Die Koselburg feiert ihr zehnjähriges Bestehen Ein Haus mit Geschichte

Freuen sich über den 10. „Geburtstag“ der Koselburg (von links): Felix, Liane Grewers, Andi, Heike Rösch und Miguel. Bild: Faure

Nordend (jf) – Felix ist aufgeregt. Pressegespräch. Er will den Medienvertretern alles erklären, alles zeigen. Am besten alles auf einmal. Behutsam hält ihn seine Mutter zurück. Eine kleine Runde hat sich im schönsten Raum der Koselburg an der Koselstraße zusammengefunden: Heike Rösch, Leiterin für Betreutes Wohnen, Annette Ochs, Leiterin Krabbelstuben und Kita, beide Haus der Volksarbeit; Zoriada Jerez von der Krabbelstube Koselburg, die seit vielen Jahren hauptamtlich und nun ehrenamtlich für Teilhabe engagierte Liane Grewers und die Bewohner Felix, Miguel und Andi.

In diesem Saal befand sich einst die Kapelle, später der Gemeindesaal. 1892 wurde das Haus im Auftrag der Dernbacher Schwestern als Josephs-Krankenhaus neben der Kirche St. Bernhard errichtet. Ab 1907 diente es als Pfarrhaus und Sozialstation, von 1965 bis 2009 als Studentenwohnheim.

Eine grundlegende Sanierung mit Nutzungsänderung und Eintrag als denkmalgeschütztes Haus erweckte das Haus 2013 zu neuem Leben: Im Unter- und Erdgeschoss zog die Krabbelstube ein, in der 20 Kinder in zwei Gruppen betreut werden. Das Besondere: Auch zwei Kinder mit Einschränkungen sind darunter. Das ist für die unter Dreijährigen völlig normal.

„Die Kinder schlafen dort, wo sich vor mehr als 100 Jahren der Altar befand“, erläutert Annette Ochs. Hoch über ihnen befindet sich eine Holzdecke mit Gemälden, die im Zuge der Sanierung entdeckt und restauriert wurden. Über schöne Holztreppen geht es in die erste Etage mit der Männer-WG. Auf insgesamt fast 200 Quadratmetern hat jeder Bewohner sein eigenes Zimmer mit eigenem Bad. In der Küche gibt es zwei Küchenzeilen und eine große Terrasse mit Wendeltreppe zur zweiten Etage. Diese Treppe ist gleichzeitig Fluchtweg.

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„Das sind Ochse und Bär, die habe ich schon lange“, sagt Felix und deutet auf sein Bett. Seit vier Jahren arbeitet der 36-Jährige in den Praunheimer Werkstätten, wie er selbst stolz erklärt. Schon viel länger spielt er in der Band „Allenstones“ Posaune. „Wir werden 25“, betont Bandmusiker Felix selbstbewusst.

Die „Allensteiner“, jene von 1972 von Isolde Allenstein gegründete Selbsthilfegruppe, die sich für ein selbstbestimmtes Leben von Menschen mit Einschränkungen einsetzt, wird als Initiative Allenstein seit 1992 vom Haus der Volksarbeit sozialpädagogisch betreut. Sie hat etwa 130 Mitglieder. „Wir sind oft unterwegs“, sagt der 66-jährige Miguel, „wir machen so zwischen fünf und sieben Reisen im Jahr. Im Juli geht es nach Radebeul.“ Auf Korfu, in Spanien und Frankreich waren sie schon.

Miguels Leidenschaft gehört den Trucks. „Seit ich den Film ‚Convoy’ gesehen habe – 13-mal im Kino, zehnmal im Fernsehen, jetzt habe ich ihn auf Video – sammle ich Truck-Modelle“, sagt er und zeigt auf ein Regal in seinem Zimmer. Da ist einiges zusammengekommen.

Das Leben der sechs Männer zwischen 26 und 66 Jahren in den zwei Wohngemeinschaften auf jeweils einer Etage ist nicht konfliktfrei. „Es gibt die Koselburggespräche, turnusmäßig einmal im Quartal, bei Krisen sofort“, erklärt Heike Rösch. „Wir unterhalten uns darüber, was wen stört, was gut läuft.“ Dass zurzeit nur Männer in der Koselburg wohnen, ist Zufall, keine Regel. Regeln aber gibt es, so wie in jeder WG - sonst würde das Zusammenleben nicht funktionieren. „Wir sind eine Gruppe von Menschen verschiedenen Alters, die ihr Leben selbständig gestalten.“ So steht es auf dem T-Shirt der Initiative Allenstein, das Andi trägt. In der Koselburg funktioniert das ziemlich gut.