Kurz vor dem Einmarsch der Alliierten in Frankfurt im Frühjahr 1945 versuchten die Nationalsozialisten, die Spuren ihrer Verbrechen in den Adlerwerken zu vertuschen und lösten das Konzentrationsaußenlager unter dem Decknamen „Katzbach“ auf. So wurden rund 450 erschöpfte Häftlinge ins Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert. Nur elf Überlebende dieses Transports sind bekannt. Denn mehrere Tage blieben die Waggons verplombt und ohne jegliche Verpflegung auf den Gleisen stehen, bevor der Zug sich in Bewegung setzte.
Die übrigen 360 bis 370 Häftlinge wurden am Abend des 24. März 1945 auf einen „Evakuierungsmarsch“ geschickt. Dieser entpuppte sich als ein Todesmarsch. Die Route führte von Frankfurt über Maintal, Hanau, Erlensee, Langenselbold, Gründau, Gelnhausen, Biebergemünd, Wächtersbach, Bad Soden Salmünster, Steinau an der Straße, Schlüchtern, Flieden, Neuhof, Eichenzell, Fulda, Petersberg und Burghaun nach Hünfeld, wo der Marsch am 29. März endete. Entlang dieses Weges, den die erschöpften Menschen zu Fuß unter Schikanen ihrer SS-Peiniger und in steter Lebensgefahr zurücklegen mussten, fanden zahlreiche Hinrichtungen statt. Marschunfähige Männer oder solche, die einen Fluchtversuch unternahmen oder sich wehrten, wurden von den SS-Wachen grausam ermordet. „Diese Verbrechen geschahen nicht im Verborgenen, denn der Todesmarsch ging zum großen Teil mitten durch die Ortschaften. Daraus erwächst eine die ganze Region betreffende Verpflichtung, an die Opfer des Todesmarsches zu erinnern und ihrer zu gedenken“, sagte Kulturdezernentin Hartwig zur gemeinsamen Verantwortung der Kommunen. Seit Jahrzehnten organisieren engagierte zivilgesellschaftliche Akteure mit Performances, Lesungen, Vorträgen und weiteren Formaten in den einzelnen Städten und Gemeinden der Route das Gedenken an den Todesmarsch von Frankfurt nach Hünfeld. Diese Arbeit weiter auszubauen und das lokale Gedenken miteinander zu verknüpfen, auch im Hinblick auf den 80. Jahrestag in zwei Jahren, ist Ziel des von der Kulturdezernentin einberufenen Treffens im Geschichtsort Adlerwerke.
Am 25. März 2022 öffnete die Gedenk- und Bildungsstätte zum ersten Mal ihre Türe. Seitdem besuchten mehr als 3000 Menschen die Ausstellung am authentischen Ort der einstigen Verbrechen auf dem Fabrikgelände der ehemaligen Adlerwerke in der Kleyerstraße. Der Geschichtsort Adlerwerke: Fabrik, Zwangsarbeit, Konzentrationslager blickt damit auf ein erfolgreiches erstes Jahr zurück. Leiter Thomas Altmeyer: „Die Mühen, innerhalb von 15 Monaten den Geschichtsort Adlerwerke zu verwirklichen, haben sich gelohnt. Unsere Konzeption bekommt sowohl von Kollegen aus den Gedenkstätten und Museen aber auch von jungen und älteren Besuchern einen mehr als positiven Zuspruch. Die Nachfrage nach unseren pädagogischen Angeboten übertrifft zum Teil unsere Kapazitäten.“ Infos online auf geschichtsort-adlerwerke.de.