Jörg Heuser ist jetzt für das Themenfeld „Arbeitswelt und Kirche“ zuständig Das Ein-Mann-Begrüßungskomitee

Jörg Heuser arbeitet in der Villa Gründergeist, dem katholischen Co-Working-Space des Bistums im Westend. Foto: A. Zegelman/Bistum Limburg/p

Westend (red) – Er ist das neue Gesicht in der Stadtkirche – und ebenfalls in Betrieben unterwegs. Denn Jörg Heuser ist fürs Themenfeld „Arbeitswelt und Kirche“ zuständig. Und knüpft aktuell Kontakte zu Akteuren und Unternehmen, um sich ein genaues Bild davon zu machen, was Menschen, die in Frankfurt arbeiten, brauchen.

In einer Stadt wie Frankfurt, in der der Arbeitsmarkt immer in Bewegung ist, eine wichtige, aber schwierige Aufgabe. Was er den Frankfurtern genau anbieten möchte, daran arbeitet Heuser noch. „Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, mit Berufstätigen in Kontakt zu kommen. Eine Idee ist es, gerade nach denen zu schauen, die neu sind in Frankfurt, noch wenig Leute kennen und nach der Arbeit nicht wissen, wohin.“ Dabei geht es ihm nicht darum, zugezogene Menschen in die Kirche zu holen oder für Pfarrei-Arbeit zu begeistern. Wenn das passiert, ist es nur ein netter Nebeneffekt.

Im Kern geht es darum, Zugezogenen eine soziale Starthilfe zu geben, damit sie in der neuen Stadt besser ankommen. Ideen, wie das gelingen kann, hat er bereits viele. „Momentan spreche mit vielen verschiedenen Menschen, schaue in viele verschiedene Unternehmen und versuche, mir ein Bild zu machen, was eigentlich benötigt wird“, sagt er.

Heuser passt gut auf die Stelle, da er aus eigener Erfahrung weiß, was es heißt, die Jobs zu wechseln und herumzukommen. Der 52-Jährige, der mit seiner Frau in Ginsheim wohnt und täglich nach Frankfurt pendelt, kommt eigentlich aus dem Saarland. Er wuchs katholisch auf, hatte aber nach der Firmung wenig Kontakt zur Kirche. Vor dem Abitur machte er eine Lehre als Betriebsschlosser, einerseits, um anschließend Industriedesign studieren zu können, doch vor allem, um etwas Handfestes zu haben, denn das schadet bekanntlich nicht. Interessant: „In dieser Lehre habe ich auch eine Weile bei Saarlouis unter Tage gearbeitet, das war eine spannende Erfahrung.“

Der Lehre folgte wie geplant ein Studium in Darmstadt und Manchester, anschließend arbeitete Heuser als Industriedesigner bei kleinen und großen Unternehmen in Köln, Darmstadt und im Schwäbischen, in Los Angeles und Seattle. Bis heute begeistert ihn das Thema Design – kommt das Gespräch auf ein bestimmtes Produkt, macht es ihm Spaß, mit wenigen Strichen mal eben das Besagte zu skizzieren.

Eigentlich war Jörg Heuser glücklich als Industriedesigner. Doch dann kam der 11. September 2001. „Und kurz danach hatte ich mein Berufungserlebnis“, erzählt er. Während er im TV den Einsturz der Türme verfolgt, hat er einen fatalen Gedanken: Das wird jetzt richtig schief gehen. Jörg Heuser sehnte sich nach Halt und ging in die Kirche. Im Gottesdienst griff der Priester das Thema auf und betete für die Opfer. Und die Täter. Danach war für ihn die Sache klar. Ein festes Büro hat er nicht, stattdessen einen flexiblen Schreibtisch.

in der Villa Gründergeist.