Endlich gibt es ein Haus des Jugendrechts in Hanau Eröffnung nach fünf Jahren Bauzeit

Großer Bahnhof im Innenhof: Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky begrüßt die rund 100 geladenen Gäste aus Politik, Stadtgesellschaft und Justiz. Bild: patrick scheiber

Hanau – Anne-Dorothea Stübing nickt zufrieden. Die langjährige Direktorin der Gebesschusschule im Lamboy und Stadtverordnete der Bürger für Hanau ist seit 2007 Vorsitzende des Präventionsrates. Stübing hat sich dafür eingesetzt, dass Hanau ein Haus des Jugendrechts (HdJR) bekommt, in dem genau das geschieht, wofür sie kämpft: Prävention.

Ursprünglich wollte die Baugesellschaft die 36 Wohnungen im Komplex an der Graf-Philipp-Ludwig-Straße sanieren. 2017 liefen bereits die Vorbereitungen. Nach vermeintlichen Massenschlägereien im März 2017 im Schlossgarten kamen die Pläne für das HdJR auf, die im Herbst 2018 vorgestellt wurden. In Rekordzeit wollte man das Projekt binnen weniger Monate realisieren. Am Ende sollten es fast fünf Jahre werden.

Bei dem Umbau, den die Baugesellschaft nach Vorgabe des Landes vornahm, kam es unter anderem wegen geänderter Vorgaben, einer aufwendigen Sicherheitstechnik, der diffizilen Planungen für einen gläsernen Übergang und barrierefreie Zugänge zu Verzögerungen – und zu Zwist zwischen Baugesellschaft und dem Land Hessen. Lange wurde der Mietvertrag nicht unterschrieben, zwischenzeitlich gab es gar einen monatelangen Baustopp. Und zuletzt machten auch dieser Baustelle, die statt neun am Ende 15 Millionen Euro kosten sollte, Lieferschwierigkeiten, Corona und erhebliche Kostensteigerungen zu schaffen.

Und so kam auch Oberbürgermeister Claus Kaminsky bei der offiziellen Übergabe nicht umhin zu erwähnen, dass „nicht immer alles rund gelaufen ist zwischen Stadt und Land“ und man sich die Realisierung „eine Nuance schneller“ gewünscht hätte.

Dennoch einte alle Beteiligten ein gemeinsames Ziel, nämlich das, junge Menschen in der Stadt und dem Altkreis Hanau „ein Stück guter Zukunft zu ermöglichen. Jugendliche, die auf die schiefe Bahn geraten sind oder drohen, einen falschen Weg zu beschreiten, zur Umkehr zu bewegen.“

Die neue Einrichtung legt einen besonderen Schwerpunkt auf die Prävention von Rechtsextremismus und ist damit ein Novum in Hessen. Die Schwerpunktsetzung soll ein klares Zeichen sein gegen die Bedrohung für Demokratie und Gesellschaft durch Rechtsaußen, erklärte Poseck. Kaminsky betonte: „Junge Menschen vor einem kriminellen Lebenslauf zu bewahren, ist richtig und wichtig. Kriminalität muss weiterhin bekämpft und ihr zielgerichtet vorgebeugt werden.“

Dem Hanauer Haus kämen zwei besondere Eigenschaften zu: Hier würden Erfahrungen aus den ersten sieben Häusern des Jugendrechts weiterentwickelt. Erstmals arbeiteten neben Vertretern von Staatsanwaltschaft und Polizei auch die Jugendgerichtshilfe der Stadt Hanau und des Main-Kinzig-Kreises sowie der Verein Sprungbrett Familien- und Jugendhilfe Hanau unter einem Dach zusammen. Zweitens widme sich die Einrichtung mit der Bekämpfung von Extremismus einem „leider wieder mindestens bundesweit aktuell gewordenen Thema.“

17,5 Soll-Stellen sind vonseiten der Polizei für die Arbeit im Haus geplant. Dazu kommen vier Staatsanwältinnen und -anwälte, die hier künftig ihr Büro haben werden.

Auch der Konferenzraum im Erdgeschoss ist Teil des anschließenden Rundgangs. An dem langen Tisch finden künftig die Fallbesprechungen statt, können mehr als 20 Personen zusammenkommen.
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