Peter Meier-Röhm ist Seelsorger im Evangelischen Hospiz an der Rechneigrabenstraße Ansprechpartner für die letzten Bedürfnisse

Peter Meier-Röhm ist Seelsorger im Evangelischen Hospiz in der Rechneigrabenstraße. Bild: ERV/Rolf Oeser/p

Innenstadt (red) – Persönliche Zuwendung auf dem letzten Lebensabschnitt Grundsatz im Evangelischen Hospiz mit zwölf Plätzen. Diese Art von Fürsorge zeigt sich auch in Kleinigkeiten. Eine Hauswirtschafterin stellt Maggi, Tabasco und eine Flasche Bier auf den Platz eines Patienten zum Mittagessen: „Der mag das so.“ Er kommt regelmäßig in den Wohntreff, der auch als Speiseraum dient. Nur wenige machen von dieser Möglichkeit Gebrauch.

Die meisten im Haus haben noch ein paar Wochen zu leben. Alle sind im Einzelzimmer mit Balkon untergebracht, das sie selbst ausgestalten können. Der Blick durch die großen Fenster fällt auf hohe Bäume. Eine gute Lage in der Frankfurter Innenstadt, bis zur Konstablerwache sind es ein paar hundert Meter. Pfarrer Peter Meier-Röhm unternimmt an Markttagen gelegentlich Ausflüge mit Patienten. Oft schiebt er dabei jemandem im Rollstuhl. „Ein Fischbrötchen essen oder sich Obst vom Bio-Stand mitbringen lassen“, können erfüllbare Sehnsüchte der Patienten sein. Im Mittelpunkt seelsorgerischer Gespräche im Hospiz stehen Persönlichkeit, Biografie und aktuelle Bedürfnisse. „Was ist in Erfüllung gegangen, was noch offengeblieben, was brauchen sie heute?“, sind Fragen des Hospizpfarrers. Die Patienten bestimmen die Themen. Bei etwa 95 Prozent der im Hospiz aufgenommenen Menschen ist eine Krebserkrankung als unheilbar diagnostiziert. Sie sind medizinisch betrachtet „austherapiert“; keine Chance auf Genesung. Eine begrenzte Lebenszeit und eine hohe Symptomlast durch Schmerzen, Luftnot, Angst oder Übelkeit sind Voraussetzung, um aufgenommen zu werden.

Bei der Kontaktaufnahme, meist ein Besuch im Zimmer, klärt Peter Meier-Röhm immer zuerst, ob es jetzt gerade passt. Angehörigen gibt er seine Visitenkarte oft als „Gutschein“, um ihn anzurufen. Er ist immer „an/rufbereit“. Gespräche mit Angehörigen führt er oft im Büro „Beratung und Seelsorge“, manchmal auch nebenan. Dort ist die Kapelle, in der regelmäßig Gottesdienste gefeiert werden, manchmal feiert Peter Meier-Röhm auch Abendmahl mit Patienten und Familie im Zimmer. Die meiste Zeit des Tages ist er im Haus unterwegs. Manche winken auch ab, wenn er sich als Pfarrer vorstellt. „Um Gottes willen, bloß nicht“ oder „Ich bin nicht religiös und war seit 25 Jahren in keiner Kirche“, auch an solche Begrüßungen erinnert sich Meier-Röhm. Trotzdem sei später ein herzlicher Kontakt zustande gekommen, weil er „die Menschen respektiert, wie sie sind“. Das sei die wichtigste Voraussetzung, um vertrauensvoll über „die letzten Dinge“ und erfüllbare Wünsche auf dem letzten Stück des Lebensweges zu sprechen.

Peter Meier-Röhm hat eine halbe Stelle im Hospiz, mit der anderen halben Stelle ist er für Altenseelsorge im Evangelischen Dekanat Dreieich-Rodgau angestellt. Als Pfarrer geht er zu den Leuten. Das sei der Auftrag, den er und die Kirche von Jesus hat, sagt er.

Ein Patient erzählt offen: von der Familie, seiner früheren Arbeit, dem Engagement in seiner Kirchengemeinde für Menschen ohne festen Wohnsitz. Er ist spürbar zufrieden mit seinem Leben und sehr dankbar für den Platz im Hospiz. „Sogar mit Blick auf den Dom vom Raucherbalkon“, merkt er schmunzelnd an.

Peter Meier-Röhm ist der Seelsorge seit seinem Studienbeginn 1986 verbunden und hat sich immer wieder in diesem Bereich fortgebildet. Den Tätigkeiten von Pflegekräften und Hauswirtschafterinnen, Ehrenamtlichen und Verantwortlichen begegnet er mit allergrößter Wertschätzung: „Hier herrscht ein achtsamer und engagierter Teamgeist“, sagt er. „Die christlichen Klassiker Glaube-Hoffnung-(Nächsten)Liebe sind hier lebendig. Oft sind es sogar unsere Patienten und Patientinnen, die uns darin unterweisen. Das berührt mich und die Kollegen und Kolleginnen immer wieder zutiefst.“ Das bestätigt Geschäftsführerin Dagmar Müller: „Wir alle im Team lassen Menschen in einer schwierigen Situation den diakonischen Auftrag von Kirche spüren. Durch unsere Zuwendung erfahren sie Geborgenheit und Trost bis zum Ende des Lebens.“