Aktuell wurde ein Teil der Mauer freigelegt, die das Gelände gegen den Zeller Bruch begrenzt. Auch die Weiterführung eines früher entdeckten karolingischen Grabens wurde untersucht. Dazu war es erforderlich, den Wiesenweg anzuschneiden.
„Fachleute erwarten spannende Rückschlüsse auf die Befestigung des Burggeländes“, sagte Landrat Oliver Quilling. „Mein Dank geht an alle Freiwillige, die unsere Archäologinnen Gesine Weber und Dagmar Krömer kräftig unterstützt haben.“ Die Organisation lag beim Geschichts- und Heimatverein, die Leitung bei der Unteren Denkmalschutzbehörde. Mit Dr. Sophie Hüglin von der Universität Tübingen war eine Expertin für mechanische Mörtelmischer beteiligt.
In vergangenen Kampagnen wurden spätbronzezeitliche, römische und mittelalterliche Siedlungsspuren auf dem Zellhügel festgestellt. Spektakulär war 2011 die Entdeckung eines steinernen Kellers, der mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem karolingischen Herrenhof gehörte. Die Bewohner wurden am Keller bestattet.
Außergewöhnliche Funde belegen, dass im 9. Jahrhundert der Hochadel in Zellhausen verkehrte. Von besonderem Interesse ist, dass zur selben Zeit Einhard nur drei Kilometer entfernt das Kloster Seligenstadt gründete.
Eine weitere Entdeckung war, dass der Herrenhof im frühen 10. Jahrhundert massiv befestigt wurde. Bautechnische Ausführung und dendrochronologische Datierung gefundener Eichenhölzer weisen sie als typische Heinrichsburg aus. Solche wurden nach dem Reichstag von Worms 926 gemäß der Burgenbauordnung Heinrichs I. zum Schutz vor einfallenden ungarischen Reiterhorden errichtet.
Fraglich ist, ob die Konradiner, denen damals das Kloster Seligenstadt gehörte, auch Bauherren am Zellhügel waren. Vor drei Jahren wurde eine ottonische Befestigungsmauer freigelegt. Bei früheren Grabungen wurden fast 1400 Quadratmeter archäologisch untersucht.
„Diese Arbeiten sind nur möglich, weil sich viele einsetzen und kostenlos Leistungen zur Verfügung stellen“, so der Landrat. „Das gilt für die unermüdlichen Mitglieder des Geschichtsvereins ebenso wie für Ehrenamtliche aus dem Kreis oder das ortsansässige Unternehmen, das unentgeltlich baggert.“
Nicht zuletzt die Einwilligung von Grundstückseigentümern und Landwirten sei Voraussetzung, dass diese für die mittelalterliche Regionalgeschichte äußerst bedeutende Fundstelle Jahr für Jahr untersucht werden könne.
mt