Seit 50 Jahren spielt Helmut Wolter mit einem geschichtsträchtigen Schläger „Ganz kurz“ spielte Pelé Tischtennis

In seinem Arbeitszimmer hat Wolter Erinnerungsstücke an seine Tischtennis-Karriere gesammelt, die beim TV Kesselstadt begann. Bild: michael bellack

Hanau – Die kürzlich verstorbene Fußball-Legende Pelé kennt jeder mit Ball am Fuß. Ob jonglierend, dribbelnd oder schießend. Deutlich seltener waren da schon seine Auslüge zu anderen Sportarten – wie zum Tischtennis. Zumindest einen Tischtennisschläger hatte der brasilianische Volksheld auf jeden Fall in der Hand. Bis heute ist dieser noch im Einsatz. In Hanau.

„Ich bin keiner, der den Schläger auf die Tischtennisplatte haut, wenn er verliert“, sagt Helmut Wolter. Der mittlerweile 74-Jährige spielt seit seiner Kindheit Tischtennis. In dieser Zeit hat er nur wenige Schläger gehabt – wirklich sehr wenige. Denn seit den 1970er-Jahren spielt Wolter mit ein und dem selben Tischtennisschläger. Meisterschaften hat er damit gewonnen, große Erfolge gefeiert. Einige Jahre in der 2. Bundesliga aufgeschlagen. Auch heute noch ist der Ur-Hanauer, der beim TV Kesselstadt begann, an der Platte aktiv, seit 1999 beim SV Wolfgang. Der Schläger ist immer noch der gleiche. „Der Belag wurde oft gewechselt, klar. Aber das Holz ist immer gleich geblieben“, sagt Wolter. Heute, sagt er, werden Schläger wie seiner gar nicht mehr hergestellt. Denn als Abwehrspezialist gehört er zu einer Art Spieler, die man heute kaum noch antrifft. „Als Tischtennisspieler muss man seinen Schläger hegen und pflegen“, sagt er. Sein tadellos gepflegter Schläger hätte problemlos auch als Erinnerungsstück in einer Vitrine getaugt, aber daran dachte Wolter überhaupt nicht, als Mitte der 1970er-Jahre die Hände eines Weltstars zugriffen.

Wolter war zu dieser Zeit beim TTC Heusenstamm aktiv. Wenig später umbenannt in den TTC Pepsi Heusenstamm. Der Getränkehersteller war Sponsor des Clubs – und auch des Fußballstars Pelé. Klar, dass die Gelegenheit genutzt wurde, den Brasilianer werbewirksam an der Tischtennisplatte abzulichten, als er in Deutschland zu Gast war. „Wenn er schon beim Tischtennis war, dann sollte er auch spielen“, erinnert sich Wolter. Der reichte dem Fußball-Weltmeister kurzerhand seinen eigenen Schläger und Pelé versuchte sich über einige Minuten gegen den damaligen ungarischen Weltklasse-Spieler Istvan Jonyer auf ungewohntem Terrain. „Dazu schweigt des Sängers Höflichkeit“, sagt Wolter schmunzelnd zu den Fähigkeiten Pelés an der Tischtennisplatte. Fußballspielen konnte er deutlich besser. Ein Autogramm hat sich Wolter natürlich auch geben lassen, auf den hölzernen Schläger-Schutz, der schnell durch einen neueren ersetzt wurde und nun in seinem Arbeitszimmer liegt, neben diversen anderen Erinnerungen an seine Karriere an der Platte.

Wolter war an der Tischtennisplatte lange Zeit ein Ass, heute nimmt er mit dem SV Wolfgang nicht mehr am Spielbetrieb teil, trainiert aber wenn möglich zweimal die Woche. Dann kommt auch sein Schläger zum Einsatz. Der ist weiter in bestem Zustand und hat wohl noch einige weitere Jahre vor sich, sollte Wolter sein ruhiges Gemüt beibehalten. Ob er allerdings noch einmal in solch prominente Hände gerät, darf bezweifelt werden.
 bel