Samuel Koch liest in der Martin-Luther-Kirche und stellt sich Fragen aus dem Publikum „Die Aussicht auf mehr treibt mich an“

Samuel Koch stellt sich recht offen den Fragen, seine Verlobte Sarah Elena Timpe unterstützt ihn auch bei der Lesung. Foto: Postl

Langen (lfp) – Unter dem Motto „Glaube, Lesen Hoffnung“ bietet die evangelische Gemeinde in Langen eine Reihe von Autorenlesungen, die vermitteln sollen, wie Glaube gelebt wird. Am vergangenen Donnerstag eröffnete Samuel Koch die Autorenabende mit seinem zweiten autobiografischen Buch mit dem Titel „Rolle vorwärts“. Man muss wissen, dass Samuel Koch jener junge Mann ist, dessen Versuch, bei der Show „Wetten, dass…?“ im Dezember 2010, ein fahrendes Auto per Salto zu überspringen, misslang und seitdem vom Hals abwärts gelähmt ist. Der Schauspieler reflektiert darin seine persönliche Sichtweise über das irdische Leben. Musikalisch begleitet wurde die Lesung von seinem Bruder Jonathan und seiner Verlobten Sarah Elena Timpe.

Zunächst erfüllte Gitarrenmusik den Kirchenraum und alle warteten darauf, dass sich der mit schwarzen Tüchern verhüllte Altarraum öffnen und Samuel Koch erscheinen würde. Doch nach weiteren Musikstücken kam er auf seinem Elektrorollstuhl von hinten, an den Bänken vorbei und hieß die Besucher willkommen. „Hallo“, klang etwas schwach, dann noch einmal „Hallo, seid willkommen“ - diesmal etwas kräftiger. Dann fuhr Samuel Koch über eine Rampe hinter den verhüllten Altarraum.

Nachdem der „La valse d’Amelie“ von Jonathan Koch am E-Piano verklungen war, trat Sarah Elena Timpe ans Mikrofon und stimmte mit „Somewhere Over The Rainbow“ die über 200 Besucher in der Kirche auf die Lesung von Samuel Koch ein. Nach „Falling In Love With You“, öffnete sich der Vorhang und Samuel Koch saß in einem bequemen Rattanstuhl und hatte das Bein über das andere geschlagen. Mit einer Passage, die eindrucksvoll den engen Zusammenhang von Freud und Leid beschreibt, begann Koch seine Lesung.

„Was gibt dir Kraft, so zu sein, wie du jetzt bist“, ist eine die ihm wohl häufigste gestellte Frage, schildert Samuel Koch. Dies beantwortet er mit: „Wohin mit meiner überschüssigen Kraft?“ Denn die Zeiten als erfolgreicher Turner, in denen er bis zu zwölf Trainingseinheiten in der Woche absolvierte sind vorbei. „Die Aussicht auf mehr treibt mich an“, versucht er einen dennoch positiven Blick in die Zukunft und zitiert aus seinem ersten Buch „Zwei Leben“

Seinen Glauben hat der Schauspieler, bekannt aus der Serie „Sturm der Liebe“, trotz der schicksalhaften Ereignisse bei „Wetten, dass…?“ bewahrt. Die Frage, warum Gott solches Leiden – und nicht nur seines – überhaupt zulässt, vermochte Samuel Koch nicht zu beantworten. Recht offen geht er mit seinem Unfall um, bei dem er eigentlich ein schlechtes Bauchgefühl gehabt habe. „Da hätte ich besser auf mich – oder auf Gott? – hören sollen“, gesteht Samuel Koch. Dennoch hadert er nicht mit seinem Schicksal, wer dieses auch immer zu verantworten hat. „So stell ich mir Gott vor: Er liebt mich, weil ich bin“, drückt Koch seine Glaubensgefühle aus und er wirkt überzeugend.

Die nächste Lesung in der Reihe „Glaube, Lesen, Hoffnung“ findet am Freitag, 8. Juli, 18 Uhr, im Stadtkirchen-Gemeindehaus statt. Dann wird Michael Kaminski sein Buch „Pilgern mitten im Leben – Wie deine Seele laufen lernt” vorstellen. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.