Monster-Rocker Mr. Lordi auf Stippvisite am Osthafen Ein gemütlicher Höllenfürst

Mr. Lordi von der finnischen Band Lordi hat fürs Interview im Osthafen Halt gemacht. Foto: Hagemann

Ostend (sh) – Lordi sind bekanntlich immer für eine Überraschung gut. Fans der Musikveranstaltung „Eurovision Song Contest“ werden sich sicher lebhaft an den kometenhaften Sieg der Rocker aus Finnland, die als originelle Monster verkleidet auftreten, erinnern. „Hard Rock Hallelujah“ räumte 2006 ab. Aktuell ist die 1992 gegründete Band mit einem neuen Album am Start, das es in dieser Form wahrscheinlich noch nicht gegeben hat. Mr. Lordi persönlich stand im Frankfurter Osthafen zum Gespräch bereit.

Der „Monsterman“ Mr. Lordi sitzt in einem schwarzen Van mit verdunkelten Scheiben, der vor dem Bunker an der Schmickstraße im Osthafengebiet geparkt ist. Seine Füße ruht er auf dem gegenüberliegenden Sitz aus, denn sie stecken in überdimensionalen Monster-Plateaustiefeln. Spitze Zähne, rote Augen und zerfetzte Haut machen das schaurige Antlitz perfekt. Seine Krallenhände halten eine Flasche Cola fest. Er plaudert freundlich und überhaupt nicht furchterregend über das neue Album „Lordiversitiy“, das sieben einzelne Alben enthält, die sich verschiedenen Musikstilen wie Rock, Disco und Metal widmen – nach dem Motto: Was wäre dabei herausgekommen, wenn Lordi schon seit den 70er-Jahren Musik machen würden? Die Antwort liefert „Lordiversity“. Am kniffligsten sei für den hochproduktiven Songschreiber und Frontmann Mr. Lordi gewesen, das Genre Thrash- und Speedmetal zu bedienen. „Diese Musik haben meine Freunde in den späten 80ern und frühen 90ern gehört, ich aber nicht. Ich mag lieber ,Hair Metal’ und habe Bands wie Kiss und Alice Cooper gehört, während Freunde von mir zu Slayer und Metallica abgegangen sind“, sagt Mr. Lordi. Dennoch hat er eine Lösung gefunden: „Ich habe einfach das Gegenteil von dem komponiert, was meine Lieblingsbands gespielt haben und schon hat es gepasst.“

Songs fabriziert er nahezu am Fließband. „Wenn ich einen Song schreibe, entstehen aus dem Material, das dabei übrig bleibt schon wieder ein bis zwei neue Stücke. 78 Titel sind auf ,Lordiversitiy’ verewigt – 38 sind noch übrig“, erklärt Mr. Lordi. Nach der Corona-Zwangspause endlich wieder auf der Bühne stehen zu können – wie an Halloween auf der Burg Frankenstein –, freut ihn zwar, aber an die kräftezehrenden Performances in Monster-Montur und mit Schockrock-Effekten muss er sich erst wieder gewöhnen. Denn eigentlich mag es der Höllenfürst gemütlich. „Ich sitze am liebsten auf der Couch, schaue fern, trinke Cola und esse Schokolade“, sagt das Monster – und sammelt gleich noch mehr Sympathiepunkte.