfläche.

Rollstuhlfahrer richten sich rückwärts zu Fahrtrichtung aus, rollen mit der Rückenlehne bis an die senkrecht stehende, einem Bügelbrett nicht unähnliche, gepolsterte Prallplatte (nur in Bussen der neuesten Generation) und stellen dann ihre Bremse fest. Auch der Rollator darf aus Sicherheitsgründen nur mit arretierter Bremse auf der Mehrzweckfläche abgestellt werden.

Rollstuhlfahrer oder auch Benutzer von Gehhilfen drücken zum Türöffnen den blauen Einstiegsknopf mit Rollstuhl-Symbol. Die geöffnete Tür ist dann automatisch gegen vorzeitiges Verschließen blockiert und Fahrer wissen, dass sie gegebenenfalls Hilfestellung beim Einstieg leisten müssen. Ist der Abstand zwischen Haltestelle und Bus zu groß, kann das Fahrpersonal mit einem schnellen Handgriff eine im Boden versenkte Rampe ausklappen.

Der Ausstieg funktioniert ganz ähnlich. Der Fahrgast mit Rollstuhl oder Rollator betätigt eine auf der Fensterseite der Mehrzweckfläche angebrachten, ebenfalls blauen Symbol-Knopf und signalisiert dem Fahrer damit seinen Ausstiegswunsch. Dieser weiß dann, dass die zweite Tür ohne automatischen Schließmechanismus zu öffnen und womöglich erneut Hilfestellung zu leisten ist.

„Unsere Busfahrerinnen und Busfahrer werden jährlich im Umgang mit mobilitätsbeeinträchtigten Fahrgästen geschult“, erläutert Klaus Pormetter. „In jedem Fall“, so Anja Georgi, „ist von allen Beteiligten umsichtiges Verhalten und gegenseitige Rücksichtnahme erforderlich.“ Wer die Einstiegshilfe anfordere, müsse ein wenig Geduld haben, bis Fahrer oder Fahrerin die vorne einsteigenden Passagiere bedient hätten. Und die anderen Fahrgäste müssten ein wenig Verständnis dafür entwickeln, dass es durch die Mitnahme von gehbehinderten Menschen zu kurzen Verzögerungen im Fahrbetrieb kommen könne.