Außergewöhnliches Fundstück im Steindepot ausgestellt Einblicke in einen alten Keller

Ina Hartwig und Wolfgang David am präparierten römischen Holzkeller, der in Nida ausgegraben, konserviert und ins Steindepot transportiert wurde. Bild: Jeannette Faure

Frankfurt (jf) – „Keller sind in den vergangenen über 100 Jahren, in denen Grabungen in der römischen Stadt Nida unternommen wurden, schon mehrfach aufgetaucht. Aber so ein außergewöhnliches Stück ist etwas Besonderes“, bemerkte Angelika Hampel, Leiterin des Denkmalamts. Der römische Holzkeller war im März 2023 in Heddernheim in der Straße In der Römerstadt 126-134 entdeckt, in Kooperation mit Experten des Archäologischen Museums und Restauratoren freigelegt und konserviert worden.

Etwas Glück gehörte ebenfalls dazu: Wäre das römische Haus im ersten Jahrhundert nicht abgebrannt, wäre der Keller nicht so gut erhalten geblieben. Brandspuren belegen das für die damaligen Bewohner sicher schreckliche Ereignis. Und ermöglichen den Experten nun Rückschlüsse auf genaue Bestimmung der Bauzeit, des Holzes und der Funde. „So einzigartig erhalten – das habe ich noch nicht gehabt“, zeigte sich Rolf Skrypzak, erfahrener Grabungstechniker beim Denkmalamt, im März begeistert. In einer Kellerecke standen zwei Amphoren, in einer weiteren wurden verbrannte Getreidekörner entdeckt. Auf der Treppe lagen Eisengegenstände. Diese geben noch Rätsel auf. Sie befinden sich etwa ein halbes Jahr in einer Lauge. Anschließend ist es vielleicht möglich, ihnen ihr Geheimnis zu entlocken.

Nun steht der Keller mit Treppe im Steindepot des Archäologischen Museums in der Borsigallee. „Das ist ein ungewöhnlicher Ort für Stadtgeschichte“, äußerte Kulturdezernentin Ina Hartwig und erinnerte an „beeindruckende Grabungen im Schlamm und bei Wind und Wetter“. Das Kulturamt entschied mit, das wichtigen Artefakt kurzfristig zu retten.

Doch die Bergung des Kellers gestaltete sich alles andere als einfach. Wie kann man einen 25 Quadratmeter großen und tonnenschweren Raum konservieren und transportieren? Das war auch für die Restauratoren eine Herausforderung, wie der leitende Experte Detlef Bach berichtete. Zunächst wurden Treppe und Boden mit Epoxidharz stabilisiert, eine Trennschicht aus mehr als 100 Kilogramm Silikonkautschuk aufgebracht, eine Kapselschicht aus Glasfasermatten und Hartgipsbrei aufgetragen. Alles sah anschließend rosa aus. Dann wurden aus dem Komplex 33 Bodensegmente geschnitten, nun war der Transport erst möglich. „Wir hatten eigentlich im Sommer mit gutem Wetter gerechnet, aber dem war nicht so. Und wir mussten schnell sein, jeder Tag konnte dem Fund gefährlich werden – trotz Überdachung“, sagte Bach.

Im Garten seiner Werkstatt in Winterbach wurden die Arbeiten fortgesetzt, die Erdschichten von der Unterseite entfernt, die Schutzschichten behutsam abgenommen. Höhenverstellbare Aluminiumprofile ermöglichen eine Präsentation des Bodens und der Treppe mit ihren unterschiedlichen Niveaus.

„Wir haben uns sehr gefreut, dass die schwierige Bergung dann doch schnell und unbürokratisch ermöglicht wurde. Das ist nicht selbstverständlich“, würdigte Wolfgang David, Direktor des Archäologischen Museums die Unterstützung des Kulturdezernats. „Von der Extraktion bis zur Freilegung haben vier Fachleute keine drei Monate gebraucht“, ergänzte Restaurator Thomas Flügen, „das ist eine beeindruckende Leistung.“

Der römische Holzkeller soll später möglichst in der Nähe des Fundorts präsentiert werden, dazu finden Gespräche statt. „Das römische Nida ist der bedeutendste Fundort aus römischer Zeit nördlich der Alpen. Frankfurts Ursprünge liegen dort“, verdeutlichte Wolfgang David.