Entscheidung in Bischofsheim und Hochstadt fällt auf Festplätze als Bauplatz Leichtbauhallen für Geflüchtete

Auf dem ehemaligen Bischofsheimer und dem Hochstädter Festplatz sollen Leichtbauhallen zur Unterbringung von Geflüchteten gebaut werden. archivfoto: bettina merkelbach

Maintal – Keinem etwas wegnehmen, aber Geflüchteten eine Unterkunft geben: Das wollen alle Politiker, gleich welcher Couleur. Aber wo sollen in Maintal Leichtbauhallen für Migrantinnen und Migranten aufgestellt werden? Fünf Mitglieder der CDU/FDP/SPD-Kooperation in der Stadtverordnetenversammlung stimmten gegen drei der „Opposition“ für die Magistratsvorlage. Demnach soll die Stadt Bauanträge für die Festplätze in Bischofsheim und Hochstadt stellen. Auf beiden Arealen sollen Leichtbauhallen als provisorische Unterkünfte errichtet werden.

Das Thema wurde schon vielfach diskutiert, erinnerte Ausschussvorsitzender Necdet Kalipcioglu (SPD) und warb dafür, eine gemeinsame Lösung zu verabschieden. „Es gibt keinen Standort, an dem es keine Nachteile gibt“, gab er zu bedenken. Und: „Die Despoten dieser Welt machen es uns nicht leicht.“ Hilfe suchende Menschen würden nicht weniger. Sozialdemokrat Frank Maisch sagte, ihn bringe „keiner der Standorte in Ekstase“, er bewertete alle Festplätze als ungeeignet. Temporär bedeute oft dauerhaft, verwies er auf die Vergangenheit. „Wir wollen unseren Bürgerinnen und Bürgern nichts nehmen, dennoch gute Gastgeber sein“, hieß es. In Hochstadt sollte die Nutzung für Jugendliche weiter möglich sein, das Angebot könne durch ein zusätzliches Sportfeld und überdachte Sitzmöglichkeiten vergrößert werden. Neben einer Halle sei es weiterhin möglich, Feste auf dem Gelände zu feiern. Auch das Fußball- und Basketballfeld in Hochstadt würden bleiben, betonte Monika Vogel, Fraktionsvorsitzende der Grünen. Es sei dennoch schlechter Stil, heimische Jugendliche gegen Geflüchtete auszuspielen. Das Grundstück der evangelischen Kirche gegenüber des Bürgerhauses in Bischofsheim floss ebenfalls in die Diskussion ein, das aber angemietet werden müsste. Das Ambrosius-Gelände könne für drei Jahre kostenfrei genutzt werden. Nicht sehr passend für eine Unterbringung sei das Real-Gelände, hieß es.

Vorsitzender Kalipcioglu plädierte für Ausgewogenheit bei der Verteilung der Geflüchteten, nicht alle sollten nach Dörnigheim kommen, wo es schon mehrere Unterkünfte gebe. „Wir wissen nicht, was im Sommer und Herbst passiert. Wie viele Menschen sich auf den Weg nach Europa machen, ist nicht einzuschätzen“, meinte er. Die Hallen sollen bis Ende 2024 angemietet werden, damit werde der Hochstädter Festplatz nur ein Jahr eingeschränkt, argumentierten mehrere Ausschussmitglieder: „Wir erwarten Solidarität und dass wir uns nicht nur auf einen Stadtteil konzentrieren“. 80 Prozent der Geflüchteten seien derzeit in Dörnigheim untergebracht.

Kerstin Winter (CDU) wollte „Hochstadt nicht ausschließen“, aber der kleine Festplatz werde „sehr rege genutzt“ und durch den Wegfall von 1200 der 2000 Quadratmeter stark eingeschränkt. Das Kling-Gelände sei sinnvoller und liege auch in Hochstadt. Andere Stimmen wollten die Menschen nicht am Rande der Stadt einquartieren, die Festplätze lägen weit entfernt von Nahverkehr und Läden. „Wir brauchen auch Lösungen für die Menschen, die schon da sind“, warf Vogel ein. Für Bürgermeisterin Monika Böttcher (parteilos) war das ausschlaggebende Argument, dass die meisten Flüchtlinge in Dörnigheim leben. Es solle nun in Bischofsheim begonnen werden, „vorübergehend“ eine Leichtbauhalle zu errichten.

Götz Winter (CDU) warf ein, temporär sei ein Wunschdenken. „Wir müssen Plätze finden, die dauerhaft nutzbar sind.“

Von Michael Prochnow