Verein Freunde alter Menschen jetzt mit Räumen in Bornheim Alt und jung passt gut

Sophie Krausch (hinten), Jackie Benn (links) und Helga Deckenbach vor den Räumen des Vereins Freunde alter Menschen. Bild: Faure

Bornheim (jf) – Hübsch und hell ist das Büro des Vereins Freunde alter Menschen in der Saalburgstraße 51. Es wurde Anfang dieses Jahres eingerichtet und ist nun eine Anlaufstelle für Interessierte aus ganz Frankfurt. In der Runde sitzen Bettina Fink, Sophie Krausch, Jackie Benn und Helga Deckenbach. Freunde alter Menschen will junge und ältere Menschen zueinanderbringen und die Vereinsamung gerade in größeren Städten verhindern.

Die Wurzeln des Vereins liegen in Frankreich: Armand Marquiset besuchte mit seiner Großmutter in den 1920er Jahren mittellose, ältere Menschen, deren Söhne im Krieg gefallen waren. Armut und Einsamkeit berührten den jungen Mann, der 1946 den Verein „Les petits frères de Pauvres“ gründete. Inzwischen existiert die Organisation in zehn Ländern, hat 770 Mitarbeiter, 23.000 Freiwillige und 45.000 alte Freunde.

„Der Start des Vereins in Frankfurt 2020 war schwierig aufgrund der Pandemie“, erläutert Koordinatorin Sophie Krausch, „doch nach Corona haben wir viel Zuspruch erfahren, erhielten Spenden und wurden gefördert.“ Das Frankfurter Team mit zwei hauptamtlich Tätigen und 45 Freiwilligen hat etwa 30 Besuchspartnerschaften. „Von 221.064 Ein-Personen-Haushalten 2022 in Frankfurt sind die Menschen in 28.075 dieser Haushalte über 75 Jahre alt“, erklärt Bettina Fink, die hauptamtlich für den Verein Freunde alter Menschen arbeitet. Eine der Besuchspartnerschaften besteht zwischen der 86-jährigen Helga Deckenbach und der Studentin Jackie Benn. Im Dezember 2022 haben sie sich zum ersten Mal getroffen und gemerkt: Die Chemie stimmt. „Auf die Freunde alter Menschen bin ich durch die Seniorenzeitschrift aufmerksam geworden“, erzählt Deckenbach.

Lesen Sie weiter auf Seite 2

„Jung und alt gemeinsam – das hörte sich gut an“, sagt Deckenbach und Bettina Fink ergänzt: „Unser Verein erbringt keine Dienstleistungen, sondern bringt junge und alte Menschen mit ähnlichen Interessen zusammen.“

Die schicke und resolute Dame berichtet aus der Fülle ihres Lebens. Die Mutter von zwei eigenen und drei Pflegekindern engagierte sich neben ihrer beruflichen Tätigkeit in vielen Ehrenämtern. Obwohl ihr das Laufen mittlerweile manchmal schwerfällt, bewältigt sie die 100 Stufen bis zu ihrer Wohnung gezwungenermaßen ohne Fahrstuhl. Helga Deckenbach ist unternehmungslustig, lässt sich nicht gehen: „Ich spiele mit dem Enkel, auch wenn mir manchmal die Luft knapp wird. Aber es macht Spaß.“ Ihr Rezept fürs Älterwerden: „Mit Humor kann man das schon meistern.“ „Diesen Optimismus nehme ich für mein Leben mit“, sagt Jackie Benn. „Es ist doch so, das Alte von den Jungen profitieren und umgekehrt“, fügt Deckenbach hinzu.

Monatlich treffen sich die lebenslustige ältere Dame und die Masterstudentin Theater-, Film- und Medienwissenschaften. Wenn es mal nicht nach draußen geht, wird gebruncht und geplaudert. Jede der Frauen gewinnt Einblicke in das Leben der anderen, natürlich kann Deckenbach sehr viel mehr erzählen als Benn. Deckenbach ist noch heute von ihrer Großmutter beeindruckt, die kümmerte sich nach dem Krieg um Flüchtlinge, sah zu, dass sie etwas zu essen und es einigermaßen warm hatten. Die Großmutter ließ sich nichts vormachen, behauptete sich im Leben. Helga Deckenbach hat das wohl geerbt; auch sie lässt sich den delikaten Frischkäse nicht vom Brötchen nehmen – eher teilt sie ihn gerne mit Jackie Benn.

Wer sich freiwillig beim Verein Freunde alter Menschen engagierten will oder als ältere Frau oder älterer Mann gerne eine Besuchspartnerschaft haben möchte, kann sich online unter famev.de informieren.