"swing tanzen verboten" im Hanauer Kulturforum

Emil Mangelsdorff. Foto: privat

Gesprächskonzert mit Emil Mangelsdorff und seinem Quartett. Bereits seit 34 Jahren ist Emil Mangelsdorff mit seinen Gesprächskonzerten "swing tanzen verboten“ in Kulturzentren, Kirchengemeinden und Schulen unterwegs.

Im April dieses Jahres ist Mangelsdorff 94 Jahre alt geworden und die Reihe wird fortgesetzt. Der Trägerverein Kulturzentrum Pumpstation e.V. freut sich sehr in Kooperation mit der Kulturinitiative Kultur im Ghetto, Frankfurt, eine dieser eindrucksvollen Veranstaltungen am Freitag, 8. November im Kulturforum Hanau präsentieren zu dürfen.

Ermöglicht wird dies durch Fördermittel aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die im Rahmen des Hanauer Projekts „Demokratie (er)leben“ vergeben werden.

Emil Mangelsdorff, 1925 in Frankfurt am Main geboren und unter den Bedingungen des Nazisystems herangewachsen, musiziert und berichtet in seiner lebhaften und humorvollen Gabe von den Erfahrungen und Erlebnissen des Jugendlichen Emil, der seine Leidenschaft zum Jazz entdeckt und entschlossen ist, Jazzmusiker zu werden. Er gehört zu jener "Swing-Jugend" in Frankfurt, die eine Gegenkultur zum NS-System lebt und Maßnahmen der Gestapo bis hin zur Verhaftung erträgt. Der Staat, in dem er aufwächst, unterdrückt und verfolgt jede künstlerische Artikulation, deren Basis Freiheit und Menschenwürde ist. Emil, von der Ausdruckskraft des Jazz, von der Vielfalt der Mittel dieser Musik beeindruckt, erfährt, daß kulturelle Neugier, Kreativität und Offenheit ausreichen, um die Staatsgewalt auf den Plan zu rufen.

Aus der Perspektive eines Jugendlichen erzählt Mangelsdorff, eindrucksvoll und lebendig zeigt er, daß Zivilcourage und ein Bekenntnis zu kultureller Vielfalt in jeder Gesellschaft möglich und notwendig ist, daß der aufrechte Gang aber auch Spaß macht. Generationen junger und alter Menschen waren bei seinen Touren ein begeistertes Publikum.

„Gerade in Zeiten, in denen Parteien in Parlamenten Anfragen stellen, um auf die Kürzung und Streichung von Mitteln für Kultur hinzuwirken, die ihnen unbequem scheint, da sie kritisch und gesellschaftspolitisch engagiert ist, scheint es uns besonders wichtig und aktuell, von Zeitzeugen zu hören und zu lernen. Zu erfahren, was es bedeutet, verfolgt zu werden, weil man sich kreativ betätigt. Es ist für Menschen jeden Alters von Bedeutung, sich bewusst zu werden, dass die Freiheit der Kunst und Kultur keineswegs eine Selbstverständlichkeit sein muss.“, sagt Lucas Schobert vom Trägerverein über die Veranstaltung. Vorstandsmitglied Melanie Viel ergänzt: „Besonders schön ist es natürlich, wenn sich die Beschäftigung mit einem so wichtigen Thema mit spannenden und auch lustigen Geschichten und guter Musik verbindet, wie das bei Emil Mangelsdorff der Fall ist.“

Emil Mangelsdorff erhielt das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Für seine Aktivität in der "Swing-Jugend" in Frankfurt wurde er mit der Johanna-Kirchner-Medaille und mit der Goethe-Plakette seiner Geburtsstadt geehrt. Er ist Träger der Wilhelm-Leuschner-Medaille des Landes Hessen und der Goethe-Plakette des Landes, wie vor ihm der Philosoph Max Horkheimer, der Komponist Carl Orff, der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki und der Karikaturist Chlodwig Poth. Der Hessische Minister für Wissenschaft und Kunst hat Emil Mangelsdorff den Titel „Ehrenprofessor“ verliehen.

Das Gesprächskonzert „swing tanzen verboten“ von und mit Emil Mangelsdorff und seinem Quartett findet am Freitag, 8. November um 20 Uhr (Beginn) im Kulturforum statt. Eintrittskarten kosten im Vorverkauf z.B. im Buchladen am Freiheitsplatz und dem gesamten Netz von reservix 9,30 € inklusive Gebühren, ermäßigt 6,00 €. Schüler*innen und ähnliche Gruppen können sich unter info[at]kuz-hanau[dot]de auch zu speziellen Konditionen

anmelden.

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