Bolongaropalast in Höchst umgebaut und Holzkeller gefunden Nida und ein Kleinod im Bahnhof: Jahresrückblick des Denkmalamts

Das Intro zur Präsentation des Denkmalamts, rechts die Skulptur eines gefesselten Germanen. Bild: Faure

Altstadt (jf) – Das Denkmalamt hatte für vergangenen Donnerstag zur Rückschau auf seine Tätigkeit 2023 in die Evangelische Stadtakademie eingeladen – und das Interesse war sehr groß. Marcus Gwechenberger, seit Juni Planungsdezernent, begrüßte die Gäste. Andrea Hampel, Leiterin des Denkmalamts, skizzierte kurz die Aufgaben ihrer Dienststelle.

Gerade im vergangenen Jahr konnten Flächen von rund 9000 Quadratmetern für Grabungen genutzt werden. Dabei ging es weniger um künftigen Wohnungsbau, sondern um Rechenzentren der Zukunft mit geplanten Investitionen von etwa vier Milliarden Euro.

„Wir haben sowohl einen überaus gut erhaltenen römischen Holzkeller gefunden als auch die blaue Scherbe einer Vase aus römischer Zeit. Wurde damals bereits im Streit mit Gebrauchsgegenständen um sich geworfen? Wir wissen es nicht“, sagte Hampel. Überhaupt sei das römische Nida, also die Grabungsstätten in Heddernheim, zwar ein Dauerbrenner, aber noch längst nicht vollständig erforscht.

Mehr als 10.000 Gebäude stehen in Frankfurt unter Denkmalschutz. Die Werterhaltung sei eine große Aufgabe, es müsse viel Überzeugungsarbeit bei den Besitzern geleistet werden. Ein Großprojekt sei „Four Frankfurt“ mit denkmalgeschützter Substanz. „Auch Bauten der 1950er- Jahre sollen würdevoll altern dürfen“, bemerkte die Amtsleiterin.

Zum Denkmal des Jahres 2023 wurde das in den 1950er-Jahren errichtete und sorgsam sanierte Gebäude in der Bleidenstraße 1 gewählt.

Mit viel Sorgfalt, Mühe und Aufwand wird seit 2017 auch der Bolongaropalast in Höchst umgebaut: „Dort liegt die älteste Fundstelle römischer Münzen im Stadtgebiet“, fügte Hampel hinzu. Ein besonderes Fundstück erwähnte sie außerdem; die nur fünf Zentimeter große Metallskulptur eines gefesselten Germanen. Offensichtlich römische Propaganda.

Stefan Timpe, Abteilungsleiter Bau- und Kunstdenkmalpflege, informierte über zwölf Projekte seines Bereiches. Er berichtete beispielsweise über die behutsamen Restaurierungsarbeiten im Wohnhaus des Malers Wilhelm Steinhausen in der Wolfsgangstraße im Nordend. Der Künstler gestaltete unter anderen die Aula des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums im Ostend.

In schwierigen Gesprächen befinde sich das Amt bei der Ernst-May-Siedlung Westhausen, bei der es sich um 440 Einzelhäuser handelt. Während die Nassauische Heimstätte Wohnstadt ihre Häuser einzeln verkauft, geht die ABG anders vor und ermöglicht eine Blocksanierung. „Wenn nicht mit jedem einzelnen Besitzer geredet werden muss, erleichtert das die Arbeit natürlich“, sagte Timpe. Außerdem sei aufgefallen, dass Mieter oft eigenmächtig ihr unter Denkmalschutz stehendes Haus verändern. „Das bedauern wir. Doch eine Baukontrolle ist mit unseren wenigen Mitarbeitern nicht zu leisten“, erklärte Timpe.

Ziemlich spannend ist auch dieses Thema: Ein wahres Kleinod wurde im Südflügel des Hauptbahnhofes hinter der abgehängten Decke entdeckt, freigelegt und behutsam renoviert. Das so wieder entstandene Turmzimmer mit Radleuchter und zartblauem Deckendekor ist ein Schmuckstück geworden. Die Sanierung des gesamten Bahnhofes ist allerdings noch eine Mammutaufgabe.