Stadt Frankfurt ermöglicht auf dem Friedhof Goldstein Bestattung im Trauerwald Die letzte Ruhe unter einem Baum nach Wunsch

Heike Appel, Leiterin des Grünflächenamts, und Thomas Bäder, Abteilungsleiter Friedhofsangelegenheiten, zeigen den Plan, auf dem der Wunschbaum ausgesucht werden kann. Bild: Zöllner

Schwanheim (iz) – Die Varianten einer Bestattung sind vielfältig. Ob Sarg oder Urne, ob Erd- oder Seebestattung – vieles ist möglich. Immer beliebter werden Bestattungen unter Bäumen. In Frankfurt war das bislang nur in Oberrad möglich. Jetzt können sich Frankfurter und Nicht-Frankfurter in Schwanheim auf dem Waldfriedhof Goldstein ihr Plätzchen unter einem Baum nach Wahl aussuchen.

„Der Vorteil zu den Friedwäldern ist, dass wir auf den Friedhöfen Infrastruktur wie befestigte Wege, Trauerhalle und Toiletten haben“, erläutert Heike Appel, Leiterin des Grünflächenamtes. Ein weiteres Plus ist, dass auch gehbehinderte Menschen ungehindert zu den Gräbern kommen. Beim Friedhof Goldstein gibt es 50 Bäume unterschiedlicher Arten, die Hälfte davon wurde neu gepflanzt. Unter einem Baum finden bis zu zwölf Urnen Platz, was auch vom Wurzelwerk abhängt. Teilweise sind zwischen den Bäumen noch andere Gräber, aber der Waldcharakter bleibt erhalten.

„Wenn die Gräber abgeräumt sind, kann es sein, dass dort auch noch Bäume gepflanzt werden“, sagt Appel. Sollte einmal ein Baum aufgrund von Krankheit oder Ähnlichem gefällt werden müssen, wird ein Baum in der Nähe gepflanzt, die Urnen bleiben an ihrem Platz. „Da in Frankfurt Eichen, Buchen und Kiefer inzwischen Schwierigkeiten mit dem Klimawandel haben, mussten wir bei den Neupflanzungen schauen, welche sich klimatisch besser anpassen“, sagt Appel.

Die Flaum-Eiche beispielsweise, das hat die Uni Frankfurt in einer Studie herausgefunden, kommt gut mit den trockeneren Verhältnissen klar und hat auch kein Problem mit Spätfrösten. „Es ist denkbar, dass die Flaum-Eiche mal unsere Stiel-Eiche ersetzen wird“, merkt sie an. Das Gleiche gilt für die Esskastanie gegenüber der Rosskastanie.

Welcher Baum es für eine Urnenbestattung einmal werden soll, kann man sich entweder selbst aussuchen und per Vorauserwerb reservieren. Oder die Angehörigen erwerben es im Todesfall für 25 Jahre als sogenanntes Urnen-Wahlgrab. „Eine Verlängerung ist für mindestens drei Jahre möglich“, berichtet Thomas Bäder, Abteilungsleiter für Friedhofsangelegenheiten. Die Kosten für eine Baumbestattung liegen bei 1006 Euro für die Beisetzung und die Nutzungsgebühr für das Grab bei 1353 Euro. Ein Vergleich: Eine Rasenurnenwahlgrabstätte, bei der die Urne im Rasen beigesetzt wird, kostet 1341. „Bei beiden Varianten gibt es einen zentralen Platz, an dem Angehörige Blumen niederlegen können“, stellt Bäder klar.

Grabschmuck ist in diesen Fällen nicht erlaubt, so entfällt aber auch die Grabpflege durch die Naturnähe. Beim Friedhof Goldstein ist ein Areal extra zur Blumenablage gepflastert worden, an einem Rondell in dem mehrere Bänke stehen sowie zwei Stämme, die sich beispielsweise als Pult für Trauerredner eignen. Der Name des Verstorbenen und das Sterbedatum können auf eine Plakette graviert werden, dass dann an einem Schild in der Nähe des Baumes so angeordnet wird, wo sich die Urne befindet. „Wer keinen Namen möchte, kann auch nur das Logo des Trauerwaldes auf der Plakette haben“, sagt Appel. Welcher Platz frei ist und um welche Bäume es sich handelt, kann man sich online vorher genau aussuchen und vor Ort anschauen.

Ab sofort können Gräber in Goldstein in Anspruch genommen werden. „Der Trauerwald in Oberrad ist sehr gefragt, weswegen wir dort schon bald die vierte Erweiterung planen“, sagt Bäder. Mit dem Angebot will man den Ansprüchen der mehr als 700.000 Einwohner Frankfurts mit 100 Nationalitäten gerecht werden.

Die Stadt Frankfurt hat extra für die Trauerwälder in Oberrad und Goldstein eine Internetseite freigeschaltet, auf der man sämtliche Infos zu dem Thema findet sowie eine Karte mit den verzeichneten Grabstellen auf trauerwald-frankfurt.de.