Langenselbolder Guido Warnecke ist weltweit als Ferry-Pilot unterwegs Er überführt Privatflugzeuge

Das Fliegen ist die Leidenschaft des 59-jährigen Guido Warnecke, die der Langenselbolder bereits mit sieben Jahren für sich entdeckt hat.

Langenselbold – Wer sich hierzulande ein neues Auto kauft, muss zusätzlich zum Kaufpreis zumeist auch noch Überführungskosten einrechnen – sofern man sein „neues Schätzchen“ nicht selbst direkt im Werk oder beim Autohändler abholt. Diese Kosten können sich zwischen einigen hundert bis zu weit über 1000 Euro bewegen. In der Regel werden die Pkw aber mit einem Autotransporter auf der Straße oder mit der Bahn transportiert.

Es gibt aber auch einige Menschen, die kaufen sich eine Yacht oder gar ein Flugzeug. Und das passiert nicht gerade um die Ecke im Kaufhaus, von wo man es sich gleich mit nach Hause nehmen kann. Bei der Überführung eines Flugzeugs sind dann die Ferry-Piloten gefragt.

Der Ferry flight, sprich der Überführungsflug, ist im Prinzip vergleichbar mit der erwähnten Überführung eines Autos. Mit dem Unterschied, dass hier die Kosten um einiges höher liegen. So muss der Käufer eines kleinen Privatflugzeuges gut und gerne mehrere zehntausend Euro beziehungsweise Dollar auf den Tisch legen – denn auch für Flugbenzin sind die Preise in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen.

Und dann braucht man natürlich noch einen qualifizierten Piloten. Weltweit gibt es jedoch nur etwa 50 Piloten, die diese Ferry flights durchführen. Und davon wiederum kommen lediglich zwei Piloten aus Deutschland, die dieses Nischengeschäft der Fliegerei betreiben.

Einer dieser beiden Piloten ist der 59-jährige Guido Warnecke aus Langenselbold. Schon in frühester Kindheit hatte er den ersten Kontakt zur Fliegerei. Sein Vater war damals Geschäftsführer beim Aero-Club in Gelnhausen und besaß eine eigene Cessna 172, ein viersitziges Kleinflugzeug. So hegte Guido Warnecke im Alter von bereits sieben Jahren das erste Mal den Wunsch, einmal selbst Pilot werden zu wollen. Doch bis dahin sollte es noch ein weiter Weg werden.

Geboren wurde Guido Warnecke 1962 in Moers. Er stammt aus einer Bergbaufamilie. Seine Eltern zogen mit ihm in den 1960er Jahren nach Langenselbold in den Ellenbügel. Er besuchte hier die Schule am Weinberg und studierte später Bergbau. Anfang der 2000er Jahre ging er nach Südafrika, wo er als Bergbauingenieur in verschiedenen Minen tätig war. Zu dieser Zeit hatte Warnecke aber bereits lange seine Pilotenlizenz in der Tasche und schon viele hundert Flugstunden Erfahrung in der Luft gesammelt.

Es ergab sich, dass des öfteren Mitarbeiter der Minen in Südafrika, für die Guido Warnecke tätig war, im Land reisen mussten. Da er dort auch die Fluglizenz gemacht hatte, lag es nahe, selbst seine Kollegen als Pilot mit dem Flugzeug zu den entlegenen Minen zu bringen. Hinzu kam, dass dort auch gelegentlich Flugzeuge überführt werden mussten. Dies übernahm Warnecke gerne und merkte dabei schnell, dass ihm diese Art von Berufsfliegerei sehr gut gefiel. Gerne erinnert sich der Selbolder an 2013 bis 2014, als er ein Jahr lang als Privatpilot für einen Scheich in Katar dessen Privatflugzeug steuerte. Vor zwei Jahren machte sich Guido Warnecke dann endgültig selbstständig und gründete sein Ein-Mann Unternehmen zur Überführung von Privatflugzeugen in den USA und Südafrika. Neben dem Fliegen muss sich Warnecke nun auch um die ganzen organisatorischen Dinge kümmern.

Zwar hat er seinen Hauptwohnsitz aus beruflichen Gründen mittlerweile in den USA, jedoch kommt er auch noch oft nach Langenselbold, von wo aus er auch am Notebook die Planung für seinen nächsten Flug vornehmen kann. „So ein Flug kann gut und gerne mal drei Tage dauern, wenn größere Strecken zurückgelegt werden müssen“, berichtet Warnecke aus seinem großen Erfahrungsschatz. „Und wenn es hoch über den Atlantik und Grönland geht, dann fliege ich mit Sauerstoff und dicker Jacke!“, verdeutlicht der Langenselbolder, dass sein Beruf durchaus abenteuerliche Züge in sich trägt.

Seine Flüge dokumentiert Guido Warnecke seit 2007 auf einem eigenen Youtube-Kanal, den weltweit fast 78 000 Menschen abonniert haben. Fast 19 Millionen Mal sind seine Flug-Videos bisher bereits angeklickt worden. Durch diese hohen Klickraten hat er auch eine kleine Nebeneinnahme, die ihm sein Hobby finanziert: die Fotografie. Ausgerüstet wie ein Profifotograf macht Guido Warnecke gerne Bilder von anderen Flugzeugen – egal ob eine zweisitzige Piper 18 oder ein A380, der über Langenselbold fliegt.

Weitere Informationen über den Selbolder und seine Aktivitäten sowie auch Links zu den Youtube-Filmen finden sich auf der Internetseite guido-warnecke.com.
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