Nach 25 Jahren gibt Christian Enke die Gehörlosenseelsorge im Bistum Limburg ab Das Lamm Gottes ist kein Schaf

Pfarrer Christian Enke zeigt eine Gebärde, die Solidarität mit Gehörlosen signalisiert. Foto: A. Zegelmann/Bistum Limburg/p

Frankfurt (red) – Gebärdensprache zu lernen, kann für Hörende eine Herausforderung sein. Und geht es um religiöse Begriffe, kommt es manchmal zu wunderlichen Missverständnissen. Davon kann Pfarrer Christian Enke, der hört, spricht, fließend gebärdet und im Bistum seit 25 Jahren für die Gehörlosenseelsorge zuständig ist, so einiges erzählen. Wie dieses Erlebnis: „Ich gebärdete ,das Lamm Gottes’. Ein Gehörloser kicherte, weil er verstand, dass Jesu Tiere sehr lieb hatte“, sagt er schmunzelnd. Situationen wie diese bleiben in Erinnerung und haben bei Enke über die Jahre die Überzeugung gefestigt, dass Gehörlose am besten einen eigenen Gottesdienst in Gebärdensprache brauchen – und nicht nur einen, der sprechend gehalten und gebärdend übersetzt wird.

Als Gehörlosenpfarrer ist Enke im ganzen Bistum bekannt, viele Frankfurter kennen ihn außerdem als Pfarrer der englischsprachigen Gemeinde und früheren Kooperator in St. Margareta in Höchst. Auch als Pfadfinderpfarrer ist er unterwegs, allerdings eher im Hintergrund. Nun steht Pfarrer Enke – zumindest, was die eine Hälfte seiner Tätigkeit betrifft – vor einer großen Veränderung: Er verlässt die Gehörlosenseelsorge nach 25 Jahren, um zum 1. März das Team der Klinikseelsorge an der Lahn-Dill-Klinik in Wetzlar zu verstärken. Für ihn ist das praktisch, denn der 54-Jährige wohnt dort in der Nähe und freut sich auf die Stelle. Zugleich fällt es ihm nicht leicht, sich aus der Gehörlosenseelsorge zu verabschieden. Doch für ihn sei immer klar gewesen, dass er die Verantwortung irgendwann an die nächste Generation übergeben möchte, betont er – und zwar nicht erst mit dem Abschied in die Rente. „Es ist ein Moment gekommen, an dem ich gut gehen kann“, sagt er. Das hat vor allem mit der gut geregelten Nachfolge zu tun: Magdalena Schmidt, pastorale Mitarbeiterin und Sozialarbeiterin, ist bereits seit zwei Jahren Teil seines Teams und wird die 50 Prozent, mit denen Enke für die Gehörlosenseelsorge zuständig ist, übernehmen. Mit einem zweiten Stellenanteil von 50 Prozent ist sie im Bistum für Sozialarbeit zuständig, was praktisch ist, wie Enke findet – denn sicher gibt es auch Überschneidungen der beiden Bereiche. Verstärkt wird sie durch Pfarrer Michael Pauly aus dem Rheingau, der die Gehörlosenseelsorge künftig zusätzlich mit zehn Prozent Stellenanteil vertreten wird. Das Team der Hörgeschädigten-Seelsorge wird von Jochen Straub geleitet, dem Limburger Referent der „Seelsorge für Menschen mit Behinderung“. Außerdem ist mit 50 Prozent Sozialarbeit noch Eva Tappeiner für den Raum Limburg mit dabei.

Christian Enke kam 1988 als Theologiestudent zum ersten Mal mit der Gehörlosenseelsorge in Kontakt. Damals setzte sich Kapuzinerpater Amandus Hasselbach in Liebfrauen für Gehörlose ein (damals unter dem Titel PAX, heute Integrations- und Kulturverein „Lukas 14“). Enke war tief beeindruckt von der Arbeit des Paters – und fasziniert von der Kommunikation durch Gebärden: Er sammelte erste Erfahrungen im Sprechen mit den Händen. Als 1996 der für den Raum Limburg zuständige Gehörlosenpfarrer starb, wurde Enke, Kaplan in Bad Homburg, sein Nachfolger. Seit 2007 ist er für das ganze Bistum zuständig.